
Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
Deutschland 2025, Laufzeit: 113 Min., FSK 6
Regie: Wolfgang Becker
Darsteller: Charly Hübner, Christiane Paul, Leon Ullrich
Gewitzt-unterhaltsame deutsche Nabelschau
Eine kleine Lüge
„Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ von Wolfgang Becker
Wolfgang Becker (1954-2024) war sicherlich einer der wichtigsten und erfolgreichsten deutschen Regisseure nach der Wiedervereinigung. Einem breiten Publikum war er im Jahr 2003 mit „Good Bye, Lenin!“ bekannt geworden, in dem er sich über die Unterschiede zwischen der BRD und der DDR auf höchst amüsante Weise lustig gemacht hatte. Trotz des immensen Erfolgs, der auch ein Stückweit dazu beitrug, dass dessen Hauptdarsteller Daniel Brühl zu einem international anerkannten und gefragten Schauspieler emporstieg, blieben die Regiearbeiten Beckers rar gesät. Nach einer Episode für den Kompilationsfilm „Deutschland 09“ drehte er nur noch „Ich und Kaminski“, bevor er im Jahr 2024 mit „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ seinen siebten Langfilm in Angriff nahm und wohl schon ahnte, dass es sein letzter werden würde. Nur wenige Wochen, nachdem die letzte Klappe des Films gefallen war, verstarb Becker im Alter von gerade einmal 70 Jahren. Sein filmisches Vermächtnis kann sich aber wahrlich sehen lassen und vereint noch einmal die ihm wichtigen Themen rund um deutsch-deutsche Vergangenheit, Umgang mit Geschichte und die Macht der Medien.
Michael Hartung (Charly Hübner) betreibt in Prenzlauer Berg eine der letzten Videotheken. Der Journalist Alexander Landmann (Leon Ullrich) ist auf eine Anekdote aus der DDR-Geschichte aufmerksam geworden, in die Hartung involviert war. 1984 soll er als Mitarbeiter der Reichsbahn eine S-Bahn durch eine falsche Weichenstellung bewusst nach West-Berlin umgeleitet haben, was den 127 Insassen des Zuges die Flucht in die BRD ermöglichte. Hartung will sich zunächst nicht zu dem Vorfall äußern, doch nachdem Landmann dem ständig klammen Hartung eine ganze Menge Geld geboten hat, lässt sich dieser vor dessen medialen Karren spannen. Innerhalb kürzester Zeit wird der Videothekar zum deutschen Helden, der sogar eingeladen wird, anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls vor dem Deutschen Bundestag zu sprechen.
„Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Maxim Leo aus dem Jahr 2022, und dennoch fragt man sich als Zuschauer des Films immer wieder, ob zumindest die Grundkonstellation der Ereignisse auf realen Vorkommnissen basiert. So geschickt hat Wolfgang Becker das Spiel um Wahrheit und Lüge aufgebaut, mit historischen Archivaufnahmen verquickt und in einen historischen Zusammenhang gebracht. Und damit unterstreicht er auf brillante Weise, worum es Leo in seinem Buch und ihm in seinem Film geht: um subjektive Geschichtsschreibung, um die Macht der Medien und um die Gutgläubigkeit der Massen. Dafür hat er vor der Kamera die Crème de la Crème hiesiger Filmstars versammelt, die mit sichtlicher Spielfreude an die wendungsreiche und mit vorzüglichen Dialogen und Gags versehene Geschichte herangegangen sind. Becker selbst ist in einem amüsanten Cameo-Auftritt mit dabei und hat hier ein exzellentes filmisches Erbe abgeliefert.
(Frank Brenner)

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