Nichts im Übermaß, soll eine Inschrift am Orakel von Delphi besagt haben. Die Mahnung, dass Menschen zur Übertreibung neigen (auch zur Untertreibung), ist so aufs Engste mit der abendländischen Philosophie verknüpft. Gut so! Verquer zwar schlägt sich die Mahnung beispielsweise in Selbstoptimierungsratgebern nieder, wo es gilt, unter der Maske innerer und äußerer Balance noch die letzte Energie für eine zermürbende Karriere abzurufen. Richtig bleibt aber, dass täglich etwas überhand nimmt (oder zu kurz kommt), geht es nun um Familie, Partnerschaft und Freundschaft, um körperliche und geistige Bewegung und Ruhe, um Politik, Wirtschaft und Privatsphäre oder was auch immer. Erstaunlich ist, wie einfach es sich die Gesellschaften gemacht haben, als sie geflissentlich den Mann zum Maßstab ihres Handelns erhoben haben. Ganz schön übertrieben! Generationen von Feministinnen und Feministen haben in den letzten hundert Jahren daran wenig ändern können.
Im Monatsthema FRAU ALLEIN fragen wir, wie es um diese Ungerechtigkeiten bestellt ist. Unsere Leitartikel bezweifeln, dass die Erfolge des Feminismus allen Frauen gerecht zugute kommen, verfolgen, warum in der Medizin die Behandlung von Frauen sträflich vernachlässigt worden ist und stoßen sich an der Erwartung, dass Frauen die Dinge besser zu machen hätten als Männer es tun.
In unseren Interviews schlägt die Soziologin Uta Meier-Gräwe Maßnahmen vor, um die existentielle Benachteiligung von Frauen in der Sorge- und Erwerbsarbeit zu beenden, die Gesundheitsexpertin Anke-Christine Saß erklärt, warum eine Medizin, die auf die Bedürfnisse von Frauen eingeht, auch Männern hilft und die Politologin Helga Lukoschat diskutiert die Strategien von Männern und Frauen in der Politik. In Köln besuchen wir Paula e.V. Die Beratungsstelle hilft Frauen ab 60 Jahren, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind. Von der Medizinerin Sabine Oertelt-Prigione erfahren wir, wie an der Universität Bielefeld Erkenntnisse der geschlechtersensiblen Medizin in die gesamte medizinische Ausbildung eingehen. In Wuppertal erfragen wir die Erfolge und Ziele der 1985 gegründeten Stabsstelle für Gleichstellung und Antidiskriminierung.
Übrigens, vor 100 Jahren haben englische Amateurfußballerinnen männliche Profis im In- und Ausland geschlagen. Frauenteams haben für ausverkaufte Zuschauerränge gesorgt; in heutigen Zahlen ein Multi-Millionengeschäft. Der englische Fußballverband FA erließ bald ein Stadionverbot für die erfolgreichen Konkurrentinnen, und Ärzte flankierten die Perfidie mit der abstrusen These, die sportliche Anstrengung gefährde die Fruchtbarkeit von Frauen. Erst in den 70ern hob der Verband das Stadionverbot auf. Man stelle sich vor, Fußballfrauen wären 100 Jahre genauso gehätschelt worden wie Fußballmänner! – Wohl ganz gut für Männer, dass es nicht nur im Sport unsportlich zwischen den Geschlechtern zugeht.
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Eine Klasse für sich
Ein Feminismus, der sich allein auf Vorstandsposten kapriziert, übt Verrat an Frauen – Teil 1: Leitartikel
„Sorgearbeit wird zum Nulltarif in Anspruch genommen“
Soziologin Uta Meier-Gräwe über Haus- und Erwerbsarbeit von Frauen – Teil 1: Interview
Ein Tabu zu viel
Paula e.V. Köln berät Frauen ab 60 Jahren, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind – Teil 1: Lokale Initiativen
Mensch ist nicht gleich Mann
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„Nicht bei zwei Geschlechtern stehen bleiben“
Gesundheitsexpertin Anke-Christine Saß über Gendermedizin – Teil 2: Interview
Gendern rettet Leben
Neue Professur für geschlechtersensible Medizin an der Bielefelder Universität – Teil 2: Lokale Initiativen
Die hormonelle Norm
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Politologin Helga Lukoschat über Frauenquoten und feministische Außenpolitik – Teil 3: Interview
Angst-Räume beseitigen
Die Wuppertaler Stabsstelle für Gleichstellung und Antidiskriminierung – Teil 3: Lokale Initiativen
Vor dem Arzt sind alle gleich
Gleichberechtigung in der Gesundheitsversorgung – Europa-Vorbild: Malta
Äff den Mann nach
Zur Gleichberechtigung in kleinsten Schritten – Glosse
Gegen welche Regel?
Intro – Flucht und Segen
Weihnachtswarnung
Intro – Erinnerte Zukunft
Ran an die Regeln
Intro – Verspielt
Wie gewohnt
Intro – Europa
Ausgefischt
Intro – Meeresruh
Machtspiele
Intro – Gewaltrausch
Natürlich wählen
Intro – Unsere Tiere
Wahlverwandt
Intro – Beziehungsweisen
Gefahrenzulage
Intro – Arbeit oder Leben?
Ablenkungsversuch
Intro – Hab’ keine Angst
Gelassen ernst
Intro – Unheimlich schön
Zeit des Verlangens
Intro – Ganz schön empfindlich
Politik mit Vorsatz
Intro – Nach der Demokratie
Weihnachtswunder
Intro – Geben und nehmen