Kann man in einem Bunker ein Zuhause haben? Ein junger Mann begrüßt die Besucher auf einer Videoprojektion aufs herzlichste im Hochbunker an der Ehrenfelder Körnerstraße. Geht es auf der engen Straße mit ihren vielen kleinen Cafés und Läden wie in einem vertrauten Szeneviertel zu, so stellt der Bunker rohes Terrain dar. Eine faszinierende Raumlandschaft bietet er Ilona Pászthy für ihre neue Tanz-Installation „I see U No. 3“. Ein Projekt, das sich mit der Erforschung der Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichem im Zeitalter der digitalen Medien beschäftigt.
Die Besucher schlendern von Raum zu Raum, niemandem bleibt die Tatsache verborgen, dass hier alleine voyeuristisches Interesse die Schritte lenkt. Zugleich kommen die drei Akteure des Abends - die beiden leidenschaftlich agierenden Tänzerinnen Tina Essl und Nora Vladiguerov sowie der Schauspieler Andreas Entner - diesem Bedürfnis nur zu gerne entgegen. Tina Essl lädt die Besucher bei Wein und Knabberzeug zu sich ins Separée, wo sie auf einem Stuhl tanzt. Ihre Hände gleiten immer wieder über den Körper, das Tasten und Spüren lädt die Atmosphäre auf. Die beiden anderen zeigen ein Paar, dass sich gegenseitig scharfe Befehle im Spiel der Körper erteilt.
Projektionen sind in den Räumen zu sehen, man kleidet sich mechanisch an und aus, eine Übung, die jede Verlockung negiert. Der Bunker mit seiner klaren Betonarchitektur bildet eine reizvolle Struktur von Räumen, in denen die Grenzen bewusst bleiben und doch übertreten werden können. Mitunter verfolgen die Besucher die Tänzer auf der Suche nach dem Fortgang der Inszenierung. Allerdings geht dieser dritte Teil des Projekts der Grenzerkundung noch nicht aufs Ganze. Mit ihrem selbst getanzten Solo „Winterlandschaft mit Nescafé“ hatte Ilona Pászthy schon neue ästhetische Gestade erklommen. Die vagabundierende Struktur bleibt die eigentliche Attraktion dieses Spiels.
„I see U No. 3“, Choreographie: Ilona Pászthy, Weitere Vorstellungen in NRW werden folgen, Infos unter www.ip-tanz.com
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