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Die Atmosphäre lässt sich nicht programmieren
Foto: liliya/Adobe Stock

Keine Frage der Technik

26. Juni 2025

Teil 1: Leitartikel – Eingriffe ins Klimasystem werden die Erderwärmung nicht aufhalten

Das Ziel, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen ist gescheitert – trotz Bemühungen seit mehr als 30 Jahren. Jedes weitere Zehntel oder Hundertstel globaler Temperaturerhöhung muss vermieden werden, wenn wir – vor allem aber unsere Kinder – nicht in einem Backofen leben wollen. Da Politik und Wirtschaft weder in der Lage, noch Willens scheinen, den Treibhausgas-Ausstoß zu verringern, flöten sie vermehrt das Lied von der technischen Bewältigung der Folgen des Klimawandels. Der Zauberbegriff lautet: Climate Engineering (CE). Alleine im ersten Quartal 2024 wurden laut FAZ 8,1 Milliarden US-Dollar in Climate-Tech-Startups investiert – ein Rekordhoch. Doch wo viel Geld hin fließt, da geht es vor allem um Profit, den sich Anleger und Risikokapitalgeber versprechen, die nicht selten der fossilen Industrie entstammen. Dabei spielen auch staatliche Subventionen einen Rolle, womit eine erneute Umverteilung zugunsten der Verursacher der Klimakatastrophe droht.

Profitable Risiken 

Dennoch wird von den Profiteuren der Investitionswelle die Hoffnung genährt, mit CE ließen sich die Auswirkungen des Klimawandels technisch mindestens mildern. Grob lässt sich CE in zwei Gruppen von Techniken einteilen: Eine Gruppe konzentriert sich darauf, die Erde vor einem Teil der Sonneneinstrahlung abzuschatten. So soll weniger Wärme aus Sonnenstrahlung entstehen, wodurch wiederum die Erwärmung durch Treibhausgase kompensiert werden soll. So sollen etwa Spiegel außerhalb der Erdatmosphäre im Weltraum platziert werden. Oder es soll die Wirkung von Vulkanausbrüchen mittels Schwefelaerosolen nachgeahmt werden, die die Erde vom Sonnenlicht abschatten und sie so um einige Zehntelgrade abkühlen. Was elegant klingt, ist mit Schwierigkeiten verbunden und das vorherige Klima gibt’s so ebenfalls nicht zurück. Vielmehr bestünde die Gefahr, dass sich Strömungen in der Atmosphäre weiträumig verschieben. Die Folgen könnten sein, dass auf die Monsunzeiten ebenso wenig Verlass wäre, wie auf die bisherige Verteilung von Trocken- und Regenzeiten – Gegebenheiten, an die sich die Landwirtschaft in vielen Gegenden seit Jahrtausenden angepasst hat.

Unvorhersehbare Folgen

Die zweite Gruppe beschäftigt sich mit der Speicherung von CO2 und wird derweil auf Island getestet. Dort saugen große Rotoren Luft ein und das enthaltene Kohlendioxid wird mittels chemischer Reaktion gebunden und in Gestein gepresst. Dass das ganze auf Island stattfindet ist kein Zufall, gibt es dort doch große Mengen geothermischer Energie, die für diese energieintensive Technik nötig sind. Geothermie ist in der BRD aber nicht in den Massen zu haben und zusätzlichen Energieverbrauch können wir uns nicht leisten.

Eine weitere Möglichkeit könnte es daher sein, Pflanzen anzubauen, die Kohlendioxid aufnehmen. Nur wären hierfür gigantische Anbauflächen nötig, wie eine Berechnung des Weltklimarats zeigt. So ließe sich mit Biomassekraftwerken, in denen schnell wachsende und bald wieder geerntete Pflanzen mit verschiedenen Abfällen gemischt verbrannt werden, Energie gewinnen. Doch dann müsste es wiederum gelingen, das bei der Verbrennung entstehende CO2 zu binden und zu speichern. Allerdings wird es in diesem Szenario mit der Anbaufläche eng. Denn wollte man so den Temperaturanstieg bei 1,5 Grad Celsius halten, wäre im schlimmsten Fall eine Anbaufläche mindestens doppelt so groß wie Indien nötig. Schon dieses aberwitzige Beispiel macht deutlich: Technisch werden wir dem Klimawandel und seinen Auswirkungen nicht beikommen.

Bernhard Krebs

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