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Fabien Prioville und Pascal Merighi in „Experiment on Chatting Bodies“
Foto: Klaus Dilger

Rien ne va plus – Nichts geht mehr?

28. März 2013

Kölner „Streichkonzert“ auf neuem Höhepunkt – Tanz in NRW 04/12

Der Tanz in Köln steckt in einer fundamentalen Krise. Sicher, das ist keine überraschende Feststellung, haben sich doch in den letzten Jahren die Hiobsbotschaften gehäuft, so dass man sich nach und nach daran gewöhnte, den Tanz auf abschüssiger Bahn zu sehen. Doch diesmal geht’s ans Eingemachte. Die Gastspielreihe Tanz, etabliert als Ausgleich zum verlorenen Ensemble an den Bühnen, soll aufgegeben werden. Und zwei wichtigen Tanzorten, dem Raum für TanzPerformanceKunst von Barnes Crossing in Sürth und der Bühne der Kulturen, dem Arkadas-Theater in Ehrenfeld, soll die Förderung entzogen werden. Also alles nur ein Finanzproblem? Nein. Gleich, ob die Steuereinnahmen sprudeln oder die städtischen Einnahmen tatsächlich zurückgehen, mit dem Sparzwang als „Totschlag-Argument“ wurde im Tanz noch jede Debatte beendet.

Die Umstände des Verwaltungs-Vorschlags sind nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist das verheerende Signal, das von dieser „Kahlschlagpolitik“ ausgeht. Während Mittelstädte wie Hagen oder Münster tragbare Lösungen für ihre Tanzkompanien gefunden haben, Dortmund sogar die Förderung erhöht, kennt Köln nur einen Lösungsweg: streichen und kaputtsparen. Dem steuerzahlenden Bürger werden damit wesentliche Kulturangebote entzogen. Einziger Protest bislang: eine Petition für den Erhalt der Tanzgastspiele. Mit seiner einseitigen Sparpolitik isoliert sich Köln zunehmend. Es wäre nicht das erste Mal, dass Kölner Kulturpolitik mit „Kulturdilletantismus“ (Süddeutsche Zeitung) gleichgesetzt wird. Unbedacht und kopflos, so scheint‘s, agiert das Kulturamt seit dem Weggang von Amtsleiter Schmidt-Werthern. Hat man dort überhaupt nachgedacht, was für Folgen der Verlust der Spielstätte für die fünf ChoreografInnen von Barnes Crossing hat? Wo produzieren sie, wo führen sie demnächst auf? Und wo führen die anderen Kölner Tanzschaffenden auf, die die Tanzbühne in Sürth zunehmend genutzt haben? Steigende Zuschauerzahlen belegen, dass es sogar gelungen war, das Publikum an diesen etwas außerhalb gelegenen Ort zu binden.

Nun soll der Ort aufgegeben werden. Nach dem Flopp mit dem Interims-Tanzhaus, bei dem das Kulturamt Hunderttausende in den Sand gesetzt hat, jetzt also der nächste Kultur-GAU. Fehlt nur, dass den Künstlern noch die Schuld zugeschoben wird, keine geeignete (und finanzierbare) Produktions- und Spielstätte in Köln zu finden. Sollen Künstler jetzt zu ihren eigenen Projektentwicklern werden? Es ist das Kulturamt, das seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Dabei sind die Struktur-Defizite seit Jahren bekannt. Nur Lösungen hat die Verwaltung bislang nicht angeboten. Wurde das Tanzhaus im Tanzförderkonzept 2011 noch als „unverzichtbar“ bezeichnet, ist 2013 auch nicht ansatzweise erkennbar, was unternommen wird, um diesem Ziel wenigstens mittelfristig näherzukommen. Bislang jedenfalls glänzt das Referat Tanz nicht mit Initiativen zur Infrastrukturverbesserung. Als reine Zahlstelle aber ist diese Funktion überflüssig. Vielleicht sollte man besser hier den Rotstift ansetzen.

Klaus Keil

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