„SummerStage“ ist das jährliche Sommerfest des WDR-Programms Funkhaus Europa. In diesem Jahr findet es bereits zum fünfzehnten Mal statt. Unter dem Titel „Hy Brasil!“ widmet sich das Global Music Open Air-Festival im Tanzbrunnen der Musik Brasiliens. Das Festival fällt am 12. Juli mit dem Spiel um den 3. Platz der Fußball-WM zusammen, das direkt nach dem Konzert um 22 Uhr angepfiffen wird. Sowohl Deutschland als auch Brasilien hoffen natürlich, nicht zu spielen, sondern Tags darauf im Finale anzutreten. Als großartige Party vor dem spätabendlichen Spiel um Platz 3 funktioniert das Festival in jedem Fall – dafür sorgt das Line-up.
Denn als Headliner kommt niemand Geringeres als Sergio Mendes. Der inzwischen 73-Jährige wird auch heute noch zuallererst mit dem leichtfüßigen Song „Mas que Nada“ (dt. etwa: Ach, was soll's) in Verbindung gebracht. Die Jorge-Ben-Komposition hat er 1966, als die Fussball-WM in England ausgetragen wurde, für seine Band Brasil 66 neu arrangiert. Zur WM 2006 in Deutschland wurde das Stück zusammen mit den Black Eyed Peas abermals sehr erfolgreich umarrangiert. Inzwischen ist der Song auch dank eines bekannten Turnschuhherstellers vor allem mit Fußball verbunden. Der Bossa-Nova-Klassiker ist sicher eine der schönsten Fußballhymnen, aber der Elder Statesman hat zwischen Bossa, Samba und Jazz noch viel mehr zu bieten. Davor tritt der Rapper Emicida auf, der als eine der größten Hoffnungen des brasilianischen Hip Hop gilt. Mit den harten, betont simplen Sounds des Rio Baile Funk hat er nichts gemein. Vielmehr orientieren sich seine smoothen, jazzigen Beats an dem weichen Sound des Bossa, ohne tatsächlich auch so zu klingen. Es ist eher der seichte, leicht melancholische Tonfall, der Emicida in diese Tradition stellt. Ebenfalls auf der Bühne steht die inzwischen in Frankreich lebende Sängerin Flavia Coelho. Die Basis ihres Latin-Sounds ist aber immer noch der Samba und der Bossa, gemischt mit Reggae- und Raggamuffin-Klängen. Sie selbst nennt es Bossa Muffin, von Melancholie ist bei ihrer lebensfrohen Musik allerdings nichts zu hören. Noch verspielter geben sich Graveola. Sie vereinen den brasilianischen mit dem Kölner Karneval: Für ihren Samba-Rock mit humorvollen Samples verkleiden sie sich auf der Bühne in farbigen Kostümen. Im Kölner Karneval kämen sie damit sicher gut an. Das Konzertprogramm im Tanzbrunnen wird abgerundet durch den SummerStage-Markt, ein Kinderprogramm, Workshops und kulinarische Spezialitäten.
Abends geht es dann direkt im Anschluss an das Konzert – und da kommt man tatsächlich in einen Interessenkonflikt zwischen Fußball und Musik – mit der traditionellen Aftershow-Party weiter, die im Club Bahnhof Ehrenfeld stattfindet. In diesem Jahr konnte man als Headliner die außergewöhnliche Rapperin Karol Conká gewinnen, die den ein oder anderen vom Rasen in den Club locken könnte. Sie hat bereits mit Buraka Som Sistema zusammengearbeitet und vermittelt zwischen dem härteren Baile Funk und Pop. Dass sie im Soundtrack des Computerspiels Fifa 2014 vertreten ist, hat ihre Karriere ordentlich angeschoben. An den Plattentellern stehen das Analog Afrika Soundsystem des großartigen, gleichnamigen Frankfurter Plattenlabels und die Global Player-DJs.
SummerStage 2014: „Hy Brasil!” | 12.7. 15 Uhr (Einlass 14 Uhr) | Tanzbrunnen Köln-Deutz | SummerStage Aftershow-Party | 22 Uhr | Club Bahnhof Ehrenfeld | www.summerstage.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Noise, Rap und Migration
Zwischen Bühne und Buchdeckel – Unterhaltungsmusik 11/24
Endlich Wochenende
13. Week-End Fest im Stadtgarten – Musik 10/24
Psychedelische Universen
Mother‘s Cake im Helios 37 – Musik 10/24
Aggressive Dringlichkeit
Internationale Acts von Rock über Hip Hop bis Avantgarde – Unterhaltungsmusik 10/24
Eine Party für die Traurigen
Romie in der Maulvoll Weinbar – Musik 09/24
Heftiger Herbstauftakt
Nach Open Air wieder volles Programm in Clubs und Hallen – Unterhaltungsmusik 09/24
Kein Bock auf Sitzkonzert
Mdou Moctar im Gebäude 9 – Musik 08/24
Sommerloch? Nicht ganz ...
Volle Packung Drum‘n‘Bass, Indie, Tuareg-Blues und Black Metal – Unterhaltungsmusik 08/24
Fette Beats im Wohngebiet
Green Juice Festival 2024 in Bonn – Musik 07/24
Vielfalt, Frieden und Respekt
3. Ausgabe von Shalom-Musik.Koeln – Musik 07/24
Die Ruhe im Chaos
Emma Ruth Rundle in Köln und Bochum – Musik 07/24
Helldunkler Sommer
Fröhlich und finster lockt die Festivalzeit – Unterhaltungsmusik 07/24
Und der Tag wird gut
Suzan Köcher‘s Suprafon beim Bonner Museumsmeilenfest – Musik 06/24
Wie im Moment entstanden
Waxahatchee im Gebäude 9 – Musik 06/24
Folklore-Crossover
Wundersame Mischungen im Konzert – Unterhaltungsmusik 06/24
Sehnsucht nach Nähe
Nichtseattle im Bumann & Sohn – Musik 05/24
Gesang mit Starqualität
Aka Kelzz im Yuca auf der Kölner c/o Pop – Musik 05/24
An der Front: Sängerinnen
Post Punk neu arrangiert und interpretiert – Unterhaltungsmusik 05/24
„Der Jazz wird politischer und diverser“
Jurymitglied Sophie Emilie Beha über den Deutschen Jazzpreis 2024 – Interview 04/24
Überbordende Energie
Dead Poet Society live im Luxor – Musik 04/24
In alter Blüte
Internationales Line-up beim Kunst!Rasen Bonn 2024 – Festival 04/24
Kleinteilige Tonalität
Das Festival „Acht Brücken“ erforscht die Zwischentöne – Festival 04/24
Einfach mal anders
Das stARTfestival der Bayer AG in Leverkusen geht eigene Wege – Festival 04/24
Geschichtsträchtige Konzerte
Wandelbare Ikonen und perfekte Coverbands – Unterhaltungsmusik 04/24
Von Polen bis zu den Kapverden
Over the Border-Festival in Bonn – Musik 03/24