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Diana Lelonek, Center for living things, seit 2016
Foto: Dirk Wetzel, Courtesy Culturescapes

Aus dem Nachbarland

08. August 2022

Dorothea von Stetten-Kunstpreis im Kunstmuseum Bonn – Kunstwandel 08/22

Hell erleuchtete Vitrinen in einem Darkroom des Bonner Kunstmuseums sind die ersten Eindrücke der drei Preisträger:innen des diesjährigen Dorothea von Stetten-Kunstpreises, der in diesem Jahr junge Kunst aus Polen auszeichnet. Bereits zum 20. Mal findet das Event dort statt, in diesem Jahr wieder ohne Maskenpflicht. Dass es drei Gewinner:innen gibt, ist allerdings ein Novum, zum ersten Mal in der Geschichte des Preises haben die ausgewählten Künstler:innen beschlossen, die Auszeichnung und das Preisgeld von 10.000 Euro zu teilen. Diana Lelonek zeigt in den Vitrinen ihre „Abfallpflanzen“, die auf nutzlos gewordenen Alltagsgegenständen wachsen und von der Künstlerin in den Schaukästen mit Licht, Luft und ab und an mit H2O-Sprühnebel genährt werden. Trotz des mülldeponiehaften Wirkens der Objekte erzielen sie eine enorme ästhetische Wirkung in der Gesamtkomposition, wenn sich die Besucher:innen darauf einlassen. Drei großformatige Fotografien an den Wänden untermalen diese Beobachtung eines Reizes des eigentlich Belanglosen. Wie von der Künstlerin gefordert ist der Blickwinkel auf Biotope verändert.

Offensiv religiös geht es weiter. Daniel Rycharski reflektiert sexuelle Identität zwischen den Pfeilern Glauben und ländlicher Provinzialität. Seine Arbeiten unter dem Titel „Liebe ist für alle da, auch für mich“, ein Rammstein-Zitat von 2009, erheben das Kruzifix zur seriellenObjekthaftigkeit. Ein Kreuzträgt die ganze Konstruktion eines Nestes samt bunten Federn, in der Ecke bilden dutzende schwarze Kruzifixe eine mächtige Raute. Gefundene Objekte aus seiner dörflichen Heimat widmet er um, ein altes rostiges Schwungrad wird mit Milch und Öl gefüllt zum Ying und Yang-Symbol des Daoismus. Wie in der polnischen Gesellschaft heute stehen sich zwei rivalisierende Kräfte gegenüber, die Rycharski scheinbar zu glätten versucht, so können die Besucher:innen durch einen aufgestellten Sarg hindurchgehen anstatt darin zu liegen.

Dünne Stahlstangen schlängeln sich bei Zuza Golińska durch den Raum, hier und da sind die erratischen Formen zusammengeschweißt, drapiert mit altrosa Stoffbahnen, die mal mehr mal, weniger organische Körper bilden und hier und da vom Stahl wohl verwundet werden, „The Claws of Events“ ist ihre neueste Arbeit und in der berühmten Danziger Werft entstanden.

20. Dorothea von Stetten-Kunstpreis | bis 4.9. | Kunstmuseum Bonn | 0228 77 62 60

Peter Ortmann

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