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Film-Ikonen neu kopiert und erstmals getanzt: Thelma und Louise
Foto: Dominik Siebel

Thelma und Louise mal getanzt

06. Juli 2011

„Sweded“ ist eine Aufsehen erregende Produktion von Silke Z – Tanz in NRW 07/11

Ein Malheur ist geschehen. Die beiden Angestellten einer Videothek in Michel Gondrys Film „Be kind Rewind“ stellen fest, das etliche Videobänder mit Filmklassikern aus Versehen gelöscht wurden. Kurzerhand drehen sie die Filme mit der eigenen Kamera nach und bieten sie als teure schwedische Kopien an. „Sweded“ ist eine Bezeichnung für diesen neuen, kreativen Umgang mit den Ikonen der Moderne. Die Kölner Choreografin Silke Z. holt das Konzept unter dem Titel „Sweded – das Leben als Kopie“ augenzwinkernd in die Welt des Tanzes. So erobern die „Titanic“, „Dirty Dancing“, „Pulp Fiction“ oder „Thelma & Louise“ den Zuschauerraum, wir hören die Originalszenen und sehen auf großen Leinwänden die nachinszenierten Filmszenen. Komik und Pathos durchdringen sich wechselseitig mit köstlicher Ironie. Aber es steckt auch vom ersten bis zum letzten Moment eine große Konzentration in dieser Produktion, die Silke Z. jetzt an drei Tagen in Köln in der Feuerwache zeigt.

Vieles kommt in dieser erstaunlichen Produktion zusammen, was über Jahre seine künstlerische Dichte entwickelt hat. Da sind die Bilder von Dominik Siebel und André Zimmermann, die auf wundersame Weise funktionieren. Sie besitzen Klarheit und brillieren in den Nahaufnahmen. Die Sicherheit der Kamera findet man auch in einem begeisternden Ensemble (Bruno Alves, António Cabrita, Barbara Fuchs, Catarina Goncalves, Morgan Nardi, Francesco Pedone, Caroline Simon, Emily Welther), das sich aus Tänzern mehrerer Generationen zusammensetzt. Sie agieren hier als Schauspieler und als Persönlichkeiten, die mit ihrer Präsenz die Leinwand füllen, als sei nichts auf der Welt leichter. Barbara Fuchs mit Emily Welther im Auto als Thelma & Louise oder im Wasser mit Morgan Nardi in der Rolle von Patrick Swayze, das ist großes Kino.

Die Projektionen der Filmszenen stehen im Dialog mit einer Choreografie, die erzählend angelegt ist, die uns zeigt, wie sich die Gruppe aus Männern und Frauen entwickelt und verändert. Die großen Bilder des Kinos drücken sich wie eine Matrize in das reale Leben. Eine komplexe Konstruktion, die ihre erstaunlich konkrete Form auf der Bühne findet. Die ästhetisch bedeutendste Leistung dieser Produktion liegt jedoch im virtuosen und zugleich konsequenten Umgang mit Live-Performance und Projektion. Das, was fast nie im Museum oder auf der Bühne funktioniert, das gelingt hier. Die digitalen Bilder beherrschen einmal nicht die körperliche Präsenz der Darsteller, beides wird strikt voneinander getrennt. So funktioniert der Dialog der Medien.

Mit dieser Produktion dringt Silke Z. künstlerisch in eine neue Dimension vor. „Sweded“ sprengt den Rahmen der Kölner Tanzlandschaft. Nach dieser Produktion kann sie nicht mehr zurück in die engen Kölner Verhältnisse, das wäre ein Rückschritt. Jetzt sind die Förderungen von Stadt und Land gefragt, einer Truppe den Weg auf nationaler Ebene vorzuzeichnen.

„Sweded“ von Silke Z. I Alte Feuerwache Köln, Melchior Straße 3 I 7.-9.7. je 20 Uhr
0221 973 15 50

THOMAS LINDEN

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