Werbung stellt Menstruation gerne unrealistisch dar, etwa noch vor kurzem mit blauem ,Blut’ und selbstverständlich suggeriert sie, mit der Wahl der richtigen Produkte gestalte sich der Periodenalltag ganz einfach. Diane Sophie Durigon ist Inhaberin des feministischen Concept Stores Le Pop Lingerie in Ehrenfeld. Mit Produkten und Workshops versucht sie entgegen den Tabus und der realitätsfernen Darstellungen rund um Sex, Körper und Periode ein bestärkendes, positives Lebensgefühl zu schaffen und einen inklusiven Safe-Space.
„Blut in Gewaltszenen im Fernsehen sind total normal. Vor der Darstellung der Menstruationsblutung wird aber Halt gemacht. Dabei ist sie das Normalste der Welt, das ist wirklich schlimm.“ Durigon fährt fort und betont die Konsequenzen eines lebensfernen Umgangs mit der Monatsblutung: „Neben Krankheiten, die hinter vermeintlich normalen Periodenschmerzen stecken können, fühlen sich viele menstruierende Personen trotz extremer Schmerzen zu Höchstleistungen gezwungen.“ Zu groß sei häufig die Sorge, dass ihre Schmerzen nicht ernst genommen werden, sagt sie.
Immerhin ein Anfang
Daraus resultieren häufig große Belastungen für die Hälfte der Weltbevölkerung, die in der Öffentlichkeit nicht oder nicht angemessen aufgegriffen werden. Durigon ist froh, dass es mittlerweile auch positive Diskussionen um Umgang mit der Menstruation und mehr Verständnis gibt. Ein Menstruationsurlaub, wie er in Spanien eingeführt wurde, sei eine wichtige Maßnahme, die den Alltag menstruierender Menschen erleichtere. Auch die Senkung der sogenannten Periodensteuer sei ein Anfang und sie sei froh, dass öffentliche Toiletten vermehrt Menstruationsprodukte anbieten.
Durigon verweist auf die Menstruationsunterwäsche, die sie neben ihremLingerie-Sortiment anbietet. Diese Unterwäsche sei revolutionär, zeige aber auch, wie die Periode trotz ihrer Natürlichkeit vom Menschen getrennt werde. „Wer eine Perioden-Unterhose trägt, braucht keine weiteren Produkte, die das Blut im Körper halten. Zwei Schichten sorgen dafür, dass das Blut, nachdem es aus dem Körper läuft, absorbiert wird und ein trockenes Tragegefühl entsteht.“ Bei näherer Betrachtung aber verdeutliche das Aufhalten eines natürlichen Hergangs des Körpers die Absurdität und das Ausmaß des gesellschaftlichen Umgangs mit der Menstruation. In diesem Zusammenhang spricht sie auch von dem Privileg, über das manche Menschen verfügten, den Alltag mit Rücksicht auf ihren Zyklus zu gestalten.
Mit Irrglauben groß geworden
Freilich spielt neben medialen Erzählungen auch das Elternhaus eine Rolle, wenn es dazu beiträgt, die Periode zu tabuisieren. „Ältere Generationen sind selbst in dem Irrglauben groß geworden, die Menstruation in eine schambehaftete Schublade zu stecken. Das wird an die Kinder weitergegeben und die männliche Miteinbindung häufig exkludiert.“ Umso glücklicher ist Durigon über die positiven Trends, von denen sie glaubt, dass sie auch Beziehungen verändern könne. Wenn in Hetero-Beziehungen angefangen werde, Blut sichtbar werden zu lassen und auch Sex während der Periode als etwas Normales gehandhabt werde, dann könne ein gemeinschaftliches Gefühl erst entstehen, ist sie zuversichtlich.
Meine Meinung zu diesem Thema
DER GESCHMACK VON BLUT - Aktiv im Thema
profamilia.de/angebote-vor-ort/nordrhein-westfalen/beratungsstelle-koeln-zentrum/sexualpaedagogikyouthwork | Profamilia bietet sexualpädagogische Beratung für Jugendliche, Eltern und Institutionen an.
andheri-hilfe.de/informieren/gesundheit-ermoeglichen/tabu-menstruation-in-indien | Die in Bonn ansässige NGO Andheri Hilfe erklärt, welche Folgen das Menstruations-Tabu in Indien für die Betroffenen hat.
zukunftsinstitut.de/artikel/zukunftsreport/menstruation-wird-mainstream | Der Beitrag des Zukunftinstituts wägt ab, ob in Fragen der Menstruation nun endlich aufgeklärte Zeiten anbrechen.
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