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Foto: Lisa Reutelsterz

Aufruhr im Stall der Hähne

10. Oktober 2022

„Reset – A Night without Men“ im Studio Trafique – Prolog 10/22

Der autofreie Sonntag, mit dem die Politik in den 1970ern auf die Ölkrise reagierte, feiert ein Comeback. Die Energiekrise macht’s möglich. Parallel dazu könnte, wer ein Antidot gegen toxische Männlichkeit sucht, auf die Idee eines männerfreien Tags pro Woche verfallen. Die Feministische Fortschrittspartei jedenfalls hält das für eine gute Idee. Sie hat einen Antrag im Parlament für eine männerfreie Nacht pro Woche im öffentlichen Raum eingebracht. Fiktion? Mag sein. Das Studio Trafique macht dieses Setting zum Ausgangspunkt seiner neuen Produktion „Reset – a night without men“. „Die männerfreie Nacht hat etwas Utopisches, wie die Menschen darauf reagieren dann eher etwas Dystopisches“, sagt Regisseur und Autor Björn Gabriel und ergänzt: „Der ganze Stall der Hähne gerät in Aufruhr“.

Im Mai hat das Studio Trafique um Björn Gabriel und Anna Marienfeld seine neue Spielstätte in der Merheimer Straße in Köln-Nippes eröffnet. Nun folgt die erste Produktion in der Spielstätte mit dem inzwischen zum Markenzeichen gewordenen „Live-Film-Theater“, beim dem sich Performance mit Live-Filmbildern und Vorproduziertem verbinden. Das gewinnt in „Reset“ noch einmal eine neue Triftigkeit, steht im Zentrum doch ein Journalist:innen-Trio, das hinter dem Coup der Feministischen Fortschrittspartei einen Skandal wittert. Doch das investigative Ethos selbst verbirgt auch ein gerüttelt Maß an spekulativem Eigeninteresse. Die Chefredakteurin des fiktiven Mediums weiß durchaus auf der Klaviatur von Macht und Quote zu spielen. „Viele Diskurse für eine gerechtere Welt“, so Björn Gabriel, „werden egoistisch ausgenutzt, Trittbrettfahrer:innen gibt es immer“.

Das Studio Trafique hat sich für „Reset“ von den Büchern einer Jessa Crispin („Warum ich keine Feministin bin“) und Laurie Penny („Bitch Doktrin“/ „Sexuelle Revolution. Rechter Backlash und feministische Zukunft.“) inspirieren lassen, die beide ihre feministischen Forderungen mit einem radikalen Umbau der Gesellschaft verbinden. Beide sollen im Stück durchaus zu Wort kommen, doch im Zentrum steht der Konflikt zwischen feministischer Utopie, gesellschaftlicher Hysterie und journalistischem Narzissmus – verpackt als Suspense Story. 

Reset – A Night without Men | R: Björn Gabriel | 28.10. (P), 4., 5.11., 17., 18.12. | Studio Trafique | studio-trafique.de

Hans-Christoph Zimmermann

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