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Beim Materialtausch
Foto: Rebecca Gerchel

Design und Nachhaltigkeit vereint zum Duo

20. Oktober 2014

Grüne Lösungen auf dem ökoRausch Festival für Design und Nachhaltigkeit – Festival 10/14

Bei der Veranstaltung „Verstrickte Modemaschen – Faire Plastiktaschen“ drehte sich einen Tag lang alles um faire Textilproduktion. Bei diesem Aktionstag im Rautenstrauch-Joest-Museum gab es Mitmach-Aktionen, Informationsstände, eine Ausstellung mit Exponaten, Vorträgen und einer Podiumsdiskussion rund um das Thema „grüne“ Textilwirtschaft. Unsere Bildergalerie zeigt das vielfältige Angebot, das die Besucher nicht nur informierte, sondern auch zum Nachdenken über Nachhaltigkeit und weltpolitisches Engagement anregte. Bei einer Materialstation konnten an Fühl-Boxen gängige aber auch sehr besondere Materialien wie Milchfaser oder Brennnessel auch haptisch bestaunt werden. In netter Runde konnte man das alte, früher jedoch alltägliche Handwerk des Handspinnens mit dem Spinnrad ausprobieren und mit etwas Geschick und Hilfe der Inhaberin des offenen Ateliers Heimatwolle in Köln, sogar einen ersten eigenen Faden produzieren. Bei der Materialtausch-Station gab es die Möglichkeit, man von zuhause mitgebrachte Materialien zu tauschen und anschließend auch gleich im Workshop zu verwerten.

Katharina Jebsen (Master of Conceptional Textile Design) führte bei ihrem Vortrag über alternative Materialien in die Welt der Textildesigns ein: Neben traditionellen Materialien wie Wolle stellte sie auch unbekanntere, neuere vor: Milchfaser beispielsweise. Milchfaser wird aus Kasein, einem technischen Milcheiweiß gewonnen und bringt einige Vorteile, wie Nachhaltigkeit und antiallergische Eigenschaften, mit sich. Dieses Weiterdenken in textilen Zusammenhängen, das Vorantreiben von Materialentwicklungen und Überschreiten von Grenzen reize derzeit viele Textildesigner. Vielleicht haben es gerade die Designer in der Hand, die zukünftige Materialwelt zu bestimmen und ein Stück weit auch zu revolutionieren. Ein weiterer Redner, Ralpha Breyer, arbeitet bei „3FREUNDE", einem Online-Shop für Fair Trade Kleidung. In seinem Vortrag sprach er über die Möglichkeiten, Bedingungen und langfristigen Ziele einer nachhaltigen, ökologischen und fairen textilen Kette. Als Mitarbeiter von 3FREUNDE kennt er die vielgliedrige textile Kette, die für den Verbraucher oft sehr undurchsichtig erscheint.

Die Exponate zeigten, wie man als Konsument, der umweltfreundlich und ethisch korrekt leben und einkaufen möchte, seinen Alltag gestalten kann. Das „grüne“ Handeln fängt nämlich schon im Haushalt an. Einige Beispiele:
Mit den Flaschen von dopper. kann man Plastikmüll vermeiden, Geld sparen und zusätzlich Wasserprojekte in Nepal unterstützen, da sie wiederverwendbar ist. So entsteht nicht dauernd neuer Müll durch Plastikflaschen mit geringer Lebensdauer. In die Körbe der Initiative „HoliCOW", die in Zusammenarbeit von Designern und philippinischen Flechthandwerkern entwickelt wurden, finden Habseligkeiten ihren Platz: Die Körbe wurden, inspiriert von traditionellen Handwerkstechniken, aus indigen Materialien hergestellt und designt. Die hübschen, grünen Gläser von Sybille Homann, die aus recycelten Flaschen hergestellt werden, kann man auch als Vase auf den Tisch stellen. Das Changieren der Farben entsteht durch den Prozess der Wiederverarbeitung. Das Geschirr „8pandas" ist aus einem ungewöhnlichen Material hergestellt: Es besteht zu 100 % aus dem nachhaltigen Material Bambus. In der Küche bleiben die Eier in der wiederverwertbaren und biologisch abbaubaren Kokosnussfaser-Verpackung von NFC Design geschützt. Für Leckermäuler stellt „Kräuterkauz“ Eingemachtes aus regionalen Kräutern und Früchten her und will durch die angebotenen Bildungsveranstaltungen Menschen für heimische Wildkräuter und die Natur sensibilisieren.

Der knallrote „Upcycling Teppich“ von Ute Ketel ist ein handgeknüpfter, abgepasster Hochflorteppich aus Lana Cotta und ein schönes Beispiel für recycelte Einrichtungsgegenstände. Alte Materialien wurden wiederverwertet, wodurch ihnen in Form eines Teppichs zu einer neuen Bestimmung verholfen wurde.

Eine schlichte Bank kann Energiekosten senken. Wie das geht? Durch die offenen Streben an der Rückseite ist eine gute Wärmezirkulation möglich. Steht die Bank beispielsweise vor einer Heizung, kann die gesamte Wärme genutzt werden. Neben Recycling ist Upcycling ein großes Thema: Bei der Garderobe von „Groegl Upcycling“ wurden alte Materialien zu etwas gänzlich Neuem transformiert.

„Re-Felt" ist ein Beispiel für ein nachhaltiges Wertschöpfungssystem in der textilen Kette. Aus schlichten Konfektionsabfällen entsteht der Rohstoff für diesen Schuh aus Bio-Merinowolle.
Die Tasche aus dem Online-Shop filltheblank.de schadet weder der Umwelt noch den Menschen, dadurch, dass in Deutschland produziert wird und nur ökologisch vertretbare und tierfreie Materialien bei der Herstellung verwendet werden. Die Babytrage in der Fotogalerie ist aus Rindenwolle hergestellt. Dieses Material wählte die Studentin Verena Aurbek, die sich für eine Kooperation zwischen ecosign, der Akademie für Gestaltung, und dem Rautenstrauch-Joest-Museum mit Materialverbindungen im Hinblick auf traditionelle Verwendung beschäftigte.

Mit der App „Park Dich" wird man direkt zur nächstgelegenen Grünanlage in Köln geleitet. Die App setzt damit konstruktiv an einem Problem an, das durch die Enge der urbanen Ballungsräume entsteht: So kann die Freizeit leichter im Grünen verbracht werden.

Der Wäscheständer stammt aus einer Werkstatt für behinderte Menschen: „Side by Side“ ist ein echtes Designprodukt, besteht nur aus natürlichen Materialien und hat einen praktischen Clou: Er ist enorm platzsparend, nämlich dadurch, dass er in die Höhe statt in die Breite geht.

Kunst ist seit jeher prädestiniert dafür, Umdenken in den Köpfen zu bewirken: Das interaktive Kunstobjekt „The Promt Questionator PKL-20349“ besteht aus Ready-made Elementen und regt zum Nachdenken über Ökologie, Design und wirtschaftliche und soziale Bedingungen für ein „gutes Leben“ an. Das futuristisch anmutende Gefährt ist ein pädagogisches, erlebbares Kunstobjekt von Paul Ketz namens „Prometheus“. Ketz hat aus ausgemusterten Dingen eine Maschine erschaffen, die mit Feuer und Muskelkraft aus alten Plastikteilen neue Actionfiguren machen kann. Damit ist „Prometheus“ ein Kunstobjekt, das das Selbermachen und Recyceln vergegenwärtigt. Marina vom Tauschring Köln sagt dazu: „Ich behaupte, es gibt keine nachhaltigen Produkte – nur nachhaltige Lebensstile. Am Anfang steht immer das Bewusstsein. Ich halte es für notwendig, Zusammenhänge und (Produktions-) Prozesse zu verstehen. Ich möchte mit dem Objekt zu der Bewusstwerdung beitragen, dass jeder schöpferische Macht besitzt und durch sein Handeln positiven Einfluss auf seine Umwelt nehmen kann.“

Der Gewinner des Studienprojekts „Cycle – clean bags“, das auf Initiative der Kulturstiftung des Bundes im Sommersemester 2014 an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein stattfand, wurde auch ausgestellt. 20 Minuten oder noch kürzer ist die durchschnittliche Lebensdauer einer Plastiktüte aus Polyethylen. Das sind die herkömmlichen Gemüsetüten, die es in Supermärkten gibt. Die Innovation an der neuartigen Tüte: Der Entwurf von Stefanie Brendel ist enorm belastbar und hat im Vergleich zu konventionellen Plastiktüten eine wesentlich längere Lebensdauer, da sie aus ungefähr zehn ehemaligen Gemüsetüten gefertigt wird und unter Hitze und Druck stabil und langlebig gemacht wird. Dazu ist jede Tüte ein Unikat und sieht noch dazu unglaublich gut aus – zumindest für eine Plastiktüte…

Rebecca Gerchel

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