Wenn Herbststürme die Blätter von den Bäumen fegen und die Lehrer ihre Jack-Wolfskin-Jacken überstreifen, steht das 23. Köln Comedy Festival (vom 10. bis 26. Oktober) vor der Tür und wartet darauf, dass wir es hereinlassen. Als eine Art Kammerjäger zur Vertreibung von depressiven Schüben und melancholischen Anwandlungen. Stolz verkünden die Macher, dass von den 117 Veranstaltungen über 80 Köln-Premieren und Specials zu verzeichnen sind. Na denn. Schließlich gibt es neben den hinlänglich bekannten Nasen allerhand Neues zu entdecken. Es muss nicht immer von Hirschhausen sein. Oder Mittermeiers Michael, oder Grammels Sascha. Nix gegen die drei Männer mit und ohne Puppen, aber am aufregendsten ist es immer noch, den eigenen Riechkolben in den Wind zu halten.
Zum Beispiel Tobias Mann mit seinem nigelnagelneuen Programm „Verrückt in die Zukunft“ (am 20.10. in der Comedia) zu erleben. Der Mainzer ist das Beste, was einem auf der Suche nach intelligentem Leben auf dem Comedy-Planeten begegnen kann. Oder Malediva auf dem „Barhocker“ (am 18.10. in der Comedia). Tetta Müller und Lo Malinke zeigen das, was sie am besten können: singen, plaudern und sich aufs Blut fetzen. Das macht ihnen so schnell keiner nach. Genauso wenig wie jemand auf die Idee kommt, das menschliche Gehirn mittels einer humoristischen Achterbahnfahrt zu durchstreifen. Immer auf der Spur von Dysfunktionen, bei denen es aus der Kurve geschleudert wird. Sonja Kling, langjähriges Mitglied der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, und John Hudson, der neuseeländische Teufels-Coach, legen unter dem Titel „Mit Hirn, Charme und Melone“ am 11. Oktober im Senftöpfchen-Theater einen wissenschaftlich unterfütterten Thriller vor, bei dem Herz und Hirn gleichermaßen in Wallung geraten.
Einen Ausflug ins Allgäu unternimmt der diesjährige Prix Pantheon-Preisträger Maxi Schafroth: Mit aller gebotenen Hinterfotzigkeit entführt der sympathische Freizeit-Animateur in „Faszination Allgäu“ (am 13.10. im Atelier Theater) auf eine Rinderfarm, wo sich missratene Stadtkinder im Güllebecken tummeln dürfen, um von ihren diversen Phobien geheilt zu werden – nur zum Beispiel. Ein anderer Maxi – mit Nachnamen Gstettenbauer – kümmert sich ebenfalls um die Natur, allerdings um die des Menschen: „Nerdisch by Nature“ heißt der Einblick in die Welt der Nerds (am 18.10. im Ersten Kölner Wohnzimmertheater), also um Gestalten, die in dunklen Kellern hausen und das Tageslicht scheuen wie weiland Graf Dracula.
Spannend wird es im Übrigen auch im Bürgerhaus Stollwerck, wo sich der Sensenmann persönlich ein Stelldichein gibt und über seinen undankbaren Job lamentiert (am 16.10.): „Mein Leben als Tod“ heißt die schaurige Abrechnung mit Gott und den Menschen, die nichts mit ihm zu tun haben wollen – vergeblich. Eine beträchtliche Fangemeinde hat dagegen Anny Hartmann um sich geschart. Seitdem sie als Kabarettistin unterwegs ist, wächst diese nicht nur stetig an, auch sie selbst gewinnt unentwegt an Format, Witz und Souveränität. Längst könnte sie in ihrer Heimatstadt Köln größere Häuser füllen. Das würde aber nicht zu ihrer Loyalität gegenüber dem Theater 509 passen, das ihr von Anfang an Auftrittsmöglichkeiten verschafft hat: Treue, die mit Haltung punktet.
Zu neuen Ufern bricht auch die RebellComedy auf: „Deutscher Frühling“ ist alles, nur nicht germanenhaft. Die Multi-Kulti-Truppe mit anarchistischem Touch bricht mit teutonischer Pointen-Gläubigkeit und berechenbaren Lachern. Also: Wer Frischfleisch aus aller Herren Länder erleben möchte, in Deutschland abgehangen und durch den Wolf gedreht – hier ist er (oder sie) richtig. Meint wie immer im Brustton der Überzeugung die Ihnen stets ergebene
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