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Burghart Klaußner und Jörg Schüttauf in ihren Kostümen

Die Geschichte eines deutschen Helden

12. November 2014

Burghart Klaußner schlüpft in Köln in die Rolle des Fritz Bauer – Setbesuch 11/14

Mittwoch, 11. November: Während ganz Köln den Sessionsbeginn 2014 lautstark zu feiern begann, luden die Produzenten von zero one film und Terz Film zum Setbesuch nach Sülz, wo derzeit im ehemaligen Kinderheim am Gürtel Teile des neuen Films von Lars Kraume („Die kommenden Tage“) entstehen.

Einen endgültigen Titel für das Projekt, das im Herbst 2015 von Alamode in die Kinos gebracht wird, will man erst suchen, wenn der Film komplett abgedreht ist. Derzeit firmiert er noch unter dem Arbeitstitel „Die Heimatlosen/Fritz Bauer“. Und anhand des Namens kann man schon erahnen, um was es in dem von Kraume selbst geschriebenen Drehbuch gehen soll. Fritz Bauer war in den 50er und 60er Jahren als Generalstaatsanwalt federführend an den so genannten „Auschwitzprozessen“ beteiligt und kooperierte mit dem Mossad, um Kriegsverbrecher Adolf Eichmann in Argentinien zu stellen.

Bauer ist erst kürzlich wieder in das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit gelangt, da in diesem Jahr das Fritz-Bauer-Institut eine Ausstellung zu Leben und Werk ihres Namenspatrons organisiert und seine Verdienste auch in dem gerade in den Kinos angelaufenen Spielfilm „Im Labyrinth des Schweigens“ von Giulio Ricciarelli gestreift werden.

Detailgenau rekonstruiert: Fritz Bauers Schreibtisch

Da liegt die Frage auf der Hand, inwiefern sich Kraumes Projekt unterscheiden wird und ob er sich von Ricciarellis Film in seiner Konzeption beeinflussen oder umstimmen ließ. „Ich wusste von dem anderen Projekt, kannte aber das Buch nicht. Bei uns war von Anfang an klar, dass Fritz Bauer im Mittelpunkt stehen sollte. Viele Episoden aus seinem Leben sind sehr spannend, und wir haben uns entschlossen, uns dabei auf seine Suche nach Eichmann zu konzentrieren“, erläutert der Filmemacher beim Pressegespräch. Deutsche Helden gäbe es viel zu selten, und Fritz Bauer sei definitiv einer.

Bauers mit „David gegen Goliath“ vergleichbare Geschichte gewährt darüber hinaus einen universellen Zugang, den man international verstehen wird. Nach Meinung Kraumes werden sich die beiden Filme am Ende nicht im Wege stehen, sondern im besten Fall gegenseitig ergänzen. Die Rolle Bauers, die bei Ricciarelli vom kurz nach den Dreharbeiten verstorbenen Gert Voss gespielt wurde, hat nun bei Kraume Burghart Klaußner („Das weiße Band“) übernommen. Der zeigte sich äußerst angetan von seiner Besetzung: „Das ist für mich, wie wenn Weihnachten, Ostern und Neujahr zusammenfallen! Solch eine Figur bekommt man nur alle zehn Jahre einmal angeboten. Fritz Bauer ist meiner Meinung nach wirklich ein Held!“

Regisseur Lars Kraume mit seinen Darstellern

Dass ausgerechnet jetzt das Interesse an diesem Helden und seiner Zeit auf so zahlreichen Ebenen wiederentdeckt wird (auch Ursula Krechels 2012 erschienener Roman „Landgericht“ taucht in das Justizsystem der Nachkriegsjahre ein), hat für die Macher ganz unterschiedliche Gründe. Zum einen stirbt die letzte Generation, die jene Zeit aktiv geprägt hat, nach und nach aus. Zum anderen konnte man diese Zeit in den 60er und 70er Jahren noch nicht aufarbeiten, und danach war man eher noch mit Ost-West-Geschichten und Fiktionalisiertem aus dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt.

Um die Wirtschaftswunderjahre nun möglichst glaubhaft wieder auferstehen zu lassen, hat Szenenbildnerin Cora Pratz im ehemaligen Kinderheim am Sülzgürtel die ideale Location gefunden. Da das Gebäude aus der Jahrhundertwende stammt, in den 50er Jahren aber saniert wurde, vereint es mehrere Vorteile in sich. Fenster und Türrahmen entsprechen exakt der im Film dargestellten Zeit, aber die Decken sind deutlich höher, was für die Ausleuchtung des Sets geradezu perfekt ist. Fritz Bauers Privatwohnung hat man hier, bis auf das Badezimmer, komplett nachgebildet und detailgenau nach Fotos und Büchern eingerichtet. Einige der wichtigsten Szenen des Films werden an diesem Set entstehen. Und nur eine Etage tiefer befindet sich ein Jerusalemer Hotelzimmer, in dem Burghart Klaußner als Fritz Bauer auf einen Anruf des israelischen Geheimdienstes Mossad warten wird. Drei Tage Drehzeit sind zwar auch in Israel anberaumt, aber durch diesen kleinen filmischen Trick vermeidet man, mit der kompletten Crew ins Ausland fliegen zu müssen und kann auf diese Weise deutlich Produktionskosten sparen.

Die Küche im Privathaus Fritz Bauers ist eine der Filmkulissen
Text/Fotos: Frank Brenner

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