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Fabian Prioville mit seinem Solo „Jailbreak Mind“ in Berlin
Foto: Ursula Kaufmann

Auf halber Strecke aufgeben

26. Januar 2012

Der vielversprechende tanz.tausch zwischen NRW und Berlin stockt – Tanz in NRW 02/12

Wer sich der Tanzkunst verschreibt, weiß, dass in diesem Gewerbe niemand auf Rosen gebettet ist. Die öffentliche Hand mag den Bereich der Freien Szene nicht als Alleinunterhalter finanzieren. Das ist verständlich, zumal NRW stets die engagierteste Tanz-Förderung in Deutschland praktiziert hat. Als die Mittel knapper wurden, verwandelte sich der Begriff „Vernetzung“ in ein Zauberwort, mit dem die Finanztöpfe untereinander angeschlossen werden sollten, bundesweit und möglichst auch über nationale Grenzen hinweg. Die Tänzer wurden aufgefordert, selbst ihre Netzwerke zu knüpfen. Die Kompanien sind umtriebig, suchen sich das Geld für ihre Arbeit von überallher. Da wird in einem Bundesland produziert, in einem anderen findet die Premiere statt, und im dritten ist die Residenz untergebracht.

Flexibilität ist notwendig zum Überleben, „denn die Bereitschaft der Veranstalter, sich auf Experimente einzulassen, hat in den letzten Jahren spürbar abgenommen“, erklärt Mechtild Tellmann, die gemeinsam mit Alexandra Schmidt das Projekt tanz.tausch ins Leben rief. Das entwickelte sich prächtig, steht aber jetzt vor dem Kollaps. Die Idee entsprang der Tatsache, dass sich die beiden lebendigsten Tanz-Szenen in Berlin und NRW befinden. Die Ästhetik der Choreographen ist vollkommen unterschiedlich ausgerichtet; gerade diese Tatsache macht einen Dialog zwischen beiden Kulturräumen so interessant.

Ein Modell, wie gemacht für die Fantasie beflissener Fördergremien. Aber kaum ist die Sache angelaufen, stoppt das Land NRW seine Unterstützung, und Berlin ist noch in komplizierten Entscheidungsprozessen verstrickt. Dabei funktionierte die erste Runde des tanz.tauschs glänzend. Die Gastspiele der CocoonDance Company, von Silke Z. und Morgan Nardi brachten Choreographen aus Bonn, Köln und Düsseldorf an die Spree. Dort stehen mit Dock 11, der Tanzfabrik in der Kastanienallee und der Hochschule Ernst Busch interessante Orte für die Künstler aus dem Westen bereit. Die Aufmerksamkeit in der Tanzwelt war groß, und im Ausland horcht man ebenfalls auf, wenn sich in Deutschland etwas bewegt, denn auch die europäischen Netzwerke bleiben in ihrer Dichte überschaubar.

Berlin ist in seine Hauptstadtrolle hineingewachsen, eine ständige Vertretung in dieser internationalen Szene zu haben, kann NRW nur von Nutzen sein. Am Rhein hat man hingegen den Berlinern – deren Gegenbesuch in diesem Jahr ansteht – auch allerhand zu bieten. So können sie im Tanzhaus NRW in Düsseldorf auftreten, in der Wachsfabrik im Süden Kölns und dem Bonner theaterimballsaal. Vor allem gibt es in NRW ein interessiertes Publikum, das man in Deutschland nirgendwo sonst findet. Dafür hat das Land viel getan, nur droht man jetzt wieder in einen Zustand zurückzufallen, in dem sich die längst überwundene Strategie des „jeder für sich und das Geld gegen alle“ wieder breitmacht. Ein Dialog zwischen dem Rheinland und Berlin, davon profitieren alle. Nur darf man bei solchen Unternehmungen, wenn sie denn einmal in Bewegung geraten sind, nicht auf halber Strecke wieder aufgeben.

Thomas Linden

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