Können Sie sich an die letzten zwei Dezember erinnern? Dezember 2020, da war die Corona-Pandemie noch ein Novum. Wir gerieten bei Inzidenzzahlen von 100 in Panik und viele von uns waren zum Teil froh, im Lockdown zu sein. Zu Hause konnte man sich nicht anstecken. Läden zu. Kinos zu. Weihnachtsmärkte gecancelt. Feiern? Nur im engsten Familienkreis. Und im letzten Jahr? Wir durften wieder vieles, aber immer noch nicht alles. So kam man nur mit Passierschein (Impf- oder Genesungsnachweis) zum Weihnachtsmarkt und Maske war Pflicht. Und so kuschelig wie in den Vor-Corona-Jahren wurde es auch nicht, denn ab einer gewissen Besucheranzahl war Einlassstopp. Aber immerhin: Wir durften wieder. Auch Heiligabend mit mehr als nur sechs Leuten feiern. Und Dezember 2022? Bei einer Inzidenzzahl von über 350 ist alles wieder erlaubt. In Essen eröffnete der Weihnachtsmarkt schon am 4. November. In Köln hat man bis Ende des Monats die Wahl zwischen 10 (!) Weihnachtsmärkten zwischen Dom und Zoo. Auch die Zahl der Filme, die in diesem Monat starten, ist beeindruckend. Starten in der Regel circa 30 Filme monatlich neu im Kino, sind es in diesem Monat an die 50! Selbst wer sich vornimmt, täglich ins Kino zu gehen, wird es kaum schaffen. Der wohl am heißesten erwartete Film des Monats dürfte die Fortsetzung des erfolgreichsten aller Zeiten sein: James Camerons „Avatar“. Das von Millionen Menschen (außer mir) lang erwartete Sequel kommt am 14. Dezember ins Kino. Aber schon der erste Film ging mir tierisch auf den Wecker mit seinen kolonialistischen Untertönen.
Ich lege Ihnen da lieber ein paar andere Filme ans Herz, z.B. „Call Jane“, ein Film, der in den USA der 1960-70er Jahre spielt und inhaltlich heute leider wieder so aktuell ist wie seinerzeit. Der Film handelt von der Schwierigkeit, eine legale Abtreibung zu bekommen, und zeigt, wie die titelgebenden Janes, ein Untergrundnetzwerk von Frauen, ungewollt schwangeren Frauen dabei helfen. Der Titel verweist auch auf (Jane) Roe vs. Wade, eine wegweisende Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA, die 1973 das Recht auf Schwangerschaftsabbruch legal machte. Kaum zu fassen, dass im Juni dieses Jahres der Supreme Court dieses Recht wieder kippte.
Auch den neuen Film mit Kad Merad ziehe ich „Avatar“ vor. „Ein Triumph“ ist keine Ha-ha-ha-Komödie wie Merads großer Erfolg „Willkommen bei den Sch‘tis“, sondern liefert subtileren Humor, wenn Merad als arbeitsloser Schauspieler mit Gefängnisinsassen Beckets Stück „Warten auf Godot“ bis zur Bühnenreife probt. Und dann gibt es auch noch die für Cineasten Must-see-Doku „Ennio Morricone – Der Maestro“. Für über 500 Filme komponierte Morricone Filmmusik. Unvergesslich sein „Spiel mir das Lied vom Tod“. Morricone gilt als einer der produktivsten und größten Filmkomponisten aller Zeiten. Die Doku, die Einblicke in sein Leben und Schaffen zeigt, startet am 22. Dezember.
Genießen Sie lautes Popcorn-Kino, aber halten Sie auch Ausschau nach den leiseren Filmen, die auf den nächsten Seiten näher vorgestellt werden. Einen schönen Dezember und ein frohes Fest wünscht Ihnen
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