Es ist endgültig: Am 15. September schließt das Underground nach 29 Jahren seine Tore. Der Bitte um Aufschub, um gebührend das 30-Jährige zu feiern, ist die Stadt aus planerischen Gründen nicht nachgekommen. An der Stelle des geschichtsträchtigen Clubs wird eine Schule entstehen. Und so bleiben nur noch die vielen Konzerte und Parties, die seit 1988 hier stattfanden, als Erinnerung. Das Heliosfest am 9. und 10. September wird aber noch stattfinden. Die Philharmonie ist hingegen auch nach dem Konzert der Einstürzenden Neubauten Anfang Mai nicht vom Abriss bedroht. Hier spielt am 9.9. der israelische Bassist Avishai Cohen mit seinem Trio (Avishai Cohen b, voc; Omri Mor p; Itamar Doari perc). Der ehemalige Bassist von Chick Corea ist vor einigen Jahren von New York in seine Heimat zurückgekehrt und verbindet seitdem seinen rhythmisch komplexen, aber weich klingenden Jazz mit nahöstlichen Motiven. Sein Programm deckt das letzte Album „From Darkness“ und ältere Stücke in neuen Arrangements ab (9.9., 20 Uhr, Philharmonie).
Vermutlich hatten die Musiker aus Olympia, Washington noch nie von der eher gruseligen deutschen Westcoast-Pop-Band gleichen Namens gehört, als sie sich Lake nannten. Aber wahrscheinlich kennt auch keiner ihrer Fans die deutschen Lake, obwohl die in den 70er Jahren auch in den USA eine kleine Fangemeinde hatten. Sei‘s drum, diese neuen Lake machen zart schmelzenden Indie Pop mit Raffinesse und Jazz-Feeling und stellen nun ihr neues Album „Forever or Never“ live vor. Dass die Amerikaner nach vielen Jahren bei K Records mit diesem Album nun beim deutschen Label Tapete gelandet sind, ist im Zusammenhang mit dem Bandnamen aber höchst kurios. Dort wird man ihnen inzwischen sicher von den deutschen Lake erzählt haben, aber jetzt ist es zu spät (9.9., 21 Uhr, King Georg). Wie Avishai Cohen verbindet auch der äthiopische Musiker Mulatu Astatke Jazz mit den Klängen seiner Heimat. Einigen ist er vielleicht erst bekannt, seit Jim Jarmusch seine Musik für „Broken Flowers“ verwendet hat. Doch in seiner Heimat hat der Musiker und Komponist, der in den 60er Jahren in England und den USA studierte und auch erste Platten aufnahm, mit seiner Ethio-Jazz genannten Mischung aus Jazz, Latin und äthiopischer Tradition seit den 70er Jahren unüberhörbare Spuren hinterlassen. Jetzt kommt der 73-Jährige live nach Köln (14.9., 20 Uhr, Die Kantine).
Als Maximo Park im Jahr 2005 mit ihrem Debüt aufkreuzten, war ihre Musik gleichermaßen poppig und rockig. Ihr neues Album „Risk to Exit“ ist ihr sechstes reguläres Album und wieder ein wenig schärfer im Tonfall als die Vorgänger. Das ist gut und passt zu den politischen Klängen, die sie nach Brexit, Trump etc. anstimmen. Und doch schleicht sich immer wieder musikalische Seichtheit ein, wo die Wut und Schärfe der aggressiveren Stücke wünschenswert gewesen wären. Live sollte es mit dem Energielevel aber sicher klappen (25.9., 20 Uhr, Live Music Hall). Seit 20 Jahren zieht Erobique als improvisierender Alleinunterhalter durch die Clubs und schiebt die Stimmung mit seinem unkonventionellen Disco und House an. Zwischendurch war er zusammen mit DJ Koze und Cosmic DJ das Trio International Pony, hat die Musik für Studio Brauns Fraktus-Mockumentary geschrieben und macht schon lange Musik für Theater und Film („Stromberg“, „Tatortreiniger“ und aktuell die Musik zur neuen Regener-Verfilmung „Magical Mystery“). Jetzt kann man ihn wieder ohne Netz und doppelten Boden live erleben (30.9., 23 Uhr, Gloria).
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