Wenn ein Festival so richtig abgeht, dann erzeugt es einen Sog, der dazu führt, dass man sich auch die Produktionen anschaut, von denen man nicht einmal den Titel kennt. Es wird schon interessant sein, was man da sehen kann. Dieses Vertrauen hat sich Zeit für Zirkus schon erworben. In diesem November wird das Festival in 25 deutschen Städten veranstaltet. „Überall dort, wo es eine Infrastruktur für Zirkus gibt“, erklärt Jonas Schiffauer, einer der Programmgestalter. „In Köln hat sich in den letzten Jahren extrem viel getan. Das Publikum ist neugierig, und die Stadt besitzt ähnlich wie Brüssel ein Potential, das internationale Gruppen anlockt“, meint Schiffauer. So wird bald wohl niemand mehr sagen können: „Ich kenne nur Roncalli“, denn das Festival wird in diesem Jahr an vielen öffentlichen Orten der Stadt präsent sein. So befasst sich etwa die Gruppe Unanim in „Lower Level“ in der KVB-Haltestelle Heumarkt mit sozialen Grenzen. Im White Cube des Hauses der Architektur will Benjamin Richter mit seinem Programm „TAKTil“ das Publikum jonglierend zum gemeinsamen Spiel animieren.
Zirkus wird es aber auch in Deutz, im Quartier am Hafen, in Riehl und Vogelsang geben. „Wir wollen raus aus der Bubble“, sagt Jonas Schiffauer. Die Erfolge, die man mit der wachsenden Zahl eines jungen, neugierigen Publikums gewonnen hat, sollen noch breiter in der Stadtgesellschaft wachsen. „Denn in den Darbietungen gibt es keine Sprachbarrieren, und der Zirkus ist ein inklusiver Ort. In der Kreisform können sich alle finden“, sagt er. Tatsächlich wandelte sich die Zirkuswelt mit einer Generation junger Künstlerinnen und Künstlern vom ehemals auf Exotik angelegten Vergnügen zu einer Kunstform mit ambitioniertem gesellschaftspolitischem Anliegen.
Die Kunst der Zirkusdarbietung ist untrennbar mit dem Experiment verbunden. Heute gehört dazu eine Auseinandersetzung mit analogen und digitalen Medien. Die liefert das Männerduo Hippania.Maleta in einer Zusammenarbeit mit der niederländischen Künstlerin Liza van Brakel in der Außenspielstätte der TanzFaktur. Eine eigens für die Performance „Inside Juggling“ konstruierte Kamera fängt das Geschehen im Inneren einer Jonglage ein, sodass wir die Welt aus der Perspektive der Gegenstände sehen. Zweifellos, der Zirkus eröffnet der Kunst neue Horizonte.
Zeit für Zirkus | 15. - 17.11. | div. Orte | zeitfuerzirkus.de
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