Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
25 26 27 28 29 30 1
2 3 4 5 6 7 8

12.585 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Die Bühne der Kulturen in Ehrenfeld
Foto: Bühne der Kulturen

Schwerer Stand

29. Juni 2017

Bühne der Kulturen in Schwierigkeiten – Theaterleben 07/17

Die Adresse Platenstraße 32 in Ehrenfeld verspricht kein Fortune: Ob das Urania Theater in den 90er Jahren, nachfolgend das Arkadas Theater oder heute die Bühne der Kulturen – der eigentlich sehr schöne Theaterort scheint seinen Betreibern kein Glück zu bescheren, und so erfuhr man in regelmäßigen Abständen wieder von Problemen mit der Miete und den Vermietern, bis im Juni alles in einer Zwangsräumung zu kulminieren schien. Diese konnte in letzter Sekunde aufgrund eines Formfehlers zumindest verschoben werden. Kurz zuvor hatte die gesamte Riege der Kölner Kulturpolitiker – parteiübergreifend – den vermietenden Kinder- und Elternselbsthilfe Köln e.V. (Keks) aufgefordert auf die Zwangsräumung zu verzichten, damit der Theaterstandort erhalten bleibt. Keks ist allerdings selber nur Mieter der Räume und vermietet diese ans Theater unter. Zwischen den Parteien gibt es wohl einen unversöhnlichen Streit u.a. über die Zuständigkeit für dringende Sanierungen am Gebäude. Eine wertende Einschätzung über die genaue Sachlage verbietet sich hier, weil Detailinformationen fehlen.

Der Blick hinter die Kulissen des Theaters ist aber auch ansonsten schwierig, fristet die Bühne der Kulturen nicht nur wegen ihrer Lage ein Schattendasein. Eigentlich denkt man: Köln braucht – analog zum Haus der Kulturen in Berlin beispielsweise – eine Bühne für die vielfältigen Kulturen. Schließlich tummeln sich über 400.000 Menschen mit Migrationshintergrund aus bis zu 190 Nationen in der Stadt. Es wäre eigentlich eine entscheidend wichtige Aufgabe einer Bühne der Kulturen, diese zu repräsentieren und zur Partizipation anzuregen sowie eine wichtige Rolle im aktuellen gesellschaftspolitischen Diskurs zu spielen.

Wirft man dann einen Blick ins aktuelle Programm beschleichen einen inhaltlich doch Zweifel am Profil der Bühne: Von Kabarett-Formaten wie „Integration a là Ikea – Cartoon Comedy“ [sic], „Lale Lokum – Wechseljahre einer Bauchtänzerin“, „STÄBUP – Die Comedy-Mixed Show“ über zeitgenössisches Tanztheater mit „Der Sklave der heutigen Zeit“ der Contrast Dance Company und Kindertheater bis hin zu klassischem Sprechtheater mit „Der Menschenfeind“ von Molière des Basdaa-Theaterensembles reicht das beliebig wirkende Potpourri des Theaterangebots. Dieses wird zugegebenermaßen aktuell ohne städtische Förderung „gestemmt“. Trotzdem wird es an der Stelle des künstlerischen Inhaltes auch problematisch, denn der Konkurrenzkampf unter den 60 freien Theatern und bis zu 100 freien Gruppen in Köln ist hart und nur mit guter, professioneller Qualität und einem spannenden Profil zu bestehen. Hier beißt sich dann die Multikulti-Katze in den Schwanz, denn selbst das Kölner Schauspiel, andere freie Theaterhäuser und Gruppen sowie die drei großen internationalen Kölner Theaterfestivals bemühen sich mindestens um Internationalität und eben auch um Partizipationsmöglichkeiten für Bürger mit Migrationshintergrund auf hohem professionellen Niveau. An dieser Stelle wird es dann argumentativ eng für die (noch) schwammige Bühne der Kulturen in Ehrenfeld. Auf der anderen Seite: Ein Theater lässt man nicht einfach sterben! Dann es et för emme fott...

Jörg Fürst

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Das Elend überwinden
Arche für Obdachlose sammelt Hilfsgelder – Spezial 11/21

„Angewandte Stadtentwicklung von unten“
Stadtaktivistin Meryem Erkus über den Ebertplatz – Interview 07/21

„Neue Fahrradbrücken auf den Weg bringen“
Christoph Schmidt (ADFC) über Radverkehr auf Kölner Brücken – Interview 03/21

Welche Zukunft wollen wir?
raum13 droht das Aus im Otto-und-Langen-Quartier – Spezial 11/20

„Teilhabe von Anfang an“
Initiative X-SÜD will ein inklusives Kunsthaus Kalk – Interview 10/20

„Es geht um reine Spekulation“
Enno Stahl über gestiegene Mieten und seinen Roman „Sanierungsgebiete“ – Interview 02/20

„Wohnraum wird immer knapper“
Philine Velhagen über „Wohnungsbesichtigung – eine Life-Show“ – Interview 11/19

Der Dachs ist da
Gebäude 9 ist wiedereröffnet – Spezial 11/19

Modellprojekt für kreative Urbanität
Mülheimer „Zukunfts Werk Stadt“ zu Gast im hdak-Kubus – Spezial 11/19

Rückeroberung eines Stadtteils
Das CityLeaks Festival in Ehrenfeld – Spezial 09/19

Hell und dunkel
Ebertplatz Diary: Treppenkunst, Ausstellungen und Musik – Spezial 09/19

„Die Krisen sind verbunden“
Martin Herrndorf über den Tag des guten Lebens in Ehrenfeld – Interview 09/19

Bühne.

Hier erscheint die Aufforderung!