Nachtgestalten
Deutschland 1998, Laufzeit: 103 Min.
Regie: Andreas Dresen
Darsteller: Meriam Abbas, Dominique Horwitz, Oliver Bäßler, Susanne Bormann, Michael Gwisdek, Ricardo Valentim, Ade Sapara, Imogen Kogge, Horst Krause, Axel Prahl
Nachts sind alle Katzen grau
Colonia (683), 29.06.2003
Andreas Dresens zweiter Kinofilm aus dem Jahr 1998 ist so ganz anders als die meisten Produkte heimischer Fabrikation der 90er Jahre. Der platten Komödien überdrüssig, folgt
der Zuschauer in "Nachtgestalten" den unterschiedlichsten Gestalten durch Berlin. Es ist ein Berlin abseits der Politik und des Glanzes: Ein Obdachlosenpärchen, ein alter Mann, der sich wider Willen eines angolanischen Jungens annimmt, Punker, Taxifahrer, ein Landei und eine drogenabhängige Prostituierte. Zugegeben, letztlich Klischeegestalten, wie es sie in der Wirklichkeit jedoch zur Genüge gibt.
Das Ganze erinnert in der Machart sehr stark an "Short Cuts" und spielt in einer einzigen Nacht. Die Idee ist nicht neu und "Nachtgestalten" nicht sonderlich innovativ, Dresen erweist sich hier wie in seinen anderen Filmen und Dokumentationen aber als genauer Beobachter der Menschen. Das hat - ganz Dresen-like - selbstverständlich auch satirische Momente und ist zudem mit guten Schauspielern besetzt (Dominique Horwitz, Michael Gwisdek und in einer kleinen Rolle als Polizist Axel Prahl, Dresens Hauptdarsteller im später entstandenen "Halbe Treppe").
Dass Andreas Dresen, der sein Handwerk von 1986 bis 1991 an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg lernte, von Film zu Film immer besser wird, erwähnte ich bereits in einer anderen Besprechung. "Nachtgestalten" bestätigt diese Ansicht. Der Film ist bemerkenswert und gut gemacht, erreicht aber noch nicht ganz die Qualität von "Halbe Treppe" (2002) oder "Herr Wichmann von der CDU" (2003). Man darf also gespannt bleiben auf weitere Dresen-Werke.
Ach ja: Berlin sieht in "Nachtgestalten" fast aus wie eine richtige Großstadt ;-p
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