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Graveola verbinden brasilianischen und Kölner Karneval
Foto: Tamas Bodolay

Bossa, Samba, Sonne

26. Juni 2014

Die SummerStage holt zur WM brasilianische Feierlaune nach Köln – Festival 07/14

„SummerStage“ ist das jährliche Sommerfest des WDR-Programms Funkhaus Europa. In diesem Jahr findet es bereits zum fünfzehnten Mal statt. Unter dem Titel „Hy Brasil!“ widmet sich das Global Music Open Air-Festival im Tanzbrunnen der Musik Brasiliens. Das Festival fällt am 12. Juli mit dem Spiel um den 3. Platz der Fußball-WM zusammen, das direkt nach dem Konzert um 22 Uhr angepfiffen wird. Sowohl Deutschland als auch Brasilien hoffen natürlich, nicht zu spielen, sondern Tags darauf im Finale anzutreten. Als großartige Party vor dem spätabendlichen Spiel um Platz 3 funktioniert das Festival in jedem Fall – dafür sorgt das Line-up.

Denn als Headliner kommt niemand Geringeres als Sergio Mendes. Der inzwischen 73-Jährige wird auch heute noch zuallererst mit dem leichtfüßigen Song „Mas que Nada“ (dt. etwa: Ach, was soll's) in Verbindung gebracht. Die Jorge-Ben-Komposition hat er 1966, als die Fussball-WM in England ausgetragen wurde, für seine Band Brasil 66 neu arrangiert. Zur WM 2006 in Deutschland wurde das Stück zusammen mit den Black Eyed Peas abermals sehr erfolgreich umarrangiert. Inzwischen ist der Song auch dank eines bekannten Turnschuhherstellers vor allem mit Fußball verbunden. Der Bossa-Nova-Klassiker ist sicher eine der schönsten Fußballhymnen, aber der Elder Statesman hat zwischen Bossa, Samba und Jazz noch viel mehr zu bieten. Davor tritt der Rapper Emicida auf, der als eine der größten Hoffnungen des brasilianischen Hip Hop gilt. Mit den harten, betont simplen Sounds des Rio Baile Funk hat er nichts gemein. Vielmehr orientieren sich seine smoothen, jazzigen Beats an dem weichen Sound des Bossa, ohne tatsächlich auch so zu klingen. Es ist eher der seichte, leicht melancholische Tonfall, der Emicida in diese Tradition stellt. Ebenfalls auf der Bühne steht die inzwischen in Frankreich lebende Sängerin Flavia Coelho. Die Basis ihres Latin-Sounds ist aber immer noch der Samba und der Bossa, gemischt mit Reggae- und Raggamuffin-Klängen. Sie selbst nennt es Bossa Muffin, von Melancholie ist bei ihrer lebensfrohen Musik allerdings nichts zu hören. Noch verspielter geben sich Graveola. Sie vereinen den brasilianischen mit dem Kölner Karneval: Für ihren Samba-Rock mit humorvollen Samples verkleiden sie sich auf der Bühne in farbigen Kostümen. Im Kölner Karneval kämen sie damit sicher gut an. Das Konzertprogramm im Tanzbrunnen wird abgerundet durch den SummerStage-Markt, ein Kinderprogramm, Workshops und kulinarische Spezialitäten.

Abends geht es dann direkt im Anschluss an das Konzert – und da kommt man tatsächlich in einen Interessenkonflikt zwischen Fußball und Musik – mit der traditionellen Aftershow-Party weiter, die im Club Bahnhof Ehrenfeld stattfindet. In diesem Jahr konnte man als Headliner die außergewöhnliche Rapperin Karol Conká gewinnen, die den ein oder anderen vom Rasen in den Club locken könnte. Sie hat bereits mit Buraka Som Sistema zusammengearbeitet und vermittelt zwischen dem härteren Baile Funk und Pop. Dass sie im Soundtrack des Computerspiels Fifa 2014 vertreten ist, hat ihre Karriere ordentlich angeschoben. An den Plattentellern stehen das Analog Afrika Soundsystem des großartigen, gleichnamigen Frankfurter Plattenlabels und die Global Player-DJs.

SummerStage 2014: „Hy Brasil!” | 12.7. 15 Uhr (Einlass 14 Uhr) | Tanzbrunnen Köln-Deutz | SummerStage Aftershow-Party | 22 Uhr | Club Bahnhof Ehrenfeld | www.summerstage.de

CHRISTIAN MEYER

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