Isle of Dogs – Ataris Reise
Deutschland, USA 2018, Laufzeit: 101 Min., FSK 6
Regie: Wes Anderson
>> www.fox.de/isle-of-dogs
Weiterhin aktuell
Raspa (392), 12.08.2021
Der politische Gehalt des Films wurde ja bereits angesprochen. Jetzt, 2021, muss man spontan an Lukaschenko und sein tyrannisches Regime denken, wenn man diesen Film sieht. Der Diktator hat dort, abgesehen von der japanischen Physiognomie, auch eine gewisse äußere Ähnlichkeit mit dem ekelhaften Herrscher in Weißrussland.
Was mir an der Tricktechnik besonders gut gefallen hat, ist die Symbiose aus modernsten digitalen Mitteln und einer irgendwie altmodischen Machart, die fast an Scherenschnitte erinnert.
Ich habe mir den Film im Original angesehen, was angesichts des Tempos, in dem weitgehend gesprochen wurde, eine echte Herausforderung war. Aber schließlich waren es ja sehr bekannte Schauspieler/innen, die den Figuren ihre Stimmen liehen, so dass ich auf den Originalklang nicht verzichten wollte.
Keine schlechte Art zu gehen★★★★★★
Cinemoenti (173), 05.06.2018
Was Anderson uns hier auf die Leinwand wirft, ist ohne Übertreibung magisch. Still kommt die Erzählung daher, duster und nüchtern. Die Figuren sind sich ihrer prekären Situation wohl bewusst, sie sprechen ernst, gefasst, tapfer. Jeder Schritt, jedes Wort ist hier wohl überlegt. Der Sog, der sich für den Zuschauer einstellt, ist erst kaum merklich, denn der Film kommt sperrig daher mittels karger, nicht orchestraler Musik, nüchternen Charakteren und symmetrisch gebauten Bildern. Das ist alles schon beinahe deprimierend - doch dann merkt man, dass sich ein spröde-lakonischer Humor durch das alles zieht, und eine Sehnsucht, und ein Aufbegehren und das nicht-einverstanden-Sein mit der Unterdrückung oder angenommenen Ausweglosigkeit.
Alexandre Desplat hat sich mit seiner Musik, obwohl schon so ewig lange im Geschäft, wieder einmal neu erfunden und den widerborstigen Ton der Regie instrumental kongenial bedient. Und was der Film visuell zu bieten hat, lässt sich dank eines unfassbaren Detail- und Ideenreichtums wirklich nicht in Worte fassen; man könnte den Film nach dem ersten Anschauen eigentlich sofort wieder sehen und würde sich garantiert nicht langweilen.
Auch kommt man kaum daran vorbei, sich in die eine oder andere Figur zu verlieben, mit ihr zu fühlen, zu bangen, zu hoffen, zu grollen. Und so sind es letztlich wohl nicht allein die Puppen, denen die Tränen in die Augen treten.
Ein absolutes Muss für Cinéasten.
www.cinemoenti.blogspot.de
Unerwartet aktuell
Matt513 (266), 10.05.2018
Von Andersons üblichen Stilmitteln und Markenzeichen (etwa klandestine Verwandtschaft oder das Vater-Sohn-Motiv) abgesehen, die für ein wenig Erheiterung sorgen, ist das hier ein regelrecht ernsthafter Film mit aktuellen Bezügen geworden. Deren Spanne reicht von Fake News über politischen Mord, Deportation bis hin zu Migration übers Meer (ja!). Und auch der laute Herrschertyp, der seine soeben beschlossenen Dekrete dem Publikum präsentiert, darf nicht fehlen; ein Motiv, das seit den Präsidentschaftswahlen schwer in Mode ist.
Trotz der stilistischen Nähe zum fantastischen Mr. Fox sollte man also nicht unbedingt auf dessen geistreichen Klamauk eingestimmt sein, nur weil Anderson und sein Team hier erneut einen zum Verlieben schön gemachten Puppenfilm auf uns losgelassen haben. Während der Vorstellung blieb es eher ruhig (und mir wurde gar ein wenig schläfrig zumute). Das macht aber nichts. Andersons Filme sind ein absolutes Muß. Eine Empfehlung erübrigt sich da fast. Ihr Qualitätsmerkmal ist, daß sie sich ausnahmslos viele Male anschauen lassen. Und diesen hier werden nicht nur Hundebesitzer in ihr Herz schließen.
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24