Mittwoch, 26. Juni: Für „Systemfehler – Wenn Inge tanzt“, die erste eigene Produktion des erfolgreichen Kölner Verleihlabels Splendid Film, war es naheliegend, die Premiere in der Domstadt abzuhalten – schließlich war der Film um die Probleme einer aufstrebenden Teenieband von Wolfgang Groos fast ausschließlich in Köln gedreht worden. Gut vierzehn Tage vor dem bundesweiten Kinostart begrüßte man im Cinedom am Mediapark deswegen schon Ende Juni zahlreiche Crew- und Castmitglieder des Films, von denen Altstar Peter Kraus sicherlich den größten Eindruck hinterließ. Für ihn drängten sich Fans der unterschiedlichsten Generationen am Roten Teppich, um ein Foto oder ein Autogramm des einstigen Teenieidols zu ergattern, der mittlerweile schon mehr als sechzig Jahre im Rampenlicht steht. An seiner Seite, im Film und bei der Premiere, sorgten aber auch die jugendlichen Hauptdarsteller für Kreischalarm und nutzten die Chance, im Blitzlichtgewitter und dem Fangedränge ihre neue Popularität voll auszuschöpfen.
Als Musikfilm, der die unterschiedlichsten Stilrichtungen bedient und viele verschiedene Musikgeschmäcker zufrieden stellen dürfte, ist „Systemfehler – Wenn Inge tanzt“ ein interessantes und ungewöhnliches Projekt im Teeniefilmbereich. Helmut Zerlett ist gern gesehener Premierengast in Kölner Kinos, kam an diesem Abend aber auch in seiner Funktion als Komponist des Soundtracks. Auf dem Roten Teppich erzählte er: „Es ist für einen Musiker immer etwas ganz Besonderes, bei einem Musikfilm mitzumachen. Ich konnte hier sehr viele Songs komponieren, von Hip Hop über Grunge bis Spacy und Reggae ganz viele verschiedene Sachen machen.“ Peter Kraus nahm in Zerletts Studio den Schlagertitel „Rosen aus Hawaii“ auf, den der Komponist eigens für ihn geschrieben hatte. „Das hat super viel Spaß gemacht, der ist so ein toller Sänger!“ Drei der vier Bandmitglieder aus dem Film hatten auch privat im Vorfeld schon in verschiedenen Bands musiziert. Insofern brachten sie reichlich Erfahrung für ihre jeweiligen Rollen im Film mit. Thando Walbaum verriet, dass er seinen eigenen Musikstil zu Beginn überhaupt nicht einbringen konnte, weil die Musik der Band „Systemfehler“ nicht im Geringsten seinen eigenen Vorlieben entsprach. „Aber, als wir die ersten Proben hatten, lief es, und dann hatten wir einfach ein gutes Gefühl.“
Constantin von Jascheroff, der unter dem Pseudonym Conna bereits 2008 ein Hip-Hop-Album veröffentlicht hatte, ergänzte: „Wir haben unsere Musikenergie mitgebracht, und das hat uns innerhalb kurzer Zeit zusammengeschweißt.“ Der dritte im Bunde, Tino Mewes, der als Lado Youngler mit einer Rockband auftritt, sah durchaus Ähnlichkeiten zwischen seiner eigenen und der fiktiven Musik im Film. Nur mit seinem Instrument konnte er sich nicht so recht identifizieren, da er hier mit Constantin von Jascheroff für den Film die Rollen tauschen musste. Uneins ist man sich, ob bei einem Erfolg des Soundtracks zum Film in den nächsten Monaten auch eine Tournee mit der Band „Systemfehler“ auf dem Programm steht. Auf Thando Walbaums eher zögerliches „Tour würde ich jetzt nicht sagen“ fiel von Jascheroff euphorisch ein: „Logisch gehen wir auf Tournee, World Tour, ganz klar!“ Hauptdarsteller Tim Oliver Schultz verbindet mit den Dreharbeiten in Köln eine sehr schöne Zeit. In einer recht langen Vorbereitungszeit und während des Drehs hatte er mit Constantin von Jascheroff am Rathenauplatz zusammengewohnt. „Das war eine sehr intensive Zeit, bei der wir alle prima zusammengearbeitet haben. Köln ist auch echt eine coole Stadt.“ Die Möglichkeit einer Tournee möchte er nun zunächst einmal vom Erfolg des dazugehörigen Films abhängig machen.
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