Zehn kleine Bodybuilderinnen zeigen, was sie zeigen können. Zwei Minuten lang, jede hat einen eigenen Player, wie ein Stammbaum hängen sie an der Wand im Bonner Kunstmuseum, wo die 16. Videonale läuft. Die Installation der US-Amerikanerin Rachel Rampleman zeigt auf einfache Weise, wie sich die Videoarbeiten verändert haben, wie sie sich mischen mit anderen Kunstformen, wie sie auch selbst anders wahrgenommen werden wollen. Sie inszeniert ein Frauenbild, das sich aus den üblichen Blicklinien befreit hat, das dafür selbst typische Geschlechtsmerkmale wegtrainiert, das jedem weiblichen Aspekt zu widersprechen scheint. Ohne Ton, in einer Endlosschleife hängen sie da, die „Bodybuilder Vignettes“ (2016).
Wieder einmal war es eine Sisyphusarbeit aus den 2339 Einsendungen aus 85 Ländern die 43 Videos aus insgesamt 17 Ländern für den Wettbewerb auszuwählen. Obwohl der Begriff Video keine definitive Gültigkeit mehr besitzt. Die neue Formulierung nennt die Werke „zeitbasierte Kunstformen“ und hat unter dem dafür sinnigen Titel „Perform!“ auch Mitschnitte von Liveperformances zugelassen. Im Laufe der Ausstellung werden solche auch tatsächlich im Museum zu sehen sein. Dass Technik dabei nicht immer die Ideen schlägt, erklärt die künstlerische Leiterin Tasja Langenbach, wenn auch viele Filme nur mit einem enormen finanziellen Aufwand realisiert werden können.
Präsentiert werden die Streifen, die Objekte in Schaukästen und die Fotos an der Wand zwischen Vorhängen aus Silberfolie. Das ist nicht aufwändig, aber für den Konsum sehr hilfreich. Schon Terminals mit vier Arbeiten schaffen eine enge Atmosphäre auf den schwarzen Hockern, große Formate haben es da leichter. Gerechnet hat Tasja Langenbach auch: Zwischen 13 und 14 Stunden würde es dauern, wenn man alle Arbeiten sehen wollte. Man muss also heimlich ein Schnittchen einpacken oder sich einfach zwischen der blutjungen Olivia Newton-John im textual überschriebenen „Grease“-Loop („[…] craving for narrative“, Max Grau, 2015, 24 Min.) und autobiografischen Initiationsriten in den Bergen Lesothos („Initiation“, Teboho Edkins, 2016, 11 Min.) treiben lassen. Überall rücken der Mensch und seine Wirklichkeit in den Mittelpunkt – als plastisches Objekt bei Jasmin Bigler & Nicole Weibel („Im Nebensinn von Dagmar und Doris“, 2016, 6 Min.) oder als Objekt der Beobachtung (Julia Scher, „lip sync“, 2015, 4 Min.).
Preisträgerin des Videonale Preises der „fluentum collection“ wurde die Marokkanerin Randa Maroufis für ihren Film „The Park“ (2015, 14 Min.), den sie in einem verwilderten Park in ihrer Geburtsstadt Casablanca gedreht hat. Wie formulierte es die Jury: „Der Betrachter wird mitgenommen in einen Alltag, der von Langeweile und Gewalt geprägt zu sein scheint. Denn eingebettet in die gefühlte Trägheit des Augenblicks, informiert die Tonebene über kriminelle Aktivitäten von Jugendlichen und deren Inszenierung in den sozialen Netzwerken.“ Die Aktualität schlägt die Kunst.
Videonale.16 | bis 2.4. | Kunstmuseum Bonn | videonale.org
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