„Acht Brücken. Musik für Köln“ ist der Nachfolger der MusikTriennale. Nach sechs erfolgreichen Ausgaben – von 1994 bis 2010 – mündete die MusikTriennale in den deutlich kompakteren Nachfolger, dessen Programm sich jeweils um einen Vertreter der Neuen Musik konzentriert. Nach Pierre Boulez, John Cage und Iannis Xenakis steht in diesem Jahr Komponist György Ligeti im Zentrum des über das gesamte Stadtgebiet verteilten Festivals.
Unter dem Thema „Im Puls“ beschäftigt sich „Acht Brücken“ anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Fließbandfertigung bei Ford mit dem Gegensatz von menschlichem Takt und maschinellem Puls, den Charlie Chaplin schon 1936 so anschaulich in seinem Film „Moderne Zeiten“ vorführte. Auch der nicht elektronisch arbeitende, aber von elektronischer Komposition beeinflusste György Ligeti spiegelt dieses Spannungsfeld wieder. Ligeti, 1923 in Rumänien geboren und 2006 in Wien gestorben, floh 1956 aus Ungarn nach Österreich. Kurz darauf arbeitete er für ein Jahr am Studio für elektronische Musik des WDR, wo er Stockhausen und andere „Elektroniker“ kennenlernte. Hier wirkten die Prinzipien der elektronischen Musik, die er auf seine Instrumental- und Vokalwerke anwendete, nachhaltig auf ihn ein. In diesem Zusammenhang entwickelte er das Prinzip der Klangflächenkomposition, das ihn mit Komponisten wie Krzysztof Penderecki verbindet. Ganze 24 Werke von Ligeti stehen in diesem Jahr auf dem Programm von „Acht Brücken“. Daneben gibt es zahlreiche weitere Konzerte mit Stücken von bekannteren Komponisten wie Steve Reich, Frank Zappa, James Tanney, Pierre Boulez, Conlon Nancarrow, Harry Partch, John Zorn uvm., aber auch 21 Uraufführungen jüngerer Kollegen. Zu nennen sind auch die vielen Auftragswerke des WDR, der als Gesellschafter neben der Stadt Köln und der KölnMusik auch inhaltlich stark in die Programmgestaltung involviert ist. Der WDR ist zudem verantwortlich für diverse Radioübertragungen und eine Fernsehübertragung.
Ligetis Interesse für afrikanische Rhythmen greift das Festival mit den Konzerten des Afrika-Wochenendes „Im Puls Afrika“ auf, das von einem Konzert der Sängerin Dobet Gnahoré in der Philharmonie gekrönt wird. Der WDR wird eine Dokumentation des Afrika-Wochenendes für das Fernsehen produzieren. Wie bereits in den letzten Jahren steuert auch die c/o pop einige Pop-affine Veranstaltungen bei, die sich dem Thema Puls widmen: So sind die düsteren Slow Motion-Jazzer Bohren & der Club of Gore gemeinsam mit den retrofuturistischen Krautrockern Kreidler in der Philharmonie zu hören. Im Stadtgarten spielt das Acid Symphony Orchestra um den House-Produzenten Jori Hulkkonen seine Hommage an den Acid House, während das Kammerflimmer Kollektief mit seinen Stücken zwischen Electronica, Jazz und Noise für Aufgeregtheit sorgt.
Das Rahmenprogramm von Acht Brücken ist nicht minder vielseitig: Performances, Kinderveranstaltungen und Mitmachaktionen lockern das Konzertprogramm auf, und in der Acht Brücken Lounge im Festzelt hinter dem Museum Ludwig kann man die Abende musikalisch ausklingen lassen. Finanziell steht das Festival, dessen Austragung schon jetzt bis 2018 gesichert ist, dank großzügiger Förderung durch die Stadt Köln und potenter Sponsoren gut da. Und auch die Besucherzahlen sind seit der Premiere im Jahr 2011 stetig gestiegen.
Acht Brücken. Musik für Köln – „Im Puls“ | 30.4.-11.5., diverse Orte im Stadtgebiet | Festivalpass: 95,-, ermäßigt 48,- | 0221 280 281
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