Kleinkunsttechnisch ist der August ein mittleres Debakel: nix los in den entsprechenden Häusern. Stopp, stimmt nicht ganz. Weil es doch noch Bühnen gibt, die sich keine Sommerpause erlauben. Das Senftöpfchen-Theater gehört dazu. Hier setzt man die schöne Tradition des „Sommerlaunen-Festival“ fort: jeweils zwei Künstler oder Ensembles, die bereits einen beachtlichen Start hingelegt haben, aber noch nicht weltberühmt sind, treffen am 16. und 17.7. aufeinander: Michael Schönen, der „Christian Morgenstern der Punkrock-Generation“, bei dessen Erschaffung sich Gott in der Hektik einen Schnitzer erlaubte („ein Gehirn, aber Fleisch für drei“) und Timo Wopp, der als aalglatter FDP-Schnösel daherkommt und alles coacht, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Als nächstes sind Johannes Flöck und Philip Simon an der Reihe: Am 18. und 19. trifft Midlife-Comedy auf Showbiz. Wobei Letzterer aus den Niederlanden kommt und die Szene einem kabarettistischen Tornado gleich aufmischt. Ende April wurde er mit dem begehrten Jury-Preis des Prix Pantheon ausgezeichnet. In der Begründung heißt es, dass er unkonventionell und blitzgescheit sei, „noch dazu ein akkurater Beobachter und brillanter Performer. Seine versierte Stand-up-Kunst verknüpft Simon auf das Virtuoseste mit lupenreinem politischem Kabarett. Dank seiner Analyse wissen wir nun, dass nicht Holland, sondern die Schweiz die Kifferhochburg Nummer eins ist.“ Flöck wiederum gehört zu den soliden Dauerbrennern unter den Comedians: ein Mann in den besten Jahren, der sich mit den drängenden Fragen des Älterwerdens auseinander gesetzt und die Ergebnisse dieser Denkprozesse unter dem Titel „Wenn Happy und Birthday getrennte Wege gehen“ für alle Männer ab dem 40 Lebensjahr schriftlich nieder gelegt hat. „Auch Jünger werden älter“ lautet der Titel seines Bühnenprogramms. Wer will dem widersprechen?
Mit Uta Köbernick und Stefan Ebert treten (am 20. und 21.7.) zwei Künstler auf, die vor allem eines beherrschen: ihre Instrumente. Köbernick spielt Gitarre, Geige und Klavier, und zwar so gekonnt, dass sie 2009 den Förderpreis der Stadt Mainz zum Deutschen Kleinkunstpreis erhielt. Sie sei eine Multiinstrumentalistin und talentierte Schauspielerin, die mit sprachlicher Präzision und beiläufiger Poesie ihre Welt auf der Bühne entfalte, lobte man sie. Ebert wiederum ersetze ein ganzes Rockkonzert, heißt es über den begabten Songschreiber und Gitarristen, der nach eigenen Angaben für Frauen und von Frauen singt.
Eine Mischung aus Musiker und Stand-upper ist mit Jens Heinrich Claassen (1.-4.8.) in der Reihe „gratis – und nicht umsonst“ im Atelier-Theater zu erleben. Denn ein Erlebnis ist es tatsächlich, den Liedern und Geschichten zuzuhören, die ihn als genauen Beobachter des alltäglichen Wahnsinns ausweisen – Lieder, die um so seltsame Einrichtungen wie Singlebörsen und Spieleabende kreisen. „Freuen Sie sich!“ heißt sein Programm – das wiederum sollte man sich nicht zwei Mal sagen lassen. Denn Freude bereitet er mit seinem schüchternen, leicht linkisch wirkenden Auftreten tatsächlich. Mehr noch: so manche Frau hat bei seinem Anblick das dringende Bedürfnis, ihn umgehend mit der besten Freundin zu verkuppeln. Schwört wie immer hoch und heilig die Ihnen stets ergebene
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