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Zwei Vereinsmeier: Schwaderlappen (Norbert Alich, li) und Litzmann (Rainer Pause)
Foto: Pantheon

Knochen, Klüngel, Karneval

29. Januar 2015

PPP in Bonn, Verschwörung und Making-of in Köln – Komikzentrum 02/15

Ob die fünfte Jahreszeit tatsächlich lustig wird, hängt ganz davon ab, wer sich wann wohin begibt: Garantiert etwas zu lachen gibt es bei der Bonner Karnevalsrevue Pink Punk Pantheon (am 1./3.-7./9.-11./14.-17.2.), die ihre 32. Session feiert. Natürlich unter dem bewährten Vorsitz von Rainer Pause als Fritz Litzmann und Norbert Alich als Hermann Schwaderlappen, ihres Zeichens Begründer des Heimatvereins Rhenania n.V., der seit 1983 existiert und den Mitgliedern die Gelegenheit gibt, den einen und anderen Klaren zu kippen, um die schrecklichen Zustände in der Welt aushalten zu können.

Die Sketches drehen sich um so ziemlich alle Aufreger des vergangenen Jahres, um die Selfie-Manie, um Firmen, die ihren Mitarbeiterinnen anbieten, ihre Eizellen einfrieren zu lassen, um den Bankräuber von heute, der sich keinen Strumpf übers Gesicht zieht, sondern im Boss-Anzug die Schalterhalle entert – als Chef des Hauses. Kurz: Das Ensemble zieht tüchtig vom Leder, auf dass man sich keinesfalls unter Niveau amüsiert.

Gleiches gilt für „Die Ursula-Verschwörung“, die drei Damen in geschätzten 4711 Rollen am 15.2. im Senftöpfchen-Theater anzetteln: Anne Rothäuser, Sonja Kling und Kristina Kruttke fragen sich in ihrer rasanten Action-Lesung was Knochen, Klüngel und 11.000 Jungfrauen mit dem Karneval zu tun haben – und fördern die unglaublichsten Geschichten rund um Heilige und deren schlimmes Schicksal zutage.

Wer wusste bis dato, dass Ursula ihre Reiseroute auf dem Rhein gepostet hat und mit einem KD-Dampfer unterwegs war. Klar: Der erste Landgang fand in Köln statt. Oder weiß jemand, dass der hiesige Karneval jahrhundertelang durch den Verkauf von Reliquienknochen finanziert wurde und die Vorhölle das langweiligste Wartezimmer der Welt war – bis man sie kurzerhand abgeschafft hat. Dass sich das Trio mit seinen A-cappella-Songs in staunenswerte Höhen schwingt, seine Lektion in Stadtgeschichte mit Hilfe von ausklappbaren Cartoons illustriert und mit putzigen mimischen Entgleisungen anreichert, macht den Abend zu einer der originellsten und rasantesten Lesungen jenseits der Alpen.

Sie dauert nur „6 Minuten“, die grandiose Show, mit der Ursus & Nadeschkin am 3. und 4.2. in der Comedia (Roter Saal) Station machen. Ganz in Weiß zeigen die beiden Schweizer, was Sache ist im Showbiz: Der schöne Schein wird in seine Einzelteile zerlegt, alles Überflüssige fliegt raus – ein skelettierendes Verfahren, bei dem sich erweist, was es mit der schieren Unterhaltung auf sich hat: Unter der Oberfläche tut sich ein Loch auf – die reine Leere.

Damit ist aber längst nicht Schluss, vielmehr beginnt nach sechs Minuten die „richtige“ Schau, in deren Verlauf Nadja Sieger und Ursus Wehrli eine Art Making-of einer Bühnen-Performance zelebrieren. Wie es sich für den so aufmüpfigen wie quicklebendigen weiblichen Teil des Duos gehört mit allem, was dazu gehört: Es wird gestritten, dass die Fetzen fliegen – und geliebt, bis den Zuschauern die Herzen aufgehen: dank einer 3-D-Brille, die jeder mit nach Hause nehmen darf. Inklusive dem wärmendem Gefühl, einen rundherum stimmigen Abend erlebt zu haben – versichert hoch und heilig die Ihnen stets ergebene

ANNE NÜME

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