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„Bester Mann“ von Florian Forsch – Max-Ophüls-Preis 2018
Bild: © Funfairfilms GmbH / KHM

Über Kunst, Medien und das Reich dazwischen

19. Juli 2018

Medienkunst-Nachwuchs beim KHM-Rundgang 2018 – Kunst 07/18

Während in einem Raum Plexiglas-Elemente ineinander gesteckt werden, werden nebenan noch schnell Fernseher angeschlossen und Kabel verlegt – der alljährliche Rundgang der Kunsthochschule für Medien Köln steht kurz bevor. Trotzdem wirkt niemand gestresst, viele Studierende trinken gemütlich ihren Mittagskaffee im Innenhof.

Von Donnerstag bis Sonntag werden im diesjährigen Rundgang 150 Werke von Studierenden und Absolventen zu sehen sein. Für vier Tage verbinden sich Ateliers, Studios, Labore, Seminarräume und Produktionsstätten zu einem Ausstellungsparcours. Die Bandbreite ist groß und reicht von Sound- und Videoinstallationen über Animationen, Fotoarbeiten, Mixed-Media-Werke und Skulpturen bis hin zu Performances; dazu kommen ein viertägiges Event- und Filmprogramm sowie Präsentationen aus verschiedenen Fachgebieten: Im Animationsstudio beispielweise werden die Möglichkeiten des bewegten Bildes mit verschiedenen Medien und Erzählformen experimentell erforscht. Im Garten der Bibliothek lesen Studenten des neuen Studienschwerpunktes „Literarisches Schreiben“ eigene literarische Texte (Do/Sa/So 18 Uhr).

Psychodrama-Doku, Raumklang-Erlebnis und die Ware als Statussymbol

„Dies sind die Momente, wo wir selbst in die Hochschule reinschauen, Projekte reflektieren und mit den Studierenden ins Gespräch kommen“, erklärt Ausstellungs-Kuratorin Heike Ander. So erzählt etwa Künstlerin Vanja Smiljanić von ihrem Film „Orion Debacle“, der während des Rundgangs im Hauptgebäude der Kunsthochschule läuft. Für ihr dokumentarisches Werk ist sie nach San Diego gereist und hat dort, gemeinsam mit Anhängern der New-Age-Religion „Unarius“ ein „Psychodrama“ durchgeführt und gefilmt. Dazu reiste sie als Protagonistin in ihre eigene Vergangenheit und reinsziniert diese performativ mit dem Ziel, Heilung zu erfahren. Für sie sei es auch eine persönliche Reise zu den Wurzeln ihrer Epilepsie, so Smiljanić. Wie sie einen Tag vor Ausstellungseröffnung erfährt, ist sie diesjährige Preisträgerin des NRW-Medienkunstpreises.

Eine intensive auditive Erfahrung erlebt der Besucher in der Raumklang-Installation des Künstlers Ali Chakav. Im großen Raum und beinahe völliger Dunkelheit hört man sphärische Klänge, welche einen spannungsgeladenen Klangteppich erzeugen. Bewegt man sich, verändert sich, was man hört – die Klänge bilden „Hörpunkte“ im Raum, erklärt Chakav. Für sein Werk sammelte er Audio-Mitschnitte im urbanen und naturnahen Raum und verwebte und verfremdete diese mithilfe von Synthesizern – der Rest ist der Fantasie der Besucher überlassen.


Verfremdete Alltagsgegenstände von Finn Wagner: „a slick finish lasts forever“
Foto: Mareike Thuilot

Ein ganz anderes Thema untersucht Student und Künstler Finn Wagner in seinem Werke „a slick finish lasts forever“: Die Skulpturen zeigen Alltagsgegenstände – diese jedoch so verfremdet und mit glänzendem Lack übermalt, dass nur noch eine Ahnung von deren Plastizität bleibt. Dabei interessiert ihn die Ware als Statussymbol, verkörpert etwa durch die glänzende Oberfläche eines Sportwagens.  

49 Filme aus unterschiedlichsten Genres

Besonders ist in diesem Jahr auch das viertägige Filmprogramm: Insgesamt 49 (Kurz-)Filme von Studierenden in 15 Programmblöcken werden in der hochschuleigenen Aula in bester Qualität gezeigt. Dabei sind Arbeiten aus den Bereichen Spiel-und Dokumentarfilm, Essay, Animation, Werbung und experimenteller Film – so etwa Nicole Wegners Abschlussfilm „Parallel Planes“ (22.7., 18 Uhr), die Social Spots zum Weltfrauentag oder das im Januar mit dem Max-Ophüls-Preis für den besten mittellangen Film ausgezeichnete Diplomprojekt „Bester Mann“ (19.7., 20 Uhr) von Florian Forsch, der eine Geschichte über Missbrauch und emotionale Abhängigkeit erzählt. Im Anschluss stellen sich die Filmemacher den Fragen von ProfessorInnen und Publikum.

Dass die Ausstellung so vielfältig ist, liegt auch am Konzept der Kunsthochschule für Medien. Diese orientiere sich, so Rektor Hans Ulrich Reck, an der „ursprünglichen Idee der alten Universitäten“. „Wir begleiten, beraten und evaluieren die Studenten in ihren Projekten“, erklärt er, dabei seien sie jedoch vollkommen frei in der Wahl ihrer Themen und Schwerpunkte. Um diese Freiheit zu bewahren, sei man beim Diplom-Studiengang geblieben und habe sich gegen die Einführung eines modularisierten Bachelor-Master-Studiengangs entschieden.

Interessierte können die Vielfalt der Kölner Kunsthochschule für Medien beim Rundgang 2018 noch bis Sonntag selbst erkunden.

KHM Rundgang 2018 | 19.-22.7. 14-20 Uhr | Kunsthochschule für Medien Köln, Filzengraben 2 | Eintritt frei | www.khm.de/rundgang_2018

Mareike Thuilot

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