Als ich dieses Jahr auf den Kalender geguckt habe, war ich schon bedient. Man muss es ja noch aussprechen dürfen, die Weihnachtszeit ist nicht jedermanns Sache. Familie, die Schwiegereltern. Oma, auch noch Tante Beate. Mein Gott. Wenn es gut läuft wie letztes Jahr, fällt Weihnachten aufs Wochenende. Das heißt deutlich weniger Stress. Kompakter Ablauf, normales Wochenende mit Tannenbaum und Lametta und erweitertem Menüplan. Fondue kann ich nicht ausstehen. Aber ich bin von der Familie überstimmt worden. Mitessen brauche ich nicht, aber schon das Zugucken! Ich nutze dann das Kirschwasser. Wenn der Sonntag vorbei ist, folgt zur Erholung die ganz normale Arbeitswoche. Ich korrigiere, natürlich sind diese Tage zwischen den Jahren nicht normal. Zwischen den Jahren, das klingt schon … so entrückt.
Für mich ist es eine der schönsten Zeiten des Jahres. Die meisten Kollegen sind ausgeflogen, die gieren zum Fest nur noch nach Sonne und Strand. Eine Kollegin fliegt diesmal nachHurghada. Noch nie von gehört. Dubai scheint auch in zu sein, dort sind gleich zwei Kollegen mit Familie hin. Einer ist nach Rio, Quartier machen für die Fußball-WM, sagt er.Will ich alles nicht. Nervt. Ist aber gut, dass die Kollegen da draußen sind. Dafür ist dann Ruhe im Büro. Kaum jemand da, kaum jemand ruft an. So muss es sein zwischen den Jahren. Herrlich. Ganz entspannt im Hier und Jetzt geht’s durch den Tag. Ein paar Unterlagen sortieren, bisschen aufräumen, genieße die Ruhe, sage ich mir. Aber dieses Jahr?! Da wird da nichts draus. Es geht nämlich total arbeitnehmerfreundlich zu. Der 22. Dezember fällt auf den Samstag. Bang. Heiligabend ist montags. Bang. Die Feiertage Dienstag und Mittwoch. Bang. Kennen Sie die Rechnung der Kollegen? Heiligabend freinehmen – ist ein halber Arbeitstag, den Donnerstag und Freitag freinehmen, zwei Arbeitstage. An Sylvester freinehmen – ein Tag. Man muss für 11 Tage Ferien nur glatte dreieinhalb Urlaubstage verbrauchen. Und jetzt kommt der Hammer. Unser Betrieb macht für den Rest des Jahres dicht. Zwangsurlaub! Ausgesperrt! Resturlaub oder Überstunden abfeiern. Sogar unbezahlter Urlaub ist drin. Der Chef sagt, wegen derAbsatzkrise und derschwachen Konjunktur ist das das Beste für alle! Er will ein bisschen sparen und eine Überproduktion verhindern. Der Betriebsrat hat natürlich zugestimmt. Eine gute Sache für die Mitarbeiter, hat er verlautet. Jetzt muss niemand mehr darum streiten, ob er sich die Tage freinehmen darf. Darf! Ich will nicht freinehmen, ich will in mein Büro! Weihnachten! Das Beste an den Feiertagen sind die Tage danach. Nur so kann man sich von den schönen Stunden im Kreise der lieben Familie und Verwandten erholen. Von diesen gemeinsamen Abenden unter dem Weihnachtsbaum. Und jedes Jahr immer wieder das Gleiche! Stille Nacht und Karpfen blau. Das soll für Geborgenheit in diesen unsicheren Zeiten sorgen? Ich mag das nicht. Ich brauche mein Büro.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Love is all around
Es weihnachtet – wunderbar kölsch und nicht anders – THEMA 12/12 O DU FRÖHLICHE
109 Krippen zu besichtigen
Caroline Maria Weber über Krippenfreunde, Barcelona und kindgerechte Botschaften – Thema 12/12 O du fröhliche
Verhalten optimistisch
Elisabeth Slapio über Geschäftsklimaindikatoren, Weihnachten und Einkaufstrends – Thema 12/12 O du fröhliche
Klein, fein, anders
Thomas Fasshauer über schwul-lesbische Weihnacht, Ambiente und Eierlikör – Thema 12/12 O du fröhliche
Kampf um Kalorien
Intro – Den Bach runter
Keine Frage der Technik
Teil 1: Leitartikel – Eingriffe ins Klimasystem werden die Erderwärmung nicht aufhalten
„Klimakrisen sind nicht wegzureden“
Teil 1: Interview – Der Ökonom Patrick Velte über die Rückabwicklung von Nachhaltigkeitsregulierungen
Von Autos befreit
Teil 1: Lokale Initiativen – Einst belächelt, heute Vorbild: Die Siedlung Stellwerk 60 in Köln
Der Ast, auf dem wir sitzen
Teil 2: Leitartikel – Naturschutz geht alle an – interessiert aber immer weniger
„Extrem wichtig, Druck auf die Politik auszuüben“
Teil 2: Interview – NABU-Biodiversitätsexperte Johann Rathke über Natur- und Klimaschutz
Unter Fledermäusen
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Arbeitskreis Umweltschutz Bochum
Nach dem Beton
Teil 3: Leitartikel – Warum wir bald in Seegräsern und Pilzen wohnen könnten
„Städte wie vor dem Zweiten Weltkrieg“
Teil 3: Interview – Stadtforscher Constantin Alexander über die Gestaltung von Wohngebieten
Für eine gerechte Energiewende
Teil 3: Lokale Initiativen – Das Wuppertaler Forschungsprojekt SInBa
Vielfalt in den Feldern
Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
Was bleibt
Die Natur und wir – Glosse
Hört das Signal
Intro – Gesund und munter
So ein Pech
Teil 1: Leitartikel – Opfer von Behandlungsfehlern werden alleine gelassen
„Der Arzt muss dieses Vertrauen würdigen“
Teil 1: Interview – Kommunikationswissenschaftlerin Annegret Hannawa über die Beziehung zwischen Arzt und Patient
Gesundheit ist Patientensache
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Patientenbeteiligung NRW in Köln
Heimat statt Pflegeheim
Teil 2: Leitartikel – Seniorengerechtes Bauen und Wohnen bleibt ein Problem
„Wo Regelmäßigkeit anfängt, sollte Nachbarschaftshilfe aufhören“
Teil 2: Interview – Architektin Ulrike Scherzer über Wohnen im Alter
Gemeinsam statt einsam
Teil 2: Lokale Initiativen – Wohnen für Senior:innen bei der Baugenossenschaft Bochum
Privatvergnügen
Teil 3: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
„Das Gesundheitssystem wird unter Druck geraten“
Teil 3: Interview – Arzt Bernhard Winter über den Vorwurf einer Zweiklassenmedizin