Köln hat konsequent darauf hingearbeitet, jetzt endlich hat die Rheinmetropole ihre eigene Elbphilharmonie! Als eine ihrer ersten Amtshandlungen musste die neue – erst gerade von einem Attentat genesene – Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, unter Anwesenheit der Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach, dem Baudezernenten Franz-Josef Höing, dem geschäftsführenden Direktor der Bühnen Patrick Wasserbauer sowie den beiden Intendanten Stefan Bachmann (Schauspiel) und Dr. Birgit Meyer (Oper) verkünden: Der Eröffnungstermin der sanierten Bühnen am Offenbachplatz wird auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben und es gibt voraussichtlich eine Kostenexplosion von ursprünglich geplanten 253 Mio. Euro auf bis zu 460 Mio. Euro. Die Katastrophe ist damit perfekt. Als Sündenbock hat die Stadt Köln das Planungsbüro Deerns ausgemacht und den Vertrag mit dem Ingenieurbüro umgehend gekündigt. Die Planer klagen nun ihrerseits gegen die Kündigung durch die Stadt. Als möglicher, aber immer noch unsicherer Eröffnungstermin steht nun „Ende 2018“ im Raum. Damit wird es auch in der Spielzeit 2017/2018 noch keine Vorstellungen am Offenbachplatz geben und die Oper wird nach zwei Jahren im Staatenhaus abermals eine neue, sehr teuer herzurichtende und anzumietende Interimsspielstätte brauchen. Überhaupt nicht ins Bild passt da die Forderung von Opernintendantin Birgit Meyer, die bei Vertragsverlängerung eine Anhebung ihrer Bezüge auf 18.000 Euro pro Monat verlangt, zumal – um die Bühnen als Bauherren in der aktuellen Situation zu stärken – ein Technischer Betriebsleiter mit fundierten Bau- und Technikkenntnissen mit ins bereits abgesoffene Opernboot geholt werden soll.
Um Preise ging es anders auch an anderer Stelle: Aus über 100 gesichteten Produktionen wurden am 7. Dezember im Kölner Mediapark die Gewinner der Kölner Theaterpreise 2015 gekürt: Der mit 10.000 Euro dotierte Kölner Theaterpreis ging – aufgeteilt – zu gleichen Teilen an die Produktion „Im Wald“ der Gruppe Katze und Krieg (Julia Dick und katharinajej), aufgeführt zusammen mit den Künstlern Oleg Soulimenko und Andrey Andrianov in einem Waldstück bei Overath, und die Produktion „Verbrennungen – Die Frau die singt“ des Theater im Bauturm unter der Regie von Rüdiger Pape. Der Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater (4.000 Euro) wurde an „Angst – oder wie Walter zum Attentäter wurde“ von Manuel Moser und Katja Winke, c.t.201 und die Studiobühne Köln vergeben. Über den Kölner Tanzpreis 2015 und damit 5.000 Euro konnten sich freuen Overhead Project mit „Carnival of the Body“. Der Preis für Kinder- und Jugendtheater wurde 2015 „Like a Popsong“ von Silke Z. resistdance & Caroline Simon zugesprochen.
Den Ehrentheaterpreis erhielt der ehemalige Geschäftsführer des Landesbüro Tanz, Kajo Nelles. Den Puck als beste Nachwuchsschauspielerin und damit eine leuchtende Skulptur sowie einen Scheck über 2.500 Euro hielt schließlich die Nachwuchsschauspielerin Pia-Leokadia Bucindika in ihren Händen – ein schönes Bild mit dem wir ins neue Kulturjahr 2016 starten, vielleicht wird es ja das erhoffte und bitter nötige „Happy New Year“ für die Kölner (Theater)Kultur.
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