Die Spielwütigen
Deutschland 2004, Laufzeit: 108 Min., FSK 0
Regie: Andres Veiel
Darsteller: Prodromos Antoniadis, Constanze Becker, Karina Plachetka, Stephanie Stremler
Die Spielwütigen
bensi (120), 08.10.2004
Eine der wenigen Dokumentationen, die so mitreißend sind, dass man sich zwischendurch wundert, wie sehr man gerade im Film "drin" war. Bemerkenswert und sehr treffend.
Unvergessliche Charaktere
mr. kurtzman (168), 15.07.2004
Nach ?Black Box BRD? eine weitere spannende Doku von Veiel. Die vier reifenden Schauspielschüler beeindruckten alle auf ihre Weise. Constanze für die scheinbar frühe Professionalität, Karina für ihre Sensibilität, Prod weniger für seinen teils hemmenden Stolz, aber mehr für das sich-in-Szene-setzen und Stephanie für ihr komisches Talent. Andres Veiel bewies unglaubliches Fingerspitzengefühl dieses Projekt auf die Beine zu stellen.
Geglückter Star-Search
juggernaut (162), 15.06.2004
Das sind die wahren Held(inn)enfiguren: die über vier Jahre die Plackerei in der Schauspielschule durchhalten und dabei auch ersichtlich an Fähigkeiten und Fertigkeiten hinzugewinnen. Dokumentarist Veiel hat vier recht unterschiedliche Charaktere ausgewählt, was gut ist für die Spannung und das Interesse, das man den schauspielernden und handelnden Personen ? und ihren Entwicklungssprüngen ? entgegenbringt. Die eine kommt einem anfangs eher zu ernst und introvertiert vor, ihr fehlt noch die Körperlichkeit; der anderen, eher fröhlich-extrovertiert wirkenden, traut man zunächst nicht zu, den später einmal zu spielenden Rollen genug ?Tiefe? zu verleihen. Wenn man die Stimme der Dritten zum ersten Mal hört, hat man das Gefühl, als ob sie nicht ganz von dieser Welt wäre. Aber sie schafft die Steigerung von unfreiwillig komisch ins komische Fach. Der Mann unter den Vieren schließlich scheint immer eine Spur zu selbstgewiss daherzukommen und bezeichnet denn auch einen seiner Dozenten in einem Interview-Auszug als ?Pfeife?. Aber schließlich gilt ?fair geht vor?, und so hatte er keine Einwände, dass ein Gesprächsauszug zwischen ihm und einem anderen Dozenten mit in den Film kam, in dem letzterer ihm ziemlich unverblümt ins Gesicht sagt, warum es bereits das zweite ?Fähnchen? (= letzte Verwarnung vor möglicher Exmatrikulation) für ihn gibt: ?Du vermittelst einem immer den Eindruck, dass man ein Arsch ist!? Zu gerne hätte man noch mehr Statements und Einschätzungen der Schauspiellehrer wie auch der vier Elev(inne)en gehört. Aber es spricht nur für die Qualität dieses Films, das man bereit gewesen wäre, ihm auch über eine noch längere Strecke zu folgen. Und gespannt bleibt, was aus den vier Hauptdarstellern in Zukunft noch wird.
Travis in St. Gallen
Panda (5), 11.06.2004
Der Film ist exzellent und verdient 5 Sterne! Alle vier Charaktere sind sehr interessant und liebenswert. Der Film hat einige sehr komische Szenen, z.B. der Dozent mit dem Pferdeschwanz, der im albernen Dozentendeutsch daherredet und Prodromos zu Recht auf die Nerven geht. Am besten gefallen hat mir die Szene mit dem Vater von Karina, der den Beruf des Schauspielers mit dem des Metzgers vergleicht und offensichtlich überhaupt nicht versteht, um was es seiner Tochter geht.
Geschichten aus dem Leben...
Trollo (23), 06.06.2004
...sind die besten! Wenn sie dann noch so unaufdringlich und einfühlsam, aber dennoch beharrlich, in Szene gesetzt werden, ist man als Zuschauer mitten drin. Zum Glück gibt es noch Regisseure, die der Kunst und nicht ausschließlich irgendwelchen Geldgebern verpflichtet sind. Wenn dann noch Leute neben einem sitzen, die an den selben Stellen lachen bzw. den Mund halten wie man selbst, steht einem Kinoerlebnis der besonderen Art nichts im Weg!
Die Suche nach sich selbst
Colonia (683), 06.06.2004
Vier Jahre dauert die Ausbildung an der ehrwürdigen und sehr dogmatischen Ernst Busch Schauspielschule, eine Tour de Force, bei der es, wie einer der Schüler im Film bemerkte, darum geht, "Charaktere zu brechen". Selbstzweifel und die Suche nach sich selbst gehören zum Alltag. Als erniedrigend und "Fleischbeschau" wurde auch das Vorspielen am Ende der Ausbildung vor Intendanten der deutschsprachigen Theater empfunden. Und es gelingt Andres Veiel in jeder Einstellung, diese Stimmungen und Empfindungen einzufangen.
Ganz anders als Robert Altman, der mit seinem aktuellen Film "The Company" auf ähnliches Terrain, nämlich den Alltag hinter den Kulissen eines weltberühmten Tanzensembles, vordringt, gelingt es es dem Dokumentarfilmer Veiel viel besser, das Innenleben seiner Figuren zu erzählen. Altmans semidokumentarisches Werk lebt ausschließlich von den atemberaubenden Tanzszenen auf der Bühne, alles andere bleibt platt, an der Oberfläche und lässt eine Story schmerzlich vermissen.
Veiels Vorteil ist vielleicht, dass er mal Psychologie studiert hat. Er kann - oft ohne Worte - mehr über seine vier völlig unterschiedlichen Protagonisten erzählen als Altman in seinem ganzen drehbuchschwachen Film, weil er tiefer schaut.
Sehr viele Lacher auf ihrer Seite hatte (ganz unfreiwillig) Schauspielschülerin Stefanie, die zunächst von der Schule nicht aufgenommen und auch von anderen Schauspielschulen abgelehnt wurde. Da muss man sich schon fragen, ob Veiel die junge Frau nicht ein bisschen "vorführt". Andererseits hatten die vier Hauptdarsteller ein Vetorecht, was die Auswahl der Szenen betrifft und man muss erkennen, dass Stefanie sich vielleicht genau so sehen wollte wie da zu sehen ist. Eine andere wunderbar groteske Szene: Prodromos, wie er sich naiv aber sehr selbstbewusst bei einer Schauspieler-Agentur in New York vorstellt.
"Die Spielwütigen" ist ein interessanter, ja mitreißender, Film geworden - nicht nur für Freunde des Schauspiels. Dringende Empfehlung!
www.dieregina.de (Unter "Kino" mehr zum Film)
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