Als Kind der 1990er Jahre, gehöre ich natürlich auch dazu, zur sogenannten Generation Y. So wird die Generation der Menschen genannt, die zwischen den frühen 1980er und den frühen 2000er Jahren geboren wurden. Als Fünftklässlerin, gerade auf die weiterführenden Schule gekommen, habe ich damals den allseits erlaubten Raucherschulhof, die sogenannte Raucherecke der Oberstufe mit ihren überfüllten Aschenbechern, gerade noch so vor dessen Abschaffung mitbekommen. Ich kann mich noch gut an die qualmenden Oberstufenschüler in ihren kleinen Grüppchen erinnern. Genau wie Vicki Blau. Die jedoch schaut darauf aus einem ganz anderen Blickwinkel. Die 1986 geborene, heute 32-jährige Comedienne, stand damals selber mit ihren Mitschülern und - wie sie selber sagt – schnorrenden Lehrern zusammen und genoss die kleinen Raucherpäuschen. – Vielleicht könnt ihr euch auch noch an diese Zeiten erinnern?
Überhaupt hat sich in den letzten Jahren einiges geändert und das nicht nur zum Positiven, findet jedenfalls Vicki Blau. Sie sagt, was sie denkt und hat die gegenwärtige Vernunftbesessenheit nunmal über, will keinen Freund, der im Supermarkt noch seinen Möchtegern-Fahrradhelm anbehält um sportlich zu wirken, der an der Currywurstbude im Ruhrgebiet nach der Veggie-Wurst-Alternative fragt und muss feststellen, dass sie die Bestandteile, aus der heute Bio-Mode gemacht wird, früher viel lieber geraucht hat.
Auch das Upcycling ist so ein Thema, das Vicki Blau für sich eher befremdlich findet. Es muss nicht aus jedem Abfall etwas Neues gebastelt werden, nicht jeder Schrott aufbewahrt. Klar, alles schön und gut, das findet sie schon, doch sie will das Leben mehr genießen, nicht immer ein schlechtes Gewissen haben, wenn etwas weggeworfen wird, will einfach machen und die Dinge nehmen, wie sie sind und kommen. Auch wenn das mit den Entscheidungen an der ein oder anderen Weggabelung des Lebens dann manchmal doch nicht ganz so einfach ist.
Schrecklich findet sie diese Entscheidungen, bei denen man sich so schnell und so konkret für oder gegen etwas entscheiden muss. Schließt das eine das andere immer gleich aus? Was ist, wenn ich das andere später doch lieber will? Treffe ich die richtige Entscheidung? Geht auch beides gleichzeitig? Werde ich etwas verpassen? Dann doch lieber beim Altbewährten bleiben: zum Beispiel Pornos synchronisieren. Noch etwas, was Vicki Blau kann – und auch in ihrem Programm gibt es eine Kostprobe davon. Irgendwie müssen die Brötchen ja verdient werden, denn „No Fuck, no fucking Butterbrot“.
Verpassen solltet ihr jedenfalls nicht Vicki Blau, eine Newcomerin, die sich über all das und noch viel mehr Gedanken macht und ihre Überlegungen und Feststellungen gerade heraus, speziell, persönlich und natürlich mit einer großen Portion Humor mit euch teilt. Ich bin happy, ein bisschen frischen Comedy-Wind von Vicki Blau schon erlebt zu haben.
Vicki Blau | Fr 7.12., Sa 8.12. 21 Uhr | Atelier Theater (WirtzHaus) | 0221 24 24 85
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