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Kommandant Stock und seine Aufräumjünger
Foto: Rebecca Ramlow

Zwischen Eheringen und Zigarettenstummeln

19. September 2018

500 Kilo Müll: die Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit (K.R.A.K.E.) im Einsatz – Spezial 09/18

Der Andrang ist groß an diesem Samstagvormittag unter der Mülheimer Brücke in Köln-Riehl: Über 350 umweltbewusste Menschen sind dem Facebook-Appell gefolgt. Schuld ist er: Schauspieler Christian Stock, der heute mal nicht die Theaterrobe trägt, sondern stattdessen komische leuchtende orangefarbene Mülllsäcke, triste Handschuhe und ein T-Shirt mit der Aufschrift „K.R.A.K.E.“. Denn am Samstag wurde unter dem Kommando des Müll-Oberkommandants Stocks, der K.R.A.K.E. vor rund eineinhalb Jahren ins Leben rief, das Gebiet um das Kölner Rheinufer von Unrat befreit. Doch warum K.R.A.K.E.? Wer denkt, dabei handele es sich um eine Kölner Kirmes oder etwa Kölsch-Band, darf beruhigt aufatmen. Der Name steht für „Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit“, die im Rahmen des internationalen Projekts „Rhine CleanUp“ als Partner entstand. Rhine CleanUp ist nicht etwa eine Putzfirma oder Werbung für Tolilettenreinigungsmittel, sondern eine in Düsseldorf ansässige Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, mittels gemeinsamen Müllentsorgungsaktionen an verschiedenen Stellen entlang des Rheins – von der Schweiz bis nach Holland – gegen Schmutz anzukämpfen.

Und so wurde an fünfzig verschiedenen Orten in vier verschiedenen Ländern parallel am vergangenen Wochenende fleißig gesammelt und ger(h)einigt, was das Zeug hielt. Grund dazu gibt es ja genug: Die Müllhaufen um den Rhein herum sind alarmierend. „Ich bin ein großer Tierfreund,“ so Stock, der sonst als Schauspieler meist humorig, wenn nicht sogar ironisch herüberkommt, heute aber ausnahmsweise ernst wirkt. „Als Mensch muss man sich immer wieder bewusst machen, dass man hier auf Erden nur Gast ist und dass man sich dementsprechend zu verhalten hat – dass man noch Mitbewohner hat, die auch ein Recht auf ihr Leben haben. Da kann man nicht einfach überall seinen Müll rumfliegen lassen. Ich kann auch nicht verstehen, warum es in manchen Supermärkten immer noch Gurken in Plastik gibt“, so Stock beim morgendlichen Antrittsappell. Obwohl der Schauspieler beruflich stark eingespannt ist, hat er das Kölner Müll-Entsorgungskommando alleine als Privatmensch gestemmt. Fast jedes Wochenende gibt es irgendeine Aufräum-Aktion, zwischendurch besucht er Kitas, um auch schon ganz jungen Kölnern zu zeigen, dass ihre Stadt voller Schmutz und Dreck ist, und so ein Bewusstsein für die Umwelt zu schaffen.

Stock ist aber kein Mensch, der nur lamentiert und meckert, sondern einer, der praktisch anpackt. Und so ging dann auch das – insgesamt von 11 bis 20 Uhr abends dauernde – Aufräumspektakel in zwei Schichten los: Eine Einheit beackerte mit Tütchen und Handschuhen bewaffnet die linksrheinische Seite von der Mülheimer Brücke entlang des Riehler Ufers. Die andere dann von nachmittags bis abends das rechtsrheinische Ufer. Die zugegeben nicht immer angenehme Tätigkeit – seine Nase in Wiese, Sand, Steine und Rhein hineinzubohren und nach Müll zu suchen – ist durchaus gewöhnungsbedürftig und wirft auch ein paar Gewissensfragen auf: Saß ich hier nicht auch schon mal und vergaß – natürlich nur betrunken – meine Flasche? Wessen Zigarettenstummel ist das? Die von einer Freundin? Oder von mir aus dem Jahre 1999? Gemeckert wurde jedoch nicht. Stattdessen wurde sich fleißig in den Müll gebückt und dabei das eine andere nette Gespräch mit anderen Mithelfern geführt.

Auch unter den Fundstücken gab es ein paar Highlights: etwa ein verlorener Ehering oder diverse Schlüssel. Die Mühe scheint sich gelohnt zu haben, wurden doch immerhin beachtliche 500 kg Müll ordentlich in Plastiktütchen gepackt und entsorgt. Und das ist wahrscheinlich noch unterschätzt. Ein Ergebnis, das einerseits Stolz macht, andererseits extrem besorgniserregend ist: Denn dieser ganze Schund lag ja da schließlich vorher da herum. Was dazu wohl der Fisch, die Ameise oder der Baum sagen würde?

Wer auch einmal in die Rolle des Müllmanns schlüpfen möchte und aktiv mit Anderen den Rhein bereinigen möchte, statt nur zu jammern, kann bei einer der alsbald kommenden Entrümplungsaktionen unter dem Kommando des Stocks mitmachen.

Info: K.R.A.K.E. | www.facebook.com/groups/rheinuferkrake | Rhine CleanUp | www.rhinecleanup.org

Rebecca Ramlow

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