Die Kunstmesse Kölner Liste, die gar nicht so kleine Schwester der „Berliner Liste“, präsentiert zum vierten Mal parallel zur renommierten Art Cologne internationale, zeitgenössische Kunst. Diesmal in der XPost, einem ehemaligen Postgebäude von 1895. „Mit 97 Ausstellern aus 20 Nationen auf 4.000 qm sind wir nicht so groß wie die Art Cologne, haben aber eine ähnliche Vielfalt, allerdings ohne großen kuratorischen Filter. Denn Kunst soll Spaß machen“, erklärt Messedirektor Jörgen Golz. „Wir bedienen ein anderes Marktsegment. Auf der Art Cologne wird eine Skulptur für 5 Mio. Euro angeboten. Wir bewegen uns im Schnitt bei 1.-2.000 Euro. Das ist eine sinnvolle Ergänzung. Und wir haben auch am Sonntag offen.“ Messekurator Dr. Peter Funken führt weiter aus: „Im Zuge der Globalisierung hat sich der Kunstmarkt verändert. Heute gibt es wie in der Renaissance reiche Sammler mit riesigen Budgets, was sich auf die anderen Protagonisten auswirkt. Doch Preise und Möglichkeiten sind unterschiedlich. Wir bieten jungen, weniger arrivierten Künstlern die Chance, sichtbar zu werden, ins Gespräch zu kommen und Netzwerke aufzubauen.“
Die Kölner Liste gliedert sich in vier Bereiche: die Gallery Section mit regionalen, nationalen und internationalen Galerien, die Artist Section, wo sich Künstler direkt präsentieren, die Photography Section mit Fotokunst sowie die Urban Art Section mit Street Art. Stefan Maria Rother, Kurator der Photography Section, betont: „Wir zeigen Künstler, die den Mut und inneren Drang haben, Kunst machen zu müssen. Die Fotografien sind vielfältig und auf hohem Niveau. Guerel Sahin etwa zeigt retrogezeichnete Landschaften. Jordi Rosado erinnert an die Fotokunst der 70er Jahre.“ Guillaume Trotin, Kurator der Urban Art Section, erläutert: „Am Beginn der Street Art waren Graffitis, die nur mit Fotos dokumentiert wurden. Sie wurden mehrfach platziert, um Aufmerksamkeit zu bekommen.“ Zuvor hatte der französische Urban-Art-Künstler OX zehn große Werbetafeln in Köln in flüchtige Kunstwerke umgewandelt, die visuell mit der Umgebung interagieren, wovon ein Video am Eingang zeugt.
West goes East: Die russische MSK Eastside Gallery zeigt Werke von Ja’bagh Kaghado, einem amerikanischen Fotokünstler aus New Jersey, der seit Jahren in Moskau lebt und die dortige Kunstszene maßgeblich beeinflusst. 2008 zeigte er als jüngster Künstler eine Einzelausstellung im Moskauer Museum of Modern Art. Seine Portraits sind kreativ verfremdet, ohne ihre eigentliche Wirkung zu verlieren. Die Bilder der Malerin Chris Aerfeldt zeigen Frauen mit vergrößerten Handarbeiten. „Die Verzerrung ist Beispiel für den Neomanierismus“, erklärt Peter Funken. Die Australierin mit estnischen Wurzeln ergänzt: „Als Kind fühlte ich mich unsichtbar und schwach. Diese Frauen bereiten eine Welt mit weiblichen Riesen und Helden vor. Statt im Haushalt arbeiten sie draußen. Wie in der holländischen Malerei des 16. Jahrhunderts symbolisieren ihre Gegenstände etwas, etwa der von Nadeln durchstochene Apfel das Herz.“
Die foto- bzw. hyperrealistischen Bilder des Hamburgers Jean-Pierre Kunkel zeigen Wasser, Meereswellen und junge Frauen im Swimmingpool. „Die Idee dazu bekam ich im Urlaub, als ich tauchte und meine Tochter im Wasser stehen sah. Das hat mich inspiriert und weitergeführt zu den Möglichkeiten der Lichtreflexe und Wellenbewegungen“, erklärt er uns. „Ich mache zuerst Fotos, sichte sie und verändere sie zu einer Idealkomposition. Dann projiziere ich das Bild auf eine Leinwand und beginne mit dem Malen.“ Auch die von der Wesselinger HLP Galerie vertretene Angela M. Flaig, die Pusteblumen und Distelsamen zu filigranen Gebilden komponiert, findet Beachtung. Ebenso der Glastisch von der deutschen Künstlerin Mary Baumeister, präsentiert von der Galerie Rosemarie Bassi. Die Kölner Liste 2017 enthält noch viele weiteren Schmankerln – und das zu leistbaren Preisen.
Kölner Liste 2017 | 27.4. 18-22 Uhr, 28., 29.4. 11-21 Uhr, 30.4. 11-18 Uhr | XPost Köln | www.kölner-liste.org
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