Am 19. Juli ist es so weit. Das Ensemble TheaterKönig feiert die Premiere seines neuen Stücks „Der Blaue Falke“ im Comedia Theater in der Südstadt. Das Ensemble besteht seit vielen Jahren und setzt sich aus behinderten und nicht behinderten Schauspielern zusammen. Geleitet wird das Ganze von Sabine Hahn und ist eine Produktion des Comedia Theater Förderkreis e.V. Außerdem gibt es Unterstützung von der Kämpgen-Stiftung und der Marga und Walter Boll-Stiftung.
choices: Worum geht es bei eurem Theaterstück „Der Blaue Falke“?
Rosi Berling (Schauspielerin): Es geht um den Blauen Falken. Wer das ist, wissen wir allerdings auch nicht genau. Er taucht immer wieder auf. Zum Beispiel gibt es eine Passage, in der wir ins Kino gehen und einen Film schauen, in dem der Blaue Falke vorkommt.
Sabine Hahn (Team): Alle rätseln, wer der Blaue Falke ist. Für jeden ist die Antwort anders. Der Blaue Falke ist im Prinzip das, was ein Detektiv in einem Film Noir sucht, er ist ein Symbol. Es ist tatsächlich vor allem die Suche das Thema. Hier steht der Blaue Falke dafür, dass die Umlenkung von Fantasie und Aufmerksamkeit auf ein völlig anders Thema etwas in uns bewirkt.
Jonas Relitzky (Schauspieler): Wer der Blaue Falke ist, das muss jeder für sich selber rausfinden, oder ob es überhaupt einen Blauen Falken gibt.
Was erwartet den Zuschauer, worauf darf man besonders gespannt sein?
Rosi Berling (Schauspielerin): Es gibt ein Mädchen, das mit einem Blumenkranz um die Bühne tanzt. Also Tanzpassagen zum Beispiel.
Jonas Relitzky (Schauspieler): Besonders kann man sich auch auf die Kostüme freuen. Die sind total unterschiedlich und sind an die 1940er/50er Jahre angelehnt. Da wird immer fleißig gesucht und gebastelt. Das Stück beginnt außerdem auf einem Platz, wo die Figuren drüber laufen, und es gibt verschiedene Begegnungen. Ich selber werde z.B. einen fremden Mann verfolgen und begegne ihm aus der Ferne.
Michael Kiric (Schauspieler): Wir sind Musiker auf der Straße. Turhan und ich sind Straßenkehrer.
Turhan Soydan (Schauspieler): Es gibt eine Szene, da sitze ich auf einer Bank. Dann kommen zwei Mädchen. Es ist eine Flirt-Situation. Ich stehe auf, doch dann gehen die beiden weg. Ich werde traurig und gehe ebenfalls weg.
Sabine Hahn (Team): Das Stück ist so aufgebaut, dass es erst auf einer Straße spielt, in einer nicht allzu großen Stadt, wo Menschen einander begegnen oder eben nicht begegnen, wo Dinge misslingen. Begegnungen misslingen, Träume erfüllen sich nicht. Eigentlich alltägliche Dinge, die aber im Kleinen nicht gelingen. Im Mittelteil geht ein Teil der Menschen vom Platz ins Kino, sie gucken sich einen Film an, in dem es um den Blauen Falken geht. Danach kommen die aus dem Kino raus und wieder spielt der dritte Teil auf dem Platzt und wir sehen, was sich verändert hat. Z.B. an Stimmung und an Möglichkeiten, sich zu begegnen, nachdem man im Kino gewesen ist und ein anderes Thema sich im Kopf aufgemacht hat. Es ist Nacht geworden, es ist milder und die Menschen begegnen sich wieder auf dem Platz.
Was macht das Ensemble Theaterkönig aus? Ihr seid ja eine gemischte Schauspielergruppe aus behinderten und nicht behinderten Schauspielern. Wie laufen bei euch die Proben ab, was ist anders als sonst, wie ist eure Zusammenarbeit?
Martin Gilsdorf (Schauspieler): Ich selber spiele den Musikkapellmeister im Stück und ich finde, wir kommen hier sehr gut voran. Manchmal gibt es ein paar Schwierigkeiten mit der Konzentration. Manchmal müssen wir Dinge wiederholen und noch mal und noch ein weiteres Nal machen. Das kommt darauf an, was die Regie uns sagt. Doch es ist uns eben auch sehr wichtig, alles mit Würde zu spielen und umzusetzen. Wir sind keine Clowns, wir haben Spaß, doch wir nehmen unsere Arbeit hier ernst, das ist uns besonders wichtig bei dem Theaterstück.
Sabine Hahn (Team): Wir wollen gerne, dass die Leute lachen, und nicht, dass wir uns über unseren eigenen Quatsch kaputt lachen.
Yayoi Mochizuki (Schauspielerin): Mir macht es einfach sehr viel Spaß hier und ich bin sehr glücklich hier dabei zu sein. Ich bin schon aufgeregt vor der Aufführung, aber wir helfen uns hier alle und sind auch befreundet durch die Arbeit an dem Stück.
Michael Kiric (Schauspieler): Ich finde unsere Gruppe super, kenne manche Schauspieler hier schon von anderen Produktionen. Wir machen hier ein ernstzunehmendes Theaterstück. Ich arbeite sehr gerne mit den Schauspielern der Gruppe zusammen und finde es toll, dass wir Spaß haben, und dennoch mit einer Ernsthaftigkeit an das Stück herangehen. Wir haben jetzt sogar einen Instagram-Account, wo wir professionelle Fotos posten.
Ruth Werner (Schauspielerin): Ich finde es einfach toll, hier dabei zu sein. Wir sind hier Freunde, aber auch Kollegen mit den gleichen Interessen.
Theaterkönig ist ja ein Ensemble aus behinderten und nicht behinderten Schauspielern. Wie sind die Reaktionen des Publikums auf eure Gruppe, wenn sie eure Stücke sehen?
Martin Gilsdorf (Schauspieler): Die Zuschauer kommen immer wieder zu uns und sind begeistert. Sie sagen, dass wir sie zum Lachen bringen. Manche weinen auch. Unsere Stücke berühren.
Christian Jakob-Blens (Schauspieler): Die Leute klatschen, wir bekommen immer sehr viel Applaus. Trotzdem bin ich manchmal vor der Aufführung aufgeregt, wir wissen nicht immer genau, was als nächstes kommt, wie unser nächster Einsatz ist. Hinter der Bühne passiert am Abend der Aufführung immer noch sehr viel und dabei helfen wir uns gegenseitig.
Katja Köhler-Campbell (Team): Hinter der Bühne ist immer viel los. Es wird sich umgezogen, wir sind viele Leute. Dann muss man sich merken, was man alles machen muss. Manchmal machen wir uns gegenseitig Hilfszettel mit Stichpunkten oder es wird auch mal etwas vergessen. Das Publikum bekommt von all dem nichts mit, das ist das Schöne.
Natalie Dedreux (Schauspielerin): Am Ende bekommen wir immer sehr viel Applaus.
„Der Blaue Falke“ | 19.(P), 20., 22., 23., 24., 25.7. 19.30 Uhr | Comedia | 0221 888 77 222
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