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Hwal - Der Bogen
Südkorea 2005, Laufzeit: 90 Min.
Regie: Kim Ki-duk
Darsteller: Jeon Sung-Hwan, Han Yeo-Reum, Seo Ji-Seok

Kim Ki-Duk hat ein Faible für ungewöhnliche Settings. Besonders gerne greift er auf isolierte Orte zurück, um seine Geschichten zu entfalten. In "The Isle" war es eine auf einem See schwimmende Fischerhütte und in "Frühling, Sommer, Herbst, Winter Ö und Frühling" war es – ganz ähnlich – ein in einem See schwimmendes Kloster. In seinem neusten Film "Hwal – Der Bogen" ist es nun ein ohne funktionstüchtigen Motor im Meer liegendes Boot. Neben dem Prinzip der Wiederholung ist dies ein Mittel, durch Selbstbeschränkung eine starke Konzentration auf die Geschichte herzustellen. Wortlos leben der alte Mann und das Mädchen ihr Leben, nur unterbrochen von den Besuchen von Ausflugsfischern, die der alte Mann für ein oder zwei Tage auf sein Boot holt. Ist die Wirkung des Mädchens auf den Mann unscharf zwischen Vater- und Männerliebe anzusiedeln, zeigen sich die Besucher des Boots unverblümt als respektlose Lüstlinge. Bei Übergriffen ist der Mann schnell mit seinem Bogen zur Stelle und markiert sein Terrain – zur Not mit dem Pfeil im Bein eines der Männer. Aber das Mädchen weiß sich auch gut selbst zu helfen und den Übergriffen zu entfliehen. Wenn der Bogen nicht der Verteidigung 'seines' Mädchens gilt, ist er entweder ein Musikinstrument oder Teil einer gefährlichen Zeremonie, mit der der Mann den Gästen orakelt. Als unter den Gästen ein Junge auftaucht, droht der Mann das Mädchen zu verlieren. Von da an ist die Beziehung nicht nur von Liebe, sondern zunehmend von Eifersucht bestimmt. Parallel dazu vollzieht der Bogen diese Bedeutungsverschiebung zunehmend vom Musikinstrument zur Waffe – nun nicht mehr als Schutz für das Mädchen eingesetzt. Der alte Mann verspielt die Sympathien bei dem Mädchen und bei den Zuschauern. Die poetisierte und symbolschwangere sexuelle Aufladung zum Ende hin ist recht penetrant und visuell längst nicht so beeindruckend wie beispielsweise in "The Isle" geraten. Dass Kim Ki-Duk nicht deutlich und nach gängigen Moralvorstellungen Partei ergreift, sorgt wie gehabt für Irritationen.

(Christian Meyer)

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