In meinem Himmel
USA/GB/NZ 2009, Laufzeit: 136 Min., FSK 12
Regie: Peter Jackson
Darsteller: Saoirse Ronan, Mark Wahlberg, Rachel Weisz, Susan Sarandon, Stanley Tucci, Christian Thomas Ashdale, Michael Imperioli, Nikki SooHoo, Jake Abel
Eine 14Jährige wird ermordet und landet in einer Zwischenwelt, von wo aus sie das Geschehen auf Erden verfolgt.
Hobbits und King Kong adieu – Peter Jackson ist erstmals seit „Heavenly Creatures“ wieder in unserer Realität angekommen. Doch keine Angst – auch hier wird die Wirklichkeit um eine phantastische Dimension bereichert. Wir schreiben das Jahr 1973, und aus dem Off erzählt die 14jährige Susie (Saoirse Ronan) ihre Geschichte. Von ihren geliebten Eltern (Mark Wahlberg, Rachel Weisz), ihren Geschwistern, der Kleinstadtidylle, dem hübschen Jungen aus der Einkaufsmall – und ganz beiläufig erwähnt Susie dann noch, dass sie schon bald ermordet wird. Von einem Nachbarn (großartig unscheinbar und psychopatisch: Stanley Tucci), der zurückgezogen lebt und den Mord akribisch vorbereitet. So platzt schon bald das Grauen ins Familienglück, das Susie in eine bunte Zwischenwelt, die dem Himmel vorgelagert ist, verschlägt: Eine fantastische, farbenfrohe Dimension, aus der Susie noch das Leben ihrer Familie verfolgen kann und von wo aus sie uns ihre Geschichte erzählt. Eine Welt fern der unseren, die es ihr aber noch erlaubt, besonders sensible Menschen zu berühren. Während Susie beim Hüpfen durchs grünste Grün ein anderes Mädchen kennenlernt, versucht ihre Familie, ihren Tod zu verarbeiten. Und der Mörder plant seine nächste Tat.
„Heavenly Creatures“ wäre auch ein passender Titel für dieses Erwachsenen- Märchen gewesen. Peter Jackson verfilmt für seinen neuesten Streich den erfolgreichen Roman der amerikanischen Schriftstellerin Alice Sebold aus dem Jahr 2002. Eine Herausforderung nicht nur in ästhetischer, sondern auch in dramaturgischer Hinsicht. Dass der „Herr der Ringe“-Regisseur im Entwerfen phantastischer Welten erprobt ist, liegt ja bereits in seiner filmischen Vergangenheit begründet: Auch bei „In meinem Himmel“ darf sich Jackson eine eigene, quietschbunte Welt erschaffen. Da spaziert die staunende Susie in einer Szene durch alle Jahreszeiten, gewaltige Flaschenschiffe stranden in Meeresbuchten, zeigerlose Uhren thronen über Landschaften, die unaufhörlich in Bewegung sind. Für die einen mag das Kitsch sein, für die anderen ist es schlichtweg umwerfend, was Jackson da auf die Leinwand zaubert. Leichte Probleme macht dem Epen erprobten Leinwanderzähler indes die Geschichte selbst. Die Bedeutung der Zwischenwelt, diesem „in between“, wird nie wirklich greifbar. Warum bin ich hier? Die ewige Frage auf Erden stellt man sich auch „da oben“, ohne eine Antwort zu bekommen.
Jenseitsfantasie, Familiendrama, Serienmörder-Thriller – Jackson bringt so einiges unter einen Hut. Warum aber Susan Sarandon als Susies Großmutter mittendrin eine ganze Sequenz mit alberner Comedy liefert, was der Grundstimmung des Films gänzlich entgegenläuft, bleibt ein Rätsel. Abgesehen von solchen punktuellen Irritationen beweist Peter Jackson jedoch, wie bravourös verspielt und zärtlich, aber ebenso bedrohlich er zu inszenieren weiß. Und dass er woanders als bei erwähnter Szene natürlich doch ein Händchen hat für den Witz zur rechten Zeit.
(Hartmut Ernst)
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24