Ist es möglich, wenn man die Art Cologne als künstliche Sonne in Deutschland betrachtet (immerhin rund 200 internationale Galerien aus 31 Ländern), dass dann die Kölner Liste die wunderschöne blaue Kugel ist, die sich in der Peripherie um diesen Event dreht? Und der einzige Unterschied könnte sein, dass sich der Besucher hier auch nicht die Finger verbrennt. Zeitgenössische, junge Kunst, die noch bezahlbar ist und deren finanzielle Schwankungen eigentlich unwichtig sind, solange sie mit dem Herzen gekauft wurde. Bei Preisen ab 100 Euro ist das für fast jedermann möglich, der auf der Kunstmesse statt entdecken auch erbeuten will. Das Portemonnaie muss dabei nicht zum Gradmesser für Qualität werden. Auf der Kölner Liste, im Zweierpack auch als Discovery Art Fair mit der Berliner Liste etabliert, treffen junge und erfahrene Sammler in der Kölner XPost aufeinander.
Die bereits fünfte Ausgabe – so lange hat sich keine andere Alternative in der Domstadt je halten können – präsentiert die aktuellen Programme von mehr als 100 Ausstellern.
Ausgefallene künstlerische Positionen aus Malerei, Fotografie und Dreidimensionalem, aber auch moderne Lichtkunst, Medienkunst oder Street und Urban Art. Und wie immer in allen Ecken versteckt Spektakuläres, Experimentelles, Überraschendes. Aus mehr als 20 Ländern kommen die Kunstvermittler angereist. Zwischen Osteuropa und Asien schwingen die Bandbreiten. Galerien aus Estland, der Ukraine, Finnland, Korea und den Philippinen transportieren dabei natürlich auch ihre jeweiligen länderspezifischen Kunstszenen und Geschmäcker mit. So habe ich beispielsweise die ersten großformatigen Arbeiten australischer Aborigines auch auf einer der ersten Kölner Peripherie-Messen gesehen. In diesem Jahr könnte man seine Einstellung zu Schafen überdenken. Ausgehend von Albert Einsteins Zitat: „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafsherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein“, hat sich der in Düsseldorf lebende Grieche Adam Karamanlis künstlerisch mit diesen Herdentieren beschäftigt. Was zeigt die Gallery Section?
Aus Tschechien reisen zeitgenössische Glasskulpturen nach Köln. Die ArtSiO Gallery aus Krásná Lípa ist zum ersten Mal auf der Kölner Liste, sie ist nach eigenen Angaben die einzige Kristallglas-Galerie der Welt und zeigt Arbeiten tschechischer Spitzenkünstler wie Vlastimil Beránek und Jan Frydrych. Ihr Debüt gibt auch die Sist'Art Gallery aus Venedig, die erst im letzten Jahr am berühmten Markusplatz 2017 eröffnet hat, zeigt mathematisch infiltrierte Werke des venezianischen Künstlers Tobia Ravà und Fotografien von Elio Ciol. Der Italiener ist längst in Sammlungen des Metropolitan Museum of Art (MOMA, New York) vertreten, ich denke für 100 Euro geht da nichts mehr. Aber ich bin sicher, in dieser spektakulären Halle, die auf den Fundamenten eines ehemaligen Paketzentrums von 1895 erbaut wurde, gibt es ausreichend Alternativen, vielleicht in einer der Produzentengalerien oder erst einmal beim Coaching für Kunst-Neulinge.
Kölner Liste | 19. - 22.4. | XPOST Köln | www.koelnerliste.com
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