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Herr Wichmann von der CDU

Herr Wichmann von der CDU
Deutschland 2003, Laufzeit: 75 Min., FSK 0
Regie: Andreas Dresen

Nach seiner halben Treppe überrascht uns Andreas Dresen mit einem ganz ruhigen Dokumentarfilm über Herr Wichmann von der CDU. Dessen Wahlkreis ist die Uckermark, die man auch von Dresens Regisseur-Kollegen Volker Koepp kennen könnte. Dass die Region ansonsten eher selten Gesprächsthema ist, liegt daran, dass sie - im Nord-Osten Brandenburgs, an der polnischen Grenze gelegen - ein vergessener Landstrich ist. Hier liegt die Arbeitslosigkeit bei 25%, vor allem junge Menschen verlassen zahlreich die Region. Andreas Dresen hat im Sommer 2002 einen Monat lang Henryk Wichmann, den 25 Jahre jungen CDU-Kandidaten für die Bundestagswahl im Herbst 2002 bei seinem Wahlkampf beobachtet. Wichmann tritt gegen den übermächtigen Kandidaten der SPD mit viel Elan und Motivation an. Inmitten einer desillusionierten und zum größten Teil auch apolitischen (wenn nicht noch schlimmeres) Umgebung wirken seine Bemühungen aber häufig wie verzweifelte Taten eines machtlosen Idealisten. Dresen kümmert sich in seiner Dokumentation wenig um die politischen Inhalte seines Protagonisten und ist auch nicht darauf aus, ihn als konservativen Jungspund lächerlich zu machen - es wäre sicherlich ein leichtes gewesen. Nein, Dresen wählt mit seinem reduzierten Filmteam eine sehr zurückhaltende Beobachterperspektive und stellt somit lediglich eine Versuchsanordnung auf: was dann passiert, liegt kaum in seinen Händen. Nun, es ist klar, dass Zeit- und Ortswahl, Bildausschnitt, Perspektive und natürlich im Nachhinein der Schnitt, manipulative Eingriffe in Ereignisse sind und ein reines Abbilden sowieso nicht möglich ist. Aber gerade deshalb überrascht es um so mehr, dass die Personen, die im Film auftauchen, so offensichtlich unbekümmert von der Kamera sind. Und das ist wichtig, denn diese unterschiedlichen Menschen, Passanten von jung bis alt, Schulklassen, Senioren im Altersheim, Leute auf Volksfesten und Arbeiter in Betrieben, sie und das Land, in dem sie leben, sind Thema dieses Films, der nicht umsonst in der Reihe "Denk ich an Deutschland" präsentiert wird. Herr Wichmann ist weniger der portraitierte als der Vermittler für ein Portrait der ganzen Bevölkerung der Uckermark, mit der er in Verbindung tritt. Dass er als roter Faden durch den Film führt, hat allerdings auch seinetwegen einen so großen Unterhaltungswert: der Kontrast zwischen dem aufstrebenden Jungpolitiker und den Vergessenen der Uckermark könnte auf den ersten Blick kaum größer sein. Hier und da wirkt aber auch er in dieser Landschaft sehr verloren.

(Christian Meyer)

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