Lessing hat es derzeit nicht leicht auf deutschen Bühnen. Außer seinem „Nathan“, dessen dialektische Toleranzforderung gerne weitergetragen wird, tauchen seine Frauenstücke kaum in den Spielplänen auf. Umso erfreulicher, dass das Theater Bonn Lessings Komödie „Minna von Barnhelm“ in einer Inszenierung von Charlotte Sprenger auf die Bühne bringt. Die junge Regisseurin hat in zahlreichen Arbeiten bewiesen, wie erfrischend und neu ihr Blick auf Stücke ausfallen kann. „Minna von Barnhelm“ handelt von dem Kriegsheimkehrer von Tellheim, der aufgrund eines überzogenen Helden- und Ehrbegriffs meint, seiner Verlobten Minna von Barnhelm nicht würdig zu sein – was sie höchst selbstbewusst mit einer wirkungsvollen Intrige kontert.
In Köln setzt Schauspiel-Intendant Stefan Bachmann seine Beschäftigung mit dem kanadisch-libanesischen Autor Wajdi Mouawad fort, der seit 2016 Direktor des Théâtre national de la Colline in Paris ist und dort vor zwei Jahren sein Stück „Vögel“ herausbrachte. Eine Mischung aus politischem Thriller, Märchen und antikem Drama, das den Nahostkonflikt mit einem Familienkonflikt verbindet. Der junge jüdische Biogenetiker Eitan verliebt sich in New York in die arabischstämmige Doktorandin Wahida. Als er seine Geliebte seiner Familie vorstellt, kommt es zum Eklat. Eitan reist mit seiner Freundin nach Israel und gerät in die Auseinandersetzungen des Nahostkonflikts. Während sich Wahida dort ihrer arabischen Herkunft bewusst wird, entdeckt ihr Geliebter ein dunkles Familiengeheimnis.
Kriege, Ideologien oder Massenbewegungen basieren zu einem nicht unerheblichen Anteil auf rauschartigen Zuständen. Grenzen werden überschreitbar. Die Gruppe Analog um Regisseur Daniel Schüßler setzt ihre Reihe zu Untersuchungen des Unbewussten mit dem zweiten Teil Psychonauten: Rausch (AT) fort. Ausgangspunkt des Projekts ist die Dokumentation „Bar 25: Tage außerhalb der Zeit“, die den legendären Berliner Club porträtierte. „Psychonauten: Rausch“ untersucht verschiedene Erscheinungsformen des Rauschs von der Religion über das Geld bis zur Massenbewegung. Erleuchtung steht neben Zerstörungspotential, Individuum neben Kollektiv, Grenzerweiterung neben Grenzüberschreitung.
„Minna von Barnhelm“ | R:Charlotte Sprenger | ab 12.9. | Theater Bonn | 0228 77 80 08
„Vögel“ | R: Stefan Bachmann | ab 20.9. | Schauspiel Köln | 0221 22 12 84 00
„Psychonauten: Rausch (AT)“ | R: Daniel Schüßler | ab 11.9. | Studiobühne Köln | 0221 470 45 13
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