„Werde der, der du bist!“ Mit diesem bewegenden Nietzsche-Zitat beschreibt Prof. Dr. Hans Ulrich Reck, Rektor der Kunsthochschule für Medien den Geist der jungen Künstler, die am 13. November 2018 mit Preisen geehrt wurden. Neben drei mit jeweils 2.000 € dotierten Förderpreisen für Danila Lipatov, Max Mauro Schmid und Maja Tschumi wurde der mit 10.000 € dotierte Große Kunstpreis der Freunde der KHM an die Kenianerin Beryl Magoko vergeben.
Die Diplomandin Beryl Magoko zeigt mit „In Search...“ einen bewegenden Dokumentarfilm (2018, 90 Min., Deutsch/Englisch/Kikuria/Swahili, mit engl. Untertiteln), in dem sie als Betroffene und Protagonistin ihre weibliche Genitalverstümmelung (FGM/C) verarbeitet. Hochemotional und tiefgehend ist Dokumentation, in der Magoko sich ihren Fragen, Ängsten und Zweifeln stellt und eine Lösung für ihr Trauma sucht. Sie spricht anklagend mit ihrer Mutter, die von ihrer eigenen Genitalverstümmelung erzählt und sich immer noch schuldig und schlecht fühlt, aber eben keine andere Wahl hatte. Denn die Genitalverstümmelung ist ein Ritual, das von der Kirche und den Gemeinden in Kenia praktiziert wird.
Schmerz und Leid wechseln im Film (Bildgestaltung: Jule Katinka Cramer) mit malerischen Landschaften von Kenia und dem Kontrast zu Beryl Magokos' Leben in Deutschland, wo sie mit betroffenen Frauen spricht, um ihnen mit ihrem Film, als Sprachrohr zu dienen. Die Rolle der Frau wird hier hinterfragt und angezweifelt: Wie viel muss ein Mensch ertragen? Was macht es mit den verstümmelten Frauen? Wo ist die Weiblichkeit? Warum wird darüber nicht gesprochen? Magoko nimmt kein Blatt vor den Mund und scheut auch keine emotionalen Ausbrüche vor der Kamera. Durch diese Offenheit geht der Film unter die Haut.
Dies findet auch die Jury der KHM und begründet die Auszeichnung: „Bemerkenswert und besonders ist an ‚In Search‘ sowohl das Aufzeigen der inneren Konflikte der Betroffenen und ihre persönlichen Perspektiven darauf, als auch ein hoffnungsvoller Blick, dass eine psychologische Bewältigung für die weltweit 200 Millionen betroffenen Frauen mit dem Brechen des Schweigens und einem Dialog beginnt.“
Die aktuelle Dramaturgie, mit der „In Search...“ präsentiert wird, zeigt Magoko als Beispiel, um das Schicksal vieler Frauen vor Augen zu führen und den Weg zu sich selbst zu finden. „Die KHM ist ein Ort, an dem meine Stimme lauter und klarer geworden ist“, sagte sie bei der Preisübergabe mit Tränen in den Augen. Denn es frustriert sie, dass noch immer Frauen in Afrika verstümmelt werden.
Der Abschlussfilm „In Search...“ wurde mit Hilfe der Film- und Medienstiftung NRW produziert und hat bereits auf der DOK Leipzig den Publikumspreis Leipziger Ring gewonnen. Er ist ein Sinnbild für die Suche nach dem wahren Selbst und repräsentiert zusammen mit den anderen drei Gewinnern die Intention der jungen Künstler: Kunst als Identitätssuche zu verstehen.
Die Werke der Preisträger/innen des Großen Kunstpreises und der Förderpreise für Junge Studierende sind in einer Ausstellung in Glasmoog – Raum für Kunst und Diskurs zu besichtigen.
Kunst- und Förderpreise des Vereins der Freunde der KHM | bis 8.12., Do/Fr 16-19 Uhr, Sa 14-18 Uhr und nach Vereinbachung | Glasmoog – Raum für Kunst und Diskurs | www.khm.de
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