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The Insider
USA 1999, Laufzeit: 150 Min., FSK 6
Regie: Michael Mann
Darsteller: Al Pacino, Russell Crowe, Christopher Plummer, Diane Venora, Philip Baker Hall, Lindsay Crouse, Debi Mazar, Stephen Tobolowsky, Colm Feore, Bruce McGill, Gina Gershon, Michael Gambon, Rip Torn, Lynne Thigpen, Hallie Kate Eisenberg, Michael Paul Chan, Linda Hart

Die amerikanische Tabakindustrie musste 1998 Hunderte Milliarden Dollar an die Staatskassen zahlen, um eine Schadenersatzklage abzuwehren. Im Vorfeld hatte die Aussage eines einzigen Mannes öffentlich gemacht, mit welchen Mitteln die Zigarettenproduzenten sicherstellen, dass Nikotinsucht zum Profitbringer wird. Dr. Jeffrey Wigand, Chemiker und Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung eines Tabakkonzerns, hatte nach seiner Entlassung entgegen der von ihm abgegebenen Verschwiegenheitsverpflichtung brisante Informationen preisgegeben . Er war der "Insider". Ein packendes Drama, wie es von keinem Drehbuchautor besser erfunden werden konnte: konspirative Treffen, Morddrohungen gegen Wigand und seine Familie, Bodyguards, FBI-Beschattung, Zusammenbruch der finanziellen Verhältnisse, Ehescheidung. Als seine Aussage für eine populäre News-Show aufgezeichnet ist, entscheidet der Sender, das Material nicht zu senden - aus Angst vor einer Millionenklage der Tabakindustrie. Der Mann ist am Ende, doch dank der Solidarität von Lowell Bergman, des Produzenten der Sendung, der die heißen Informationen an andere Medien lanciert, endet Wigands Initiative nicht in einem persönlichen Desaster, sondern mobilisiert schließlich doch die ganze Nation. Al Pacino ist Lowell Bergmann. Die Rolle scheint ihm wie auf den Leib geschrieben. Ein Enthüllungs-Journalist, der wie ein Besessener recherchiert, kämpft, hadert, persönliches Engagement zeigt. Nahaufnahmen zeigen sein Gesicht, fangen die banal erscheinenden Momente ein, bei denen er wieder ein Stück weiterkommt. Das Telefon, sein Mund, der hineinspricht, sein Ohr, das auf die nächste wichtige Information horcht: sie sind fast so etwas wie die wichtigsten Nebendarsteller in diesem Film von Michael Mann ("Heat"), der über zweieinhalb Stunden eine ungeheure Spannung hält. Eric Roth ("Forrest Gump", "Der Pferdeflüsterer") beweist erneut, wie brillant er einen Stoff für die Leinwand umzusetzen vermag. Vorlage war der "Vanity Fair"-Artikel "Der Mann, der zuviel wusste" von Marie Brenner. Und dann ist da noch Russel Crowe ("L.A. Confidential") als Dr. Wigand. Er ist der Mittelpunkt des Films. An seinem Gesicht, seinen linkischen Bewegungen kann man die Spuren der Qual ablesen, die sein Schritt nach sich zieht. Hier wird mit verblüffender physischer Präsenz glaubhaft gemacht, wie aus dem Agenten eines perfekten ökonomischen Systems ein gehetzter, verunsicherter, fast armseliger Held wider Willen wird. Kein pathetischer Befreiungsschlag, kein Werk der großen Gesten ist dieser handwerklich perfekte Film, vielmehr eine erschütternde Dokumentation, die zeigt, wie riskant und mühsam es ist, der Wahrheit zum Recht zu verhelfen. Letztlich war Wigands Schritt natürlich folgenlos: am Zigarettenkonsum und an den Profiten der Suchtindustrie hat sich durch die Enthüllungen nichts geändert.

(Heinz Holzapfel)

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