Dass Nord- und Süd-Korea vereinigt würden, ist derzeit undenkbar; und dass zusammenpasst, was sich vereinigt hat, muss auch nicht stimmen. „Alles wird gut“ nennt das Theater der Keller etwas sarkastisch seine Stückbearbeitung von Joël Pommerats „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“, eines Szenenreigens über beschädigte, verlorene, versagte oder bezahlte Liebe. Wie geschaffen also für eine Abschlussklasse der theatereigenen Schauspielschule.
Regisseur Ronny Miersch treibt die zwischen Melancholie, Kitsch und Groteske changierenden Szenen vollends in die Stilisierung. Spieldosen- und Jahrmarktsmusik machen die gehandicapt hereinschlurfenden Figuren zu Wiedergängern auf dem Karussell amouröser Déjà-Vus. Die weißgeschminkten Figuren greifen sich herabhängende Kleidungsstücke in Liebesknallrot und stürzen sich als Aufziehpuppen der Liebe ins Gefecht: Da ist die (nur?) vergessliche oder demente Ehefrau, die ihren Mann immer wieder neu kennenlernt. Da ist die trennungswillige, aber –unfähige Frau, die von ihrer Geliebten die Herausgabe der eigenen Gefühle verlangt. Oder die Mitarbeiterin, die ihren Chef der Vergewaltigung im Schlaf verdächtigt und eine Beziehung nur bei Eingeständnis der Tat eingehen will.
Was die Absolvent:innen abliefern ist aller Ehren wert, auch wenn die outrierte Darstellung zu oft ins Schreien abgleitet. So ist die beste Szene eher eine Ensembleszene, in der der heiratswillige Mann eingestehen muss, mit allen Freundinnen der prospektiven Ehefrau Liebeleien gehabt zu haben. Hier gelingt ein kleines Uhrwerk der gestischen und mimischen Groteske – brillant. Ein so kurzer wie kurzweiliger Abend.
Alles wird gut | Theater der Keller | 31.12., 8., 29.1., 10., 24.2., 16., 26.3. | 0221 31 80 59
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