Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
4 5 6 7 8 9 10
11 12 13 14 15 16 17

12.577 Beiträge zu
3.805 Filmen im Forum

Ende des Gesprächs
Foto: Cornelia Wortmann

Versöhn dich gesund!

21. Dezember 2017

Wer kultiviert streitet, hat mehr von der Beziehung – THEMA 01/18 VERSÖHNUNG

Wenn das neue Jahr beginnt, ist die Zeit der guten Vorsätze gekommen. Nicht mehr Rauchen, weniger Zucker, mehr Sport, öfters mal Salat. Dahinter steckt der Wunsch nach guter Gesundheit. In einer Studie eines US-Forscherteams um T. Joel Wade von der Bucknell University über Versöhnungsstrategien von Männern und Frauen wurde vor kurzem darauf hingewiesen, dass in einem Beziehungskonflikt zwar eine Trennung die beste Option sein kann, um den Streit zu lösen. Trennungen implizierten aber auch Stress, finanzielle Schwierigkeiten oder Unzufriedenheit. Versöhnungsstrategien hingegen hätten einen positiven Effekt für beide Seiten. Menschen, die vergeben können und zur Versöhnung fähig sind, hätten gesundheitliche Vorteile. Wieso also nicht mal den Vorsatz für das neue Jahr, in Konfliktsituationen mit dem Partner versöhnlicher zu sein? Immerhin wünschen wir uns zu Jahresbeginn doch immer ein glückliches und gesundes Neues Jahr.

Eine der Hauptschwierigkeiten mit dem Vergeben, Vergessen und Versöhnen ist meist die vorausgehende, jämmerliche Streitqualität. Da werden Türen geschlagen, Geschirr zerdeppert, Tiernamen geschrien. Eskaliert ein Streit immer wieder, endet das in Missmut. Feindseligkeit und Misstrauen ziehen in die Beziehung ein und jeder denkt vom anderen: Er/Sie meint es nicht mehr gut mit mir. Beziehungen können da eine brutale Dynamik entwickeln, ein Scheitern ist irgendwann nicht mehr vermeidbar. Wäre kultiviert gestritten worden, das Kind wäre vielleicht nicht in den Brunnen gefallen.

Dabei ist Streit an sich nichts Schlimmes. Für die die meisten Psychologen hat Streit eine wichtige Ventilfunktion. Manche Dinge müssen einfach geklärt werden. Auseinandersetzungen zeigen, dass da etwas ist zwischen den Partnern. „Wir streiten uns nur mit Menschen, die uns wichtig sind“, sagt die Psychologin und Buchautorin Berit Brockhausen.

Therapeuten raten Paaren daher, sich für Streitsituationen Regeln zu geben. Partner sollen einen Vertrag vereinbaren, der pauschale Vorwürfe und Beschimpfungen ausschließt. Die Kontrahenten sollten eine Ausstiegsklausel vereinbaren, falls die Emotionen zu hoch kochen. Wer sich aufregt, produziert Stresshormone. Die verschwinden aber genauso schnell, wie sie kommen. Wer den Raum verlässt, hat gute Chancen, sich schnell wieder zu beruhigen.

Zudem sollten Paare erkennen, warum sie sich streiten. Viele glauben, es gehe um Kleinigkeiten – die nicht zugedrehte Zahnpastatube, die herumliegenden Socken, das dreckige Geschirr. In Wirklichkeit geht es aber um etwas ganz anderes, worüber man sich Klarheit verschaffen muss. Ein Streit sollte auch nicht ausufern. 20 Minuten, so Experten, reichen vollkommen aus. Was dann nicht geklärt ist, wird auch nicht mehr geklärt. Endlose Diskussionen machen mürbe und kaputt. Wichtig ist auch, mit welcher Haltung geht man in ein Konfliktgespräch? Ist der Partner Gegner, gegen den etwas durchgesetzt werden soll, oder Verbündeter, mit man eine Lösung finden will? Damit man es nicht leichtfertig zur Eskalation kommen lässt, sollte man zuvor bedenken: Welche Folgen könnte sie haben, und will ich die in Kauf nehmen?

Wer schließlich ein Time-Out im Konfliktfall einfordert, muss unbedingt den Gesprächsfaden wiederaufnehmen. „Es ist sehr wichtig, später weiterzureden und den strittigen Punkt wieder aufzugreifen", sagt Brockhausen. Das sollte allerdings dann nicht morgens vor dem ersten Kaffee oder abends todmüde auf dem Sofa sein. Je nachdem, wie man den Partner anspricht, lässt sich ein Gespräch lenken. Man kann sagen: „Das war unmöglich von dir.“ Man kann den anderen aber auch zur Auseinandersetzung einladen: „Das hat mich total beschäftigt. Es würde mich interessieren, was du darüber denkst.“ Falsch ist es, den Partner mit Vorwürfen zu überschütten. Und statt sich frontal am Tisch gegenüberzusitzen, könnte man auch spazieren gehen und Händchen halten, dann hört man sich anders zu.

Ob Versöhnung möglich ist, liegt daran, wie zuvor gestritten wurde. Kultiviertes Streiten gibt jedenfalls Raum für Versöhnung. Und wie die Forscher herausgefunden haben ist die in den meisten Fällen besser für die Gesundheit. In diesem Sinne: Ein glückliches, versöhnliches und gesundes 2018.


Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und engels-kultur.de/thema

Aktiv im Thema

familiensache-koeln.de | Beratung von Familien im Konfliktfall – der Kölner Verein sieht sich als „Anwalt der Kinder“, die bei Streit und Trennungen am meisten leiden.
partnerschaft-beziehung.de | Die Diplompsychologin und Psychotherapeutin Dr. Doris Wolf hat auf dieser Webseite wichtige Tipps für erfüllte Partnerschaften zusammengetragen.
mediator-finden.de | Sind Konflikte erst einmal festgefahren, hilft häufig nur Vermittlung durch Dritte. Die Suchfunktion erlaubt die eingeschränkte Suche für den familiären Bereich.

Konflikte gehören zum Leben: Was nagt an Ihnen?
Vergeben und vergessen? Zukunft jetzt!
Schreiben Sie uns unter meinung@choices.de.

Bernhard Krebs

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Alter weißer Mann

Lesen Sie dazu auch:

„Einer wählt CDU, der andere die Linke“
Paartherapeut Michael Cöllen über Streitkultur und Versöhnung – Thema 01/18 Versöhnung

Miteinander streiten. Nicht gegeneinander
Mediatoren vermitteln in Familien – Thema 01/18 Versöhnung

Mit Frühstückseiern reden?
Versöhnung beginnt am Küchentisch – Thema 01/18 Versöhnung

Leitartikel

Hier erscheint die Aufforderung!