Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Beeindruckt mit ihrem Standing: die Prix Pantheon-Kandidatin Hazel Brugger
Foto: Fabian Stuertz

Aufbruch zu neuen Ufern

31. März 2016

Der Prix Pantheon zum letzten Mal am Bundeskanzlerplatz – Komikzentrum 04/16

Eine Träne im Knopfloch wird bei manchen Zuschauern angesichts des letzten German Spaß und Satire Open-Wettbewerbs im Bonner Pantheon am Bundeskanzlerplatz gewiss aufblitzen. Das Bonn-Center, zu dem der im Keller beheimatete Kleinkunst-Tempel gehört, wird dem Erdboden gleichgemacht. Buchstäblich in letzter Minute wurde ein neues Quartier gefunden: und zwar der Campus der Halle Beuel auf der rechten Rheinseite, die bekanntlich nicht zu den beliebtesten Vierteln der Stadt zählt. Das soll sich mit dem für diesen Herbst geplanten Umzug ändern.

Der Prix Pantheon 2016, der am 19. und 20. über die „alte“ Bühne geht, erhält nach 22 Jahren also eine Prise nostalgischen Flairs – egal, wer von den zehn Kandidaten, von denen immerhin zwei weiblichen Geschlechts sind, einen der beiden begehrten Preise (Jurypreis „Frühreif & Verdorben“ und Publikumspreis „Beklatscht & Ausgebuht“) erhält. Folgende Künstler treten an: Hazel Brugger, Christin Henkel, Frederic Hormuth, Das Lumpenpack, Masud, Moritz Neumeier, Gregor Pallast, Quichotte, Roger Stein und Jan Philipp Zymny. Soll ich Ihnen etwas verraten? Mein heißer Tipp heißt Hazel. Die ursprünglich aus der Poetry-Slam-Ecke („die Paralympics der Literaturszene“) kommende Schweizerin besitzt Witz, Standfestigkeit und die Ausstrahlung eines menschgewordenen Götterfunken.

Auch Christin Henkel wird ihr Publikum verzaubern – das hat sie bei der Freiburger Kulturbörse 2015 bewiesen. Ins Herz geschlossen habe ich auch Das Lumpenpack, zwei junge Männer namens Max Kennel und Indiana Jonas, der eine an der Gitarre, der andere mit dem Mundwerk aktiv. Bei ihnen geht es unter anderem um die anarchische Freude an gehobenem Blödsinn, ihre dörfliche Herkunft und einen Powerrock-Song auf „Guacamole“, mit dessen Hilfe sie sich die Seele aus dem Leib brüllen und für Partystimmung sorgen. Wenn alles gut geht.

Denn nicht jeder ist dem Wettbewerbsdruck gewachsen. Man hat schon manchen großartigen Kleinkünstler beim Baden gehen zugeschaut – und mitgelitten. Moritz Neumeier wird das nicht passieren, vermute ich einfach mal. Weil die eine Hälfte des Team & Struppi-Duos schon so manchen Contest überstanden – und gewonnen – hat. „... weil das Leben eben kein scheiß Regenbogen ist“ heißt sein erstes Solo-Programm, in dem er sich nach eigenen Angaben der Suche nach der Wahrhaftigkeit verschreibt, sich bemüht, alle Rollen beiseite zu legen und mit schwarzem Humor neue Grenzen der Toleranz zu setzen.

Gute Chancen räume ich auch Quichotte ein. Als der Dichter, Rapper und Stand-Upper seinem Vater seinen Berufswunsch verklickerte, reagierte dieser skeptisch: „Ich weiß nicht, Du bist ja schon über 30“, heißt es in einem seiner Songs, mit denen er um die Gunst des Publikums und der Jury buhlt. Wobei die Konkurrenz nicht zu unterschätzen ist. Roger Stein aus der Schweiz ist nicht nur ein Charmebolzen, sondern auch ein hervorragender Singer und Songwriter. Wer auch immer das Haus mit einer Trophäe verlässt: Er – oder sie - kann auf Rückenwind für die Karriere zählen. Moderiert werden beide Abende übrigens von Fatih Cevikkollu, der 2006 mit dem Jurypreis nach Hause ging. Wir drücken allen Kandidaten die Daumen – und verabschieden uns mit vielen guten Wünschen für einen gelungenen Start an anderer Stelle

ANNE NÜME

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Schubert umgedeutet
„Lass irre Hunde heulen“ in Bonn – Musik 09/23

„Schickt den Lauterbach zum Woelki“
Konrad Beikircher über „Kirche, Pest und neue Seuchen“ – Interview 03/21

Geht ein Mensch ins Kabarett
Es darf wieder gelacht werden - Bühne 09/20

Was man sagen darf
Lisa Eckhart und die heißen Eisen – Bühne 08/20

Kabarettistischer Denkraum
Fatih Cevikkollu denkt vor, das Publikum denkt nach – Komikzentrum 03/20

„Ist das jetzt noch Musik?“
Andrea Badey und Matthias Ebbing über „Schwarze Schafe, heute ganz in weiß“ – Interview 02/20

Absurdität mit Haltung
Torsten Schlosser regt sich auf – Komikzentrum 02/20

„Comedy bringt Unabhängigkeit“
Lena Kupke über ihre Karriere und ihre Show mit Charlotte Roche – Interview 02/20

25 Jahre Bühnenzauber
Ingo Oschmann und sein aktuelles Jubiläumsprogramm – Komikzentrum 01/20

Fatale Welten und kölsche Lösungen
Fatal Banal in der Essigfabrik – Bühne 01/20

Lautes Lachen und positives Zinken
Anka Zink mit ihrem aktuellen Programm – Komikzentrum 12/19

„Man kann sich verändern und glücklicher werden“
Joyce Ilg über ihr Buch „Hätte ich das mal früher gewusst!“ – Interview 11/19

Komikzentrum.

Hier erscheint die Aufforderung!