Für die Kinos läuft es eigentlich richtig gut. Nach dem Einbruch durch Corona haben viele Filme dafür gesorgt, dass hierzulande volle Kinosäle nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind. Trotzdem ist die Kino- und Filmbranche seit Monaten in Aufruhr. Zum einen schlagen bei einzelnen Kinos erst jetzt die Lücken durch Corona zu Buche. Zum anderen sorgen filmpolitische und allgemeine wirtschaftliche Entwicklungen für neue Unruhe, wo gerade die gröbsten Schwierigkeiten der Pandemie überwunden schienen.
So schleicht schon seit letztem Jahr die geplante und überfällige Novellierung des bundesweiten Filmförderungsgesetzes (FFG) wie ein Phantom durch die Branche. Im Februar wurde dann endlich ein Gesetzesentwurf veröffentlicht, worauf Initiativen, Verbände, Sender und andere Beteiligte und Betroffene trotz genereller Zustimmung unzählige offene Briefe an Kulturstaatsministerin Claudia Roth adressierten, um Änderungen in und Berücksichtigung von Details anmahnten. Im Mai hatte dann das Bundeskabinett dem Entwurf zugestimmt, der die Rahmenbedingungen für die Filmproduktion in Deutschland verbessern und entbürokratisieren soll, um die deutsche Filmwirtschaft zu stärken. Kritische Stimmen bemängeln die Zusammenlegung von Wirtschafts- und Kulturförderung sowie die Vernachlässigung von Verleih- und Kinoförderung. Daneben kritisierten Stimmen den Wegfall der Förderung von Kurzfilmen, Kinderfilmen und der Gütesiegel „Wertvoll“ bzw. „Besonders Wertvoll“. Das Gesetz soll am 1. Januar 2025 in Kraft treten.
Für die Filmbranche in NRW kommt hinzu, dass auf Landesebene die angekündigte Erhöhung des Kulturetats nicht umgesetzt wird, was bei der aktuellen Inflation mit höheren Kosten einer Kürzung gleichkommt, nicht zuletzt wegen der (durchaus lobenswerten) neuen Honoraruntergrenze für Kulturförderung. Im November letzten Jahres hatten daher mehr als 50 Initiativen und Vereine die Landesregierung in einem offenen Brief aufgefordert, die Kürzungen zurückzunehmen. Betroffen davon ist neben dem eh schon angeschlagenen und aktuell führungslosen Grimme Institut (aktuell bis 2025 finanziell abgesichert, die Verleihung des Grimme-Preises findet am 16. Oktober aus Kostengründen nicht in Köln, sondern in Marl statt) unter anderem die Film- und Medienstiftung NRW. Deren Geschäftsführer Walid Nakschbandy, seit Anfang 2024 im Amt, muss nun gut fünf Millionen Euro einsparen. Davon ist neben der klassischen Filmförderung wohl auch der Festivalbetrieb betroffen, bei dem sich die Stiftung finanziell engagiert.
Das Kölner Filmmusikfestival SoundTrack_Cologne hat durch die Streichung der Gelder von der Filmstiftung weniger Budget und fand im Juli mit gekürztem Programm statt. Auch das Dokumentarfilmfestival Stranger than Fiction muss Einbußen bei der Förderung durch die Filmstiftung ausgleichen. Bereits im Februar forderte die freie Filmszene Kölns angesichts der Inflation „dringend Zuwendungserhöhungen, um strukturelle Defizite auszugleichen“, und im Juni demonstrierte die Kulturszene Kölns vor dem Rathaus. Denn auch die Stadt Köln wird voraussichtlich beim Kulturetat einsparen. Wo und wie genau, ist noch nicht klar. Die Verabschiedung des Doppelhaushalts 2025/26 bis Anfang September wurde gerade ohne neuen Termin verschoben. Bis dahin gilt die aktuelle Forderung der Kölner Filmszene: Hände weg von der Filmkultur!
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