Ein besonderes Merkmal der lit.Cologne war stets der Pragmatismus, mit dem Werner Köhler, Rainer Osnowski und Edmund Labonté Ideen aufnahmen, die sozusagen auf der Straße lagen. Andere reden, die drei machen daraus Programm. So konnte man sich fragen, wieso zuvor niemand auf die Idee gekommen war, die publikumswirksamen Autoren von der Frankfurter Buchmesse einmal in den Zug zu setzen und sie eine Stunde später in Köln vor gefüllten Sälen lesen zu lassen. Selbst in Frankfurt ist ein solches Veranstaltungskonzept nicht genutzt worden, wo man doch alle Möglichkeiten dazu hatte.
Nun steht schon die vierte Ausgabe der lit.Cologne Spezial an, und es wird schwieriger, die Kernidee einzulösen. Werner Köhler sagt unumwunden, „die großen Autoren kommen nicht mehr so ohne weiteres auf die Messe“. Man hatte Probleme die Blockbuster zu finden. Deshalb gibt es in diesem Jahr mit Ken Follett und Don Winslow am 4. November einen Nachschlag, bei dem die beiden Stars der Spannungsliteratur nach Köln in den Klaus-von-Bismarck-Saal des WDR kommen.
Dennoch stehen durchweg zugkräftige Namen auf der Liste der neun Lesungen in der Messezeit zwischen dem 8. und 12. Oktober. Mit Herta Müller etwa eine Nobelpreisträgerin, die erzählt, wie es kam, dass sie als Kind die Kühe auf dem Dorf in Banat hütete und später in Stockholm die Krone der literarischen Welt entgegennehmen durfte.
Eine kleine Sensation stellt auch der Besuch von Roberto Saviano dar, der sein neues Buch „ZeroZeroZero – Wie Kokain die Welt beherrscht“ vorstellt. Immer noch muss er geschützt vor der Mafia leben. Für den Auftritt in Köln wird er aus einem außereuropäischen Land eingeflogen.
Ulla Hahn präsentiert mit „Spiel der Zeit“ den abschließenden Teil ihrer autobiographischen Romantrilogie über die Liebe in den Zeiten des Umbruchs. Eröffnet wird die Spezialausgabe am 8. Oktober mit dem Startenor Rolando Villazón, der mit „Kunststücke“ sein literarisches Debüt abliefert, das vom Schicksal eines Clowns handelt. Danach stellt die Pianistin Hélène Grimaud ihren neuen Roman „Das Lied der Natur“ vor, dessen Finale sich im von ihr gegründeten Schutzzentrum für Wölfe im Staat New York zuträgt.
Neun Veranstaltungen, von denen jede den 640 Plätze umfassenden Sendesaal des WDR füllen soll. Das dürfte auch Jan Weiler nicht schwerfallen, der in seinen Betrachtungen zum „Pubertier“ erklärt, warum aus hübschen, klar denkenden Kindern türenknallende Jugendliche werden. Drei Stunden vor Weiler gehört der Saal am 10. Oktober Bernhard Schlink, der Wahrheit und Erfindung um das Modell von Gerhard Richters „Die Frau auf der Treppe“ in seinem gleichnamigen Roman reizvoll vermischt.
lit.Cologne Spezial | 8.10.-12.10. und 4.11. (Follett u. Winslow) | www.litcologne.de
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