Nie stehen die Gedanken still. Auch wenn wir warten, bleibt die Zeit nicht leer, weil die Gedanken von einem Gegenstand zum nächsten springen und sich mit dem Denken immer wieder neue Bilder einstellen. Ilona Pászthy bringt ihr Publikum gleich zu Beginn in eine Wartesituation, weil die Besucher von Barnes Crossing nur in kleinen Gruppen in die Tanzhalle gelassen werden, also steht man in einem großen mit transparenten Plastikplanen verhängten Raum und blickt jeden, der neu ins Wartezimmer kommt, mit interessiertem Blick an. Ein Trick, der die Aufmerksamkeit für das Kommende schon einmal schärft.
Die Inszenierung der „TimeGaps“ führt durch weitere Räume auf deren durchsichtigen Wänden Fotografien oder kurze Videoaufnahmen projiziert werden. Spruchbänder ziehen sich an den Flächen entlang. Zwei Männer (Arthur Schopa, Alfredo Zinola) und zwei Frauen (Sahra Huby, Nora Vladiguerov) tanzen in Paaren oder einzeln, sie streifen ihre Kleider ab und ihre Silhouetten verschwimmen hinter Plexiglasscheiben oder Vorhängen. Andeutungen, flüchtig wie Chimären entstehen, Zusammenhänge werden nicht geliefert, auch nicht in den eingesprochenen Sätzen, die unverbindlich wie Traumbilder bleiben.
Dieses Spiel mit dem Ungefähren betreibt Ilona Pászthy konsequent, der stete Wechsel hat System, die Erotik bleibt angedeutet, Orientierung im Raum müssen sich die Besucher selbst herstellen. Eine intellektuelle Konstruktion mit poetischen Momenten, in denen die Realität des Körpers nie aus dem Auge verloren wird, so präsentiert sich die Kölner Choreografin mit „TimeGaps“. Gegen Ende blutet die Inszenierung dann in Wortschwaden aus. Aber zuvor bezieht sie Kraft und Sinnlichkeit aus den fulminant getanzten Szenen von Sahra Huby. Eine Produktion die Lust auf Fortsetzung und Weiterentwicklung macht.
TimeGaps. Inszenierung: Ilona Pászthy. Nächste Vorstellungen 25. 8. und 1. 9. jeweils 20 Uhr. Industriestraße 170. Tel.: 02236 963 588
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