Salafisten planten nach Ermittlungen der Polizei einen Mordanschlag auf den Vorsitzenden der rechtsradikalen Partei Pro NRW Markus Beisicht. Pro NRW provozierte zuvor während des letzten Landtagswahlkampfes Muslime, indem sie Mohammed-Karikaturen vor Moscheen zeigten. Damals schon kam es zu gewalttätigen Übergriffen der Salafisten. Als Demokrat steht man zugegebenermaßen etwas ratlos vor der Eskalation des Streits zwischen beiden verfeindeten demokratiefeindlichen Gruppen. Beide Extreme streben mit ihren Handlungen nach einem verängstigten, sich autoritär gebenden Staat. Die alte RAF-Logik, wonach Terror dem bürgerlichen Staat seine freundliche Maske vom Gesicht reißen soll, feiert eine noch bizarrere Renaissance. Natürlich wird das Kalkül der hasserfüllten Streithähne nicht aufgehen. Die polizeilichen Ermittlungsmethoden sind inzwischen so hoch entwickelt, dass Terror, wird er tatsächlich ernsthaft verfolgt, keine Chance hat.
Doch die Zwickmühle bleibt. Hat Pro-NRW die Salafisten provoziert? Das ist zunächst unerheblich. Menschen, die Morde planen, müssen entsprechend strafrechtlich verurteilt werden. Aber wie kann man dem Umfeld der Salafisten und Salonnationalisten begegnen? Filmemacher hätten da bestimmt eine Lösung anzubieten. Ein Pro-NRW’ler und ein Salafist stranden zusammen auf einer einsamen Insel. Über Monate trachtet man sich gegenseitig nach dem Leben. Dann aber erkennen die Streithähne, dass sie nur gemeinsam überleben können. Abends sitzen sie dann am Lagerfeuer und erzählen sich, wie wenig ihre Papas sie beachtet haben. Der Rechte erkennt, dass er sich weniger nach einem Vaterland sehnt als nach einem Land mit Vater. Sein Erzeuger hatte sich nach der Zeugung verzogen und hinterließ eine keifende männerhassende Mutter. Und der Salafist erkennt, dass seine Hingabe zum strengen und mächtigen Gott nur den Hunger stillen sollte, den sein Vater, ein gebrochener Gastarbeiter, der vermeintlichen Wohlstand gegen seine Wurzeln tauschte, bei ihm hinterließ. Zu trivial? Ein Versuch wäre es doch wert.
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