
Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!
Deutschland 2014, Laufzeit: 100 Min., FSK 16
Regie: Oskar Roehler
Darsteller: Tom Schilling, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Emilia Schüle, Frederick Lau, Samuel Finzi, Hannelore Hoger
>> www.eslebederpunk.x-verleih.de
Skurrile Komödie
Lektion in Anarchie
„Tod den Hippies – Es lebe der Punk!“ von Oskar Roehler
Interview mit Hauptdarsteller Tom Schilling
Setbesuch
Robert (Tom Schilling) hat genug vom Hippie-Kult auf seiner Schule und haut ab nach Westberlin. Sein alter Kumpel Schwarz (Wilson Gonzalez Ochsenknecht) besitzt dort eine Peep-Show, bei der Robert als Putzkraft anheuert. Ab jetzt heißt es Wichskabinen sauber machen und den Mädchen „Schweinsbraten“ servieren. Dabei verliebt er sich in Sanja (Emilia Schüle), eine amerikanische Nachtclubtänzerin. Zwischen der legendären Bar „Risiko“ und ihren Anarcho-Behausungen lassen sich die beiden gestrandeten Seelen durch die Berliner Nacht treiben.
Verfallene Bauten, billiger Schnaps und jede Menge Platz zum Sein – West-Berlin Anfang der 80er klingt nach Anarchie pur, und so erweckt dieser Film doch eine gewisse Wehmut, nicht dabei gewesen zu sein. Kein Plan, keine Zukunft, das Leben nehmen, wie es kommt. Ist es nicht das, wonach sich der Öko-Spießer von heute insgeheim sehnt? Oskar Roehler bedient diese Sehnsucht mit einer gehörigen Portion Ironie und Skurrilitäten an jeder Ecke und bezieht sich dabei auf seinen autobiografisch geprägten Roman „Mein Leben als Affenarsch“.
Ob Hannelore Hoger als Ex-Frau vom RAF-Kassenwart über einen geplanten Mord fabuliert oder Frederick Lau als schwuler Nazi im Fetischmilieu seine Erfüllung findet: Oskar Roehlers Kabinett der schrägen Persönlichkeiten kann sich sehen lassen.
Wobei einige Figuren eher Karikaturen ähneln als vielfältigen Charakteren und man sich bei mancher Szene fragt, ob leichtes Overacting und Text-wie-abgelesen- sprechen als Stilmittel verstanden werden. Ist aber wurscht, denn die wahren Gefühle zeigt Tom Schilling in der Rolle als Robert. Es verletzt ihn, dass seine Mutter im Fernsehen davon redet, ihn besser hätte abtreiben lassen sollen, und sein Vater nur „die Gudrun” von der RAF zu lieben scheint.
Auch mit Selbstreferenzen wird nicht gespart, so denkt man bei Hannelore Hoger zunächst unfreiwillig an Bella Block mit Fetischhut und bei genauerem Hinsehen an Röhlers Film „Die Unberührbare“ aus dem Jahr 2000 mit Hannelore Elsner. Auch thematisch passt die Verbindung: Während Oskar Roehler in „Die Unberührbare“ die Zeit nach dem Mauerfall verarbeitet, beschäftigt er sich in „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!“ mit der Zeit davor.
Die größte Huldigung erhält jedoch die legendäre Bar „Risiko“ in Berlin-Kreuzberg. Dort tummelte sich vor 25 Jahren von Wim Wenders bis Nick Cave alles, was Rang und Namen hatte, bzw. alles, was total dicht sein wollte.
Auch wenn der Film hier und da dramaturgisch etwas holperig ist, taugt er doch als skurriles Stimmungsbild West-Berlins der 80er Jahre. Mal bunt, mal schwarzweiß, mit vielen Popkultur-Zitaten und einer ordentlichen Dosis schwarzem Humor kann man sich getrost mit ein paar Freunden und einem sprudelnden Kaltgetränk auf den Weg nach Absurdistan machen.
(Nina Heinrichs)

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