Maria, ihm schmeckt's nicht!
D/I 2009, Laufzeit: 92 Min., FSK 0
Regie: Neele Leana Vollmar
Darsteller: Lino Banfi, Christian Ulmen, Mina Tander, Sergio Rubini, Maren Kroymann, Gundi Ellert, Peter Prager, Paolo de Vita, Ludovica Modugno, Lucia Guzzardi, Nino Bellomo
Spritzige Cultur-Clash-Komödie
Campobello Forever
"Maria, ihm schmeckt's nicht" von Neele Leana Vollmar
Jan und die Halbitalienerin Sara lieben sich. Als sie Saras Eltern einen Besuch abstatten und die geplante Hochzeit erwähnen, kommt als Ort der Feierlichkeiten nur das verschlafene italienische Nest Campobello in Frage, der Heimatort von Saras Vater Antonio. Das Chaos nimmt seinen Lauf.
Mindestens zwei Millionen Deutsche können mit dem Titel „Maria, ihm schmeckt's nicht!“ etwas anfangen, denn der gleichnamige Roman von Jan Weiler verkaufte sich ungefähr so oft und hielt sich über fünf Jahre in den entsprechenden Bestsellerlisten. Zudem gibt es sowohl ein gleichnamiges Hörbuch als auch ein Hörspiel, und der Autor tourt mit einem Leseprogramm durch die Republik, in dem er auch immer wieder Passagen aus seinem erfolgreichen Debütroman vorliest. Dementsprechend hoch ist der Erwartungsdruck auf diesen Film, der im medialen Verwertungsprozess nur den logischen nächsten Schritt darstellt. Für die junge Regisseurin Neele Leana Vollmar dürfte die Verfilmung allerdings eine neue Erfahrung darstellen. Denn ihre beiden vorangegangenen Werke, das fantastische Debüt „Urlaub vom Leben“ mit einem grandiosen Gustav Peter Wöhler in der melancholischen Hauptrolle und der Nachfolgefilm „Friedliche Zeiten“ über eine aus der DDR geflohene Familie in den 1960er Jahren hatten keine literarischen Vorlagen und trafen so auf ein unbelastetes Publikum.
Doch schon in den ersten Filmminuten wird deutlich, dass Vollmar es bestens versteht, den Bewusstseinsstrom des im Buch namenlosen Ich-Erzählers kongenial in die von Christian Ulmen gespielte Figur Jan zu transferieren. Dabei muss sie nur gelegentlich auf direktes In-die-Kamera-Sprechen zurückgreifen, die Identifikation der Zuschauer mit dem teilweise ganz schön sprachlosen Jan funktioniert auch so ausgezeichnet. Wenn zwei so grundverschiedene Kulturen wie die deutsche und die italienische aufeinander treffen, liefert das Steilvorlagen für respektlose Verballhornungen der entsprechenden Mentalitäten. Es wird mit Vorurteilen und Stereotypen gespielt, aber es stecken auch etliche Wahrheiten darin. Denn diese kennt Autor Jan Weiler, der auch am Drehbuch mitschrieb, aus eigener Anschauung heraus: Die zugrunde liegende Geschichte ist autobiografisch, denn auch Weiler hat eine italienische Frau und einen ehemaligen italienischen Gastarbeiter zum Schwiegervater. In jenen Szenen, die die schroffe, ausländerfeindliche Atmosphäre im Deutschland der späten 1960er Jahre rekonstruieren, findet Neele Leana Vollmar schließlich auch die gesellschaftskritischen und dramatischen Elemente, die sie auch in ihren bisherigen Filmen nie vernachlässigte. Das Ergebnis ist deswegen eine überdrehte, gagreiche und über weite Strecken sehr gewitzte Unterhaltung, die aber nie die ernsten Untertöne aus den Augen verliert. Vielleicht auch das eine gelungene Verbindung deutscher und italienischer Tugenden.
(Frank Brenner)
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