Eigentlich ist das modernes Raubrittertum. Hier wird gefeilscht wie auf dem Bauernmarkt, hier wird gefälscht, betrogen und gelogen. Kunst ist längst abgekoppelt von der Kunst selbst. Was heute als wichtiges Werk definiert wird, entscheiden immer häufiger Protagonisten, die entweder mit der Materie selbst überhaupt nichts zu tun haben (Banker, Hedgefonds-Manager, Kriminelle) oder solche, die an hohen Preisen partizipieren, ohne selbst tatsächlich involviert zu sein, der Fall Achenbach ist da sicher aktuell ein gutes Beispiel. Die Kunstfälscher Helene und Wolfgang Beltracchi seien als Beweis für die These genannt. Aber es gibt sie natürlich noch, die Arbeiten ohne merkwürdige Provenienz, ohne Potential als Kunstaktie, ohne Wenn und Aber. Man muss sie eben nur finden.
Die Messe „Kölner Liste“ ist eine solche Entdeckermesse für zeitgenössische Kunst. Hier kann der Sammler, oder der, der es noch werden will, durch 30 Galerieprogramme und Projekträume flanieren, auf der Suche nach dem kommenden Star oder dem Lieblingswerk des Spaziergangs. Erschwinglich ist das alles allemal, gemäßigtes Preissegment ist da der verschleiernde Fachbegriff, der natürlich auch signalisiert: Hier gibt’s wohl nichts für einen Apfel oder ein Ei. Wählen kann man zwischen Malerei, Zeichnungen und Grafik über Skulpturen bis hin zu Installationen, Video-Kunst und Performance. Einfach ist der Kunstkauf eben nicht, und vergessen Sie den Begriff Wachstumspotential, der ist genauso irreführend wie der Begriff Gewinnchance. Gekauft werden sollte ausschließlich nach Gefallen und nicht nach monetären Erwägungen. Das geht meistens schief.
Anders ist das natürlich in der Parallelmesse Art Cologne. Hier versucht man, das Niveau von Basel oder Maastricht zu erreichen. Selbst ein Kaufhaus für Reiche zu werden, die auch gern einmal Unsummen für Alte Meister hinblättern, weil sie irgendwie gar nicht mehr wissen wohin mit den hinterzogenen griechischen Steuergeldern. Kein Wunder also, dass der Weltkunstmarkt im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz von 51 Milliarden Euro erwirtschaftet hat. Angesichts dieser Entwicklung nimmt die Kölner Liste ihre Aufgabe, Kunstliebhabern und jungen Sammlern eine Orientierungsplattform zu bieten, sehr ernst. Die Galerien und Projekträume, die im The New Yorker | Dock.One ausstellen, zeigen eben auch den kreativen Nachwuchs, und da ist es erstaunlich, dass neben den technischen Spielereien und der immer jungen Fotografie, ausgerechnet die Malerei wieder auf dem Vormarsch zu sein scheint. Ein Van-Gogh-Aquarell für zehn Millionen Dollar, wie in Maastricht angeboten, wird man auf der Kölner Liste 2015 nicht finden, dafür aber vielleicht das eindrucksvolle Portrait einer freizügigen Lady mit Schlange von Mariano-Vargas oder eine moderne Historienmetapher wie „Samsons Küsse für Dalila“. Und eins ist klar: Wer sucht, der wird immer irgendwie gefunden.
Kölner Liste | Do 16.4. - So 19.4. | Dock.One, Köln | kölner-liste.org
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